Sport
Neue Vorwürfe gegen Jahn-Investor

Die Würzburger Kickers schildern ihre schlechten Erfahrungen mit Philipp Schober. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter.

04.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Dass Bild vom dynamischen Unternehmer, das Jahn-Investor Philipp Schober von sich selbst zeichnete hat Risse bekommen. Foto: Lex

Nicht eingehaltene Zusagen und Zahlungsausfälle – von solchen Erfahrungen mit dem Unternehmer Philipp Schober, der über die Global Sports Invest AG 90 Prozent der Anteile an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA hält, berichten die Würzburger Kickers. Schober sollte für die Kickers vorrangig neue Sponsoren anwerben, wie der Fußball-Drittligist am Freitag mitteilte. Dazu gingen die Würzburger 2015 mit Schobers damaligem Unternehmen, der mainspo GmbH, eine Vermarktungskooperation auf Provisionsbasis ein.

Verärgerte Dienstleister

„Die anfangs von Herrn Schober in Aussicht gestellte Zahl neu zu akquirierender Partner wurde bei weitem nicht erreicht“, lässt der Verein wissen. Es sei zu teils erheblichen Diskrepanzen gekommen. Schober habe mündliche Zusagen letztlich bei Vertragsabschluss mit neuen Partnern nicht so umsetzen können, wie angekündigt. Gleichzeitig sei es zu Zahlungsausfällen der mainspo GmbH gegenüber externen Dienstleistern wie einem Lieferanten von Werbebanden gekommen, der den Kickers dann mit der Einstellung des Betriebs für die Rückrunde drohte. Die Würzburger sahen die Aufkündigung der Kooperation mit mainspo als einzige Möglichkeit. Eine Nachfrage vom Freitag bei Schobers Hamburger Anwaltskanzlei zur Kooperation mit den Kickers blieb bisher unbeantwortet.

Schon am Tag, als der Kauf der Jahn-Aktien durch Global Sports Invest vermeldet wurde, ergaben sich durch Recherchen unseres Hauses erste Zweifel am Geschäftsgebaren von Philipp Schober - Hier lesen Sie mehr!

Egal, ob Fußball, Eishockey oder Basketball – die mainspo GmbH und die mainspo marketing GmbH waren in mehreren Sportarten unterwegs. Nach Recherchen unseres Medienhauses kam es aufgrund von Schobers Geschäftsgebaren zum Bruch mit dessen damaligem Geschäftspartner bei der mainspo marketing GmbH. Die Zusammenarbeit habe „nicht funktioniert, sagte er. Schober schied im Herbst 2016 aus der mainspo marketing GmbH aus. Inzwischen ist das Unternehmen aufgelöst. Als Liquidator trat eben jener ehemalige Geschäftspartner Schobers auf. Er habe sich bemüht, Lösungen mit Gläubigern zu finden, sagte er. Betroffene bestätigten das unserem Medienhaus.

Philipp Schobers Einstieg bei Jahn Regensburg: Eine Chronologie

Hier lesen Sie das Interview, das Philipp Schober unserem Medienhaus kurz nach seinem Einstieg als Investor beim SSV Jahn gab.

Mainspo präsentierte sich in Pressemitteilungen aus dem Jahr 2015 als innovatives Sportmarketing- und Sportrechte-Unternehmen. In einem Interview, das Schober 2015 dem Onlineportal Karriere im Sportmanagement gab, warb er: „Wir zeigen Potenzial auf, wo bereits Wirkungsfelder bestehen, und eröffnen neuen Raum für zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dies beurteilen wir fair und beschönigen nicht, wo geradlinige Antworten gefragt sind.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nicht antworten wollte am Freitag der Aufsichtsrat der Global Sports Invest AG. Eine Stellungnahme zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I gegen Philipp Schober lehnte Aufsichtsratsvorsitzender Florian Behensky ab.

Ermittelt wird wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung und des Betrugs. Das Verfahren lief laut Staatsanwaltschaft an, nachdem die Anwälte eines Hotelbetreibers Strafanzeige gegen Schober wegen Insolvenzverschleppung gestellt hatten. Schober soll Hotelrechnungen nicht bezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft habe dann routinemäßig eine Gläubigeranfrage gestartet, um abzuklären, ob weitere Forderungen gegen Schober bestehen. Daraufhin habe sich der FC Bayern München gemeldet und Strafanzeige wegen Betrugs gestellt. Der Verein wirft Schober demnach vor, Eintrittskarten für Fußball- und Basketballspiele nicht bezahlt zu haben.

Schon vor den Enthüllungen unseres Medienhauses war Jahn-Präsident Rothammer auf Distanz zu Investor Philipp Schober gegangen.

Der FC Bayern ließ eine Anfrage dazu am Freitag unbeantwortet. Am Donnerstag hatte Schobers Anwältin mitgeteilt, dass keine strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn geführt würden. Auf erneute Rückfrage unseres Medienhauses am Freitag reagierte sie nicht.

Gekauft hat Global Sports Invest die Jahn-Anteile von der BTT Bauteam Tretzel GmbH. Auf die Frage, wie der Kaufvertrag gestaltet sei, um die Bezahlung sicher zu stellen und ob die volle Kaufsumme schon geflossen sei, antwortete ein Anwalt, der BTT vertritt: „Interessante Frage. Aber Sie wissen ja: Zu Vertragsdetails kann ich keine Auskunft geben.“

Wer hat beim SSV Jahn Regensburg das Sagen? Ein Überblick

Wie steht der Bayerische Fußballverband zum Einstieg von Investoren bei Fußballvereinen?Unser Interview mit BFV-Präsident Rainer Koch.

In mehreren Sportvereinen hat der Jahn-Investor verbrannte Erde hinterlassen. Mehr dazu lesen Sie hier:

Alles über den SSV Jahn Regensburg lesen Sie hier in unserem Spezial.

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