MMA
Jan Zander erkämpft sich den WM-Titel

Regensburger gewinnt AFSO-Weltmeisterschaftskampf. Dagegen verlor Ali Haidari den Fight um Muay-Thai-Europameisterschaft.

04.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:19 Uhr
Andreas Allacher

Zum WM-Gürtel gratulierten Jan Zander (3. v. li.) sein Gegner Tresor dos Santos sowie die mitgereisten Fight-Fusion-Fans aus Regensburg. Foto: Fight Fusion

Jan Zander ist Weltmeister. Der Regensburger Mixed-Martial- Arts-Kämpfer (MMA) holte sich den Titel der World All Fight System Organisation (AFSO) im Mittelgewicht bis 83,9 Kilogramm bei einer GN-Xtreme-Veranstaltung im hessischen Gelnhausen durch technischen K.o. in der dritten Runde gegen den Franzosen Tresor dos Santos. Neben Headcoach Zander waren zwei weitere Aktive der Regensburger Fight Fusion Academy bei der Kampfnacht nahe Frankfurt am Start: Ali Haidari verlor unglücklich den Fight um die Muay-Thai-Europameisterschaft. Und Lukas Gruber kam trotz kurze Vorbereitungszeit im AchtMann-Turnier in der Klasse bis 77 Kilogramm auf den dritten Platz.

Nachträglich zu seinem 27. Geburtstag wollte sich der Regensburger Jan Zander selbst beschenken und in seinem fünften Profikampf den WM-Titel der AFSO im MMA holen. Sein Gegner Tresor dos Santos, der für das Mircos Fight Gym Offenburg in den Käfig stieg, galt im Vorfeld als gefährlicher Standfighter, während Zander am Boden favorisiert war. Der Regensburger dominierte den Fight, mit zunehmender Kampfdauer immer deutlicher. Von Anfang an beschäftigte er seinen Gegner derart, dass er seine Stärken gar nicht ausspielen konnte. Spät zwang er ihn im ersten Durchgang in den Bodenkampf – zu spät, um noch die Entscheidung suchen zu können. Zander wirkte in seinen Aktionen zielstrebiger, überlegter und konditionell stärker. Das wurde in der zweiten Runde offensichtlich, als Tresor dos Santos schon früh nach unten musste. „Er hat die Hebel gut verteidigt und die Schläge stark weggesteckt“, spricht Jan Zander voller Respekt von seinem Kontrahenten, der sich auf seinen Kampfstil bestens eingestellt hatte. Doch der 27-Jährige zwang den Franzosen in Runde drei erneut schnell auf den Boden. Nach 1:05 Minuten rief Tresor dos Santos laut „Stopp“ zum Zeichen der Aufgabe – und beendete mit dem sogenannten „Verbal Tapout“ den Hauptkampf des GN-Xtreme 2017.

Gegner kann Stärken nicht zeigen

Als man ihm der Weltmeistergürtel der AFSO überreichte, wusste Zander, dass er alles richtig gemacht hatte: die gezielte Vorbereitung auf den Kampf, das „Gewicht machen“ im unmittelbaren Vorfeld und seine Taktik, den Franzosen von Anfang an zu beschäftigen, dass dessen Stärken gar nicht erst zur Geltung kamen. Schon 24 Stunden nach dem Kampf hatten sich bei ihm einige Herausforderer gemeldet, darunter auch ehemalige Kämpfer des weltweit größten Verbandes UFC (Ultimate Fighting Championship): „Die Gegner werden jetzt natürlich immer stärker“, weiß Zander. Seine nächsten Ziele sind die „London Open“, wo er und Hannah Rauchim Brasilian Jiu-Jitsu gemeldet sind, sowie einige nationale Turniere und Meisterschaften.

Einen starken Auftritt in Gelnhausen zeigte auch Lukas Gruber, der erst zwei Wochen vor dem Turnier das Angebot bekommen hatte, als Ersatzmann für einen verletzten Kämpfer einzuspringen. Zu dem Zeitpunkt wog er 90 Kilogramm, binnen der zweiwöchigen Vorbereitung trainierte er mit viel Disziplin und Ehrgeiz auf 77 Kilogramm ab. Zum Start in dieses Acht-Mann-Turnier besiegte er Frederic Jodl im schnellsten Kampf des Abends in weniger als einer Minute durch Kimura – einem Hebel, der seinem Erfinder Kimura Masahiko benannt wurde.

Das Halbfinale gegen René Runge ging über die volle Distanz von dreimal drei Minuten. Das Kampfsport- und Athletik-Magazin „Ground & Pound“ wertete diesen Kampf als „Fight of the Night“. Lukas Gruber brachte Runge immer wieder zu Boden und zwang ihn in verschiedene Aufgabegriffe. Allerdings konnte er den Kampf nicht beenden. So mussten die Schiedsrichter entscheiden: „Split Decision“ – der Hauptschiedsrichter und das Publikum sahen Lukas Gruber als Gewinner, jedoch nicht die Punktrichter. Somit verpasste der Fight-Fusion-Kämpfer das Ticket für das Finale.

Lukas Gruber holt Platz drei

Im Kampf um Platz drei gegen Damian Pikula musste Lukas Gruber ein paar Treffer wegstecken, ehe er seinen Gegner auf den Boden brachte und in der zweiten Runde wieder durch Kimura den Sack zumachte.

Weiteren Grund zur Freude hatten die MMA-Sportler nicht nur der Fight Fusion Regensburg in ihrem Bemühen, für das Image ihres Sports zu kämpfen: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat kürzlich die Berufung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), die 2010 aufgrund des Gewalteinsatzes und der Tabubrüche die Ausstrahlung solcher Kämpfe im Fernsehen gestoppt hatte, gegen ein Urteil das Bundesverwaltungsgerichts zurückgewiesen und ließ eine Revision nicht zu. Damit hat das Gericht den Weg für die UFC ins deutsche Fernsehen freigemacht, wovon sich Jan Zander „viel Auftrieb“ für den Kampfsport erhofft.

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