SSV Jahn
Klein und schnell: Vorsicht, Nandzik!

Auf dem Platz ein Wirbelwind, daheim ruhig und nachdenklich – die zwei Gesichter des Flügelflitzers vom SSV Jahn Regensburg.

08.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Mit seinen 1,72 Metern ist er nicht der Größte: Alexander Nandzik (rechts) weiß sich dennoch zu wehren. −Foto: Nickl

Alexander Nandzik trägt eine silberne Halskette mit einem Anhänger: einem Kreuz. Der Glaube an Gott gibt ihm Kraft, sagt er. Kraft, die ihm auf und neben dem Fußballplatz hilft: „Es ist wichtig, sich von Enttäuschungen und Niederlagen nicht umwerfen lassen, sondern daraus zu lernen und besser zu werden.“ Diese Lebenseinstellung hat Nandzik dabei geholfen, seinen Traum, Fußball-Profi zu werden, zu verwirklichen. Und dieser Traum hat ihn vor einem Jahr zum SSV Jahn Regensburg geführt.

Wenn die Mutter in der Fußball-Bundesliga der Frauen gespielt hat, dann ist es Ehrensache, dass der Sohn ebenfalls ein Kicker wird. „Die haben immer gesagt: Das hat er von der Mama“, erzählt Nandzik aus seiner Jugendzeit in Bergisch Gladbach. Dort wurde er vor 24 Jahren geboren. Die Vergleiche mit Mutter Ingrid, die mit der SSG siebenmal die deutsche Meisterschaft gewann, haben ihn die ersten Jahre begleitet: „Sie war auch klein und schnell und hat ebenfalls auf dem Flügel gespielt, da lag das nahe.“

Nandzik musste allerdings früh lernen, alleine zurechtzukommen. Mit zwölf Jahren wechselte er zu seinem Lieblingsverein, dem 1. FC Köln, und blieb dort bis zur U19. Danach versuchte er sich bei mehreren Klubs – „obwohl ich kein Wandervogel bin, das hat sich einfach so ergeben“ –, bis er vor einem Jahr vom Chemnitzer FC an den SSV Jahn ausgeliehen wurde. Nandzik schlug voll ein.Im Sommer gaben ihm die Regensburger einen Vertrag über drei Jahre.Ein großer Vertrauensbeweis, findet er: „Ich bin einfach nur dankbar dafür. Das will ich jetzt mit Leistung zurückzahlen.“

Szenenapplaus für seine Sprints

Es heißt, mancher Gegenspieler kenne von Nandzik nach 90 Minuten nicht sein Gesicht – sondern nur die Rückseite seines Trikots. Nandzik ist nicht nur schnell, er ist ein echter Flitzer. Seine Sprints, die manchmal über 50, 60 Meter gehen, werden von den Regensburger Zuschauern immer wieder mit Applaus auf offener Szene belohnt. Manchmal geht es mit ihm und der Freude am schnellen Laufen aber auch etwas durch.

Als er im Pokalspiel gegen Hertha BSC ein Tor schießt, spurtet er quer über den gesamten Platz. Sein Trainer Heiko Herrlich weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Torjubel, gut und schön, aber er sollte nicht unbedingt derart kräftezehrend sein, ermahnt er seinen Schützling später. Von Nandziks Tempo ist aber auch der Coach schwer beeindruckt. „Da gibt es wenige wie ihn, ich glaube sogar in der Bundesliga“, sagt Herrlich, legt seinem Spieler aber ans Herz, in manchen Situation ruhiger zu agieren. Kühlen Kopf zu bewahren ist für Nandzik allerdings leichter gesagt, als getan. Wenn er einen Fußball sieht, dann werde er ein völlig anderer Mensch, sagt er: „Und wenn ich auf dem Platz stehe, gibt es keine Freunde mehr.“

Im Video erzählt Alexander Nandzik, was ihm der langfristige Vertrag beim SSV Jahn bedeutet:

Auf dem Platz ist er ein Energiebündel. In der Kabine mit den Kollegen oft ein Spaßvogel. „Alex ist immer gut drauf und immer für einen lustigen Spruch gut. Ein verrückter Typ im positiven Sinn“, sagt Mannschaftskamerad Sven Kopp. Er habe aber auch noch eine ganz andere Seite, erzählt Nandzik selbst. Wenn Training und Spiel vorbei sind und er wieder daheim ist, lebe er ganz ruhig und denke viel nach – manchmal sogar zu intensiv: „Nach Spielen mache ich mir meistens zu viele Gedanken.“ Halt gibt ihm dann sein Glaube – und Freundin Corinna. „Sie ist einzigartig“, sagt er. Beide gehen gerne ausgiebig spazieren. Hier tankt Nandzik die Kraft, die er braucht, um sich im Profifußball durchzusetzen.

Eine Ausbildung begonnen

Die vergangenen zwei, drei Jahre haben ihn geprägt. Er hat erleben müssen, dass es nicht immer aufwärts geht. Als er aus Chemnitz in die Regionalliga zum Jahn wechselte, war das auf dem Papier ein Abstieg: „Nach außen hin war es vielleicht ein Schritt zurück. Ich wollte den aber bewusst gehen, um dann wieder zwei nach vorne machen zu können.“

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben Nandzik auch gelehrt, nicht alleine auf den Sport zu setzen. Seit diesem Sommer macht er in Regensburg neben dem Fußball eine Ausbildung zum Bürokaufmann. An die Doppelbelastung habe er sich zunächst gewöhnen müssen, jetzt laufe alles wunderbar. Es mache ihm auch nichts aus, wenn die Teamkollegen nach dem Training mal ein Eis essen gehen, er selbst aber zurück ins Büro muss. Das alles laufe ihm schließlich nicht davon: „Dann gehe ich halt später ein Eis essen.“

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