Feiern
Harte Konkurrenz: Neuer Club scheitert

In der Regensburger Szene knirscht es. DJ Pierre schließt das „Weekend“. Er fühlt sich machtlos gegen die Petersweg-Discos.

22.01.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Vor fünf Monaten eröffnete das „Weekend“ in der Adolph-Kolping-Straße. Jetzt zieht der Betreiber die Reißleine. −Foto: Archiv

Man könnte meinen, eine Stadt mit 30 000 Studierenden verträgt sieben Discos. Doch Pierre van Hooven macht nach nur fünf Monaten seinen Club Weekend in der Adolph-Kolping-Straße dicht. Der 33-Jährige zieht die Reißleine, weil ihm die Gäste davonlaufen. Seine Begründung: Es sei schwierig, mit den vier Clubs im Untergrund des Petersweg-Parkhauses zu konkurrieren.

Nachdem alle eröffnet hatten, von der Suite 15 bis zum Gatsby, sei es immer mühsamer geworden, das Partyvolk vom Obermünsterviertel in die östliche Altstadt zu locken. Wem es im Beats nicht gefalle, der ziehe weiter in die benachbarte Suite 15.

„Im Obermünsterviertel sind das Parkhaus und der Burgerladen. Das ist die perfekte Ausgehmeile.“ Auf die Frage, ob das Scheitern nicht auch mit dem Konzept zu tun habe, räumt der DJ ein: „Das spielt auch eine Rolle.“ Pierre van Hooven versuchte zwar, mit Stars und Sternchen wie dem Rapper Kay One und dem Party-Girl Gina-Lisa Lohfink mehr Gäste anzuziehen. An den Veranstaltungstagen gelang das auch. Als der DJ Leshuuk auflegte, drängten solche Massen in den Club, dass der Betreiber einen Einlass-Stopp verhängen musste.

„Das ist die perfekte Ausgehmeile“

Um das Weekend in der ehemaligen Kapelle zu finanzieren, hätte er aber jeden Samstag und Sonntag 500 Besucher gebraucht. Schließlich müsse er hohe Kosten tragen.

Der Vertrag läuft Ende Januar aus. Eine Nachfolgelösung gibt es noch nicht.

Peter Artmann, Chef des Beats im Petersweg-Parkhaus und Sprecher der „Altstadtgastronomie Nacht“ kennt die Regensburger Ausgeh-Szene seit Jahrzehnten. Er glaubt nicht, dass sich zu viele Discos in der Altstadt konzentrieren. „Die Anzahl der Clubs passt“, betont er. „Es ist in den letzten Jahren nichts dazugekommen.“ Wo sich das Weekend befinde, sei vorher die Suite 15 gewesen. Suzie Wong und Karma Lounge hätten zugesperrt und seien mit neuen Namen in den Parkhauskeller umgezogen.

„Regensburg hatte schon immer eine hohe Kneipen- und Clubdichte.“Clubbetreiber Peter Artmann

Nur beim Schimmerlos handelt es sich um eine Neugründung. Die kommentiert Artmann mit einem Satz: „Regensburg hatte schon immer eine hohe Kneipen- und Clubdichte.“

Das Aus fürs Weekendnennt der Gastronomie-Sprecher „eine Magnetgeschichte“ und gibt damit Pierre van Hooven recht. „Wir am Petersweg profitieren eher. Die Gäste kommen von der Suite zu uns und umgekehrt. Das ist ein Austausch.“ Dass DJ Pierre aufhört, will er nicht weiter kommentieren.

Die vom Bauordnungsamt genehmigten Besucherzahlen in den sieben Altstadt-Discos ergeben nicht gerade eine astronomische Summe. Insgesamt sind es 2740. Im Einzelnen: Beats (450), Gatsby (450), Suite 15 (320), Schimmerlos (280), Sudclub (460), Scala (280), Weekend (500).

Würzburg bietet elf Altstadt-Clubs

In Würzburg, das nahezu gleich groß wie die Domstadt ist, feiern die Leute in elf Altstadt-Clubs. Die genehmigten Besucherzahlen kennt Stadt-Pressesprecher Christian Weiß nicht im Detail, aber die Discos dürfen je nach Größe zwischen 200 und 2000 Nachtschwärmer aufnehmen. Insgesamt also wesentlich mehr als in Regensburg.

Trotzdem lastet auch in der Oberpfalz-Metropole ein starker finanzieller Druck auf den Gastronomen. Das zeigt die kurzzeitige Insolvenz der Bulb.Disco.GmbH im Oktober, die das Schimmerlos und die Suite 15 betreibt.Karin Griesbeck von der Filmbühne bestätigte der MZ Ende 2015 den „irrsinnigen Druck“.Es müsse viel Geld bewegt werden, damit etwas übrigbleibt. Griesbeck weilt bis Februar in Kambodscha und teilte über Facebook mit, sie wolle sich während des Urlaubs nicht äußern.

Für Pierre van Hooven ist zwar ein Traum geplatzt, aber er schläft ruhiger als mit der wirtschaftlichen Last vorher. Die zum Teil hämischen Kommentare auf Facebook hat er verdaut.

Nach nur fünf Monaten muss das Weekend-Regensburg von DJ PIERRE VAN HOOVEN schon wieder schließen.

Posted by Mittelbayerische on Mittwoch, 20. Januar 2016

Hauptberuflich legt der gebürtige Münchner von Montag bis Freitag beim Radiosender Gong FM auf und moderiert. Über einen Wiedereinstieg in die Sendung „Sonntags-WG“ verhandelt er.

Für die deutschlandweite „Farbgefühle“-Tour hat der DJ unterschrieben. Am Samstag, 4. Juni, gastiert das Festival im Pürkelgut. „Viele DJ-Anfragen musste ich während der Weekend-Zeit ablehnen, jetzt nehme ich sie wieder an“, erklärt der 33-Jährige. Seine Gastronomie-Pläne hat er nicht aufgegeben.

Zwar wagt sich van Hooven nicht mehr an eine Disco, doch eine Bar könnte er sich vorstellen. „In der Größe wie das Rauschgold in der Obermünsterstraße“, sagt er.

In unserem Video blicken wir noch einmal auf die Eröffnung vor fünf Monaten zurück:

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