Autozulieferer
Die ZF ist in Ostbayern ein Jobmotor

Die Zahnradfabrik Friedrichshafen wird in diesem Jahr 100 Jahre alt und hat nach der Übernahme von TRW ehrgeizige Ziele.

30.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Die ZF Friedrichshafen ist in die Top-Liga der Autozulieferer aufgestiegen. −Foto: dpa

Rund 134000 Mitarbeiter, ein Umsatz von 30 Milliarden Euro und 230 Standorte in 40 Ländern – mit der Übernahme des amerikanischen Unternehmens TRW ist die Zahnradfabrik (ZF) Friedrichshafen AG 2015 in die Topliga der globalen Autozulieferer aufgestiegen. Damit baut der Konzern sein Produktportfolio aus. Zur Getriebe- und Fahrwerktechnik kommen nun Assistenz- und Sicherheitssysteme, Sensorik sowie Lenkungen und Bremsen hinzu.

Auch in Ostbayern zählt das Unternehmen zu den wichtigen Arbeitgebern. In der Region Passau sorgt die ZF oder „Zahnrad“, wie das Unternehmen hier genannt wird, seit knapp 70 Jahren für Bewegung. Von Niederbayern aus wird die Division Industrietechnik gesteuert – eine von fünf Divisionen des Konzerns. In diesem Bereich bündelt die ZF ihre Anwendungen „abseits der Straße“ wie Marine-, Windkraft- und Luftfahrtantriebstechnik, Arbeitsmaschinen- und Prüfsysteme. Diese Sparte setzte 2014 mit rund 9000 Mitarbeitern an 18 Standorten 2,33 Milliarden Euro um. In Passau waren es allein 1,16 Milliarden Euro.

2008 übernahm die ZF die Cherry Corporation im oberpfälzischen Auerbach. Das Ziel war es, die Elektronik- und Mechatronikkompetenz beim Automobilzulieferer zu stärken. Der Ort im Landkreis Amberg-Sulzbach wurde Hauptsitz des Elektronikarms von ZF, der heute das strategische Geschäftsfeld Elektronische Systeme bildet. Von Auerbach aus werden die Aktivitäten im Geschäftsfeld weltweit gesteuert. In einer „Entwicklungsfiliale“ in Regensburg sind derzeit rund 30 Ingenieure und Projektleiter beschäftigt.

Mit den Zeppelinen fing alles an

1946 gründete die ZF die Zahnradfabrik Passau GmbH. In den folgenden 14 Jahren konzentrierte sie sich auf die Produktion von Getrieben für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Um die Abhängigkeit von der Landwirtschaft zu verringern, stellten die damals 3000 Mitarbeiter in Passau-Grubweg ab 1960 zusätzlich Achsen für Baumaschinen her. Die Palette wurde sukzessive erweitert. Es entstand ein zweites Werk in Patriching, das 1983 eröffnet wurde – und in einer immer noch industriearmen Region wurden 700 weitere Jobs geschaffen. 1989 überschritt der ZF-Umsatz in Passau die 1-Milliarde-DM-Grenze. Und die Belegschaft erreichte mit fast 5000 Mitarbeitern das bislang höchste Niveau.

Größe gilt als Erfolgsfaktor

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen hat nach der Übernahme des US-Konkurrenten TRW ehrgeizige Ziele: Der Stiftungskonzern will laut „Handelsblatt“ bis zum Jahr 2025 mehr als 70 Milliarden Euro umsetzen und damit stärker wachsen als die Branche. Das Management setzt damit die Konkurrenten Bosch und Continental erheblich unter Druck.

Größe gilt als entscheidender Erfolgsfaktor in der Branche. Denn die Autohersteller haben dank der Strukturen eine enorme Macht über ihre Zulieferer. Die technologischen Umbrüche, die sich in der Autoindustrie abzeichnen, erhöhen den Druck. Die Zulieferer nutzen die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten, um ihr Geschäftsmodell an Trends wie niedrigeren CO2-Verbrauch, Elektromobilität oder autonomes Fahren anzupassen.

Das Unternehmen in der Oberpfalz

Der Standort Auerbach im Landkreis Amberg-Sulzbach ist der Hauptsitz des ZF-Geschäftsfelds Elektronische Systeme. Im ZF-Konzern steht dieses Geschäftsfeld unter anderem für die elektronische und mechatronische Kompetenz und mittlerweile auch für neue Entwicklungen in der Elektromobilität. 2014 erwirtschafteten 3550 Mitarbeiter des Geschäftsfelds 640 Millionen Euro – laut Mitteilung des Unternehmens bedeutet das ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Standort Auerbach wurde 1973 als Zweigbetrieb von Cherry gegründet, einem amerikanischen Hersteller von Tastaturen, Mikroschaltern und Elektronikkomponenten für die Automobilindustrie. Auerbach – organisatorisch verbunden mit den Standorten Bayreuth und Regensburg – wurde im Laufe der Jahre zum zentralen Entwicklungs- und Produktionsstandort der Cherry Corporation. Im Jahr 2008 erfolgte die Übernahme durch die ZF Friedrichshafen AG.

Fachkräfte-Suche in Regensburg

Den Entwicklungsstandort Regensburg gibt es seit 2010. In der Oberpfalz-Metropole arbeiten 30 Ingenieure als Entwickler und Projektleiter. Das Unternehmen entschloss sich vor fünf Jahren zu dieser „Auslagerung“, weil es Mühe hatte, hochqualifiziertes Fachpersonal auf das „flache Land“ zu holen. Die Präsenz in der Domstadt erleichtert durch die räumliche Nähe auch den Zugang zu den regionalen Hochschulen und deren Absolventen. Die ZF startete in Regensburg mit einem Ingenieurbüro und vier Laborplätzen. Heute teilen sich die Mitarbeiter auf dem Areal von Infineon zehn Laborplätze. Der (Vor-) Entwicklungsschwerpunkt ist den Angaben zufolge eine Technologieplattform Steuergeräte für Automatikgetriebe. (ti)