Sinzing
Pilze und Trüffel sind seine Passion

Die Oberpfälzer Firma Danner vertreibt allein 125 Arten von Schwammerl. Kunden sind vor allem Nahrungsmittelhersteller sowie die Gastronomie.

04.08.2009 | Stand 04.08.2009, 19:19 Uhr

Von Cornelia Lautner, MZ

. Wenn es im Wald nach Schwammerl riecht, weiß Horst K. Danner, dann sind die Pilze gerade dabei, einzutrocknen. Dazu entwickeln sie als eine Art Abwehrreaktion ein neues, zusätzliches Aroma. Wird die Luft feuchter, strahlen die Pilze das dazugewonnene Aroma in die Luft ab. Das hat der Unternehmer, wie er sagt, selbst erforscht und baut seither auf eine eigene Konservierungsmethode für aromatische Pilze. Der Inhaber und Geschäftsführer der Firma Horst K. Danner Pilznahrungsmittelwerk in Sinzing (Kreis Regensburg) befasst sich mit der Produktion von Rohstoffen für die Nahrungsmittelindustrie und ist dabei auf Pilze spezialisiert. Er verkauft die Wald-, Wild- und Zuchtpilze etwa an die Suppen-, Fleisch- und Wurstindustrie, aber auch an Cateringbetriebe, Krankenhäuser und die Gastronomie. Das Wissen über Pilze hat sich der Firmeninhaber in jahrzehntelanger Praxisarbeit angeeignet.

Produktion in Rumänien

Zeitgleich hat er Kontakte nach Osteuropa geknüpft und nach eigener Aussage schnell die europäischen Märkte erobert. „Ich kenne keine Firma in Europa mit einem größeren Pilzsortiment“, sagt er. 125 verschiedene Pilzarten sind es, die bei Danner getrocknet und aufbereitet werden. Dazu kommt ein großes Sortiment an Trüffeln, darunter echte schwarze Trüffel.

„Unsere Trüffel stammen aus den besten Wachstumsregionen der Welt, etwa aus Frankreich, Spanien, Italien oder Istrien“, so Danner. Der Kilopreis der schwarzen Trüffel liege je nach Ernte bei rund 2500 Euro. In einem eigens entwickelten Verfahren wird die Ware erntefrisch konserviert und „eingedost“. Mit einem Spezial-Verfahren und einem eigenen Trocknungssystem veredelt Danner auch alle Pilze.

„Es gibt bisher keine Anlagen, die Pilze 100-prozentig nach Stichigkeit aussortieren“, das heißt nach der Einlagerung von Insekteneiern. Deshalb setzt Danner auf eine Kombination von elektronischen Sortiermaschinen und siebenfacher Handverlesung durch Sortiererinnen. „Diese Arbeit kann man in Deutschland nicht mehr zu einem vernünftigen Preis machen. Lebensmittelhändler und Verbraucher wollen preisgünstige Ware.“ Da das gewerbliche Sammeln von Wildpilzen hierzulande verboten ist und die Sortierlöhne im Inland nicht konkurrenzfähig sind, hat Danner fast die gesamte Produktion nach Rumänien verlagert. Aus der Literatur wusste er, dass die Rumänen kaum Pilze essen, und dass es dort aber große Wälder mit enormen Steinpilzvorkommen sowie potenzielle Sammler gibt.

Doch trotz der niedrigeren Produktionskosten sagt Danner: „Es ist derzeit nicht einfach.“ Die Ansprüche der Kunden hätten sich geändert, statt günstig herzustellenden Großmengen würden sie je nach Bedarf lieber Kleinmengen bestellen. „Das sind Probleme, denen wir uns stellen müssen, die aber verhindern, dass wir mehr Arbeitskräfte in Deutschland einstellen“, so Danner. Die gesamte Pilzware müsse während der Saison eingekauft werden, abgenommen werde sie aber in Teilmengen über das Jahr hinweg. „Die Industrie legt uns hier die gesamte Finanzierung auf die Schultern.“ Den Standort Alling will der Unternehmer trotz der Schwierigkeiten aber auf keinen Fall aufgeben. Mit 30 von insgesamt 850 Mitarbeitern wird die Ware in Deutschland für die Nahrungsmittelindustrie aufbereitet und zu Pulver oder Granulat verarbeitet.

Ein zweites Firmenstandbein

Der Unternehmer beschäftigt sich auch mit Heilpilzen. Dass Pilze auch für medizinische Zwecke genutzt werden können, hat er auf Reisen nach Asien erfahren und sich mit der Mykotherapie (Pilzheilkunde) befasst. Vertreiben kann er die Heilpilze in Deutschland allerdings nur als Nahrungsergänzungsmittel, während sie etwa in Japan bei Krebserkrankungen als Medikament verordnet werden.

Während die Firma Danner international auf dem Mykologie- und Lebensmittelsektor tätig ist, hat sich Horst K. Danner 1965 ein weiteres Standbein geschaffen: die Danco Anlagenbau GmbH. In Osteuropa hat er verschiedene Bereiche der Lebensmittelindustrie kennengelernt. Um die Produktionsprozesse zu optimieren, begann der Betriebswirt, eigene Maschinen zu entwickeln. Seither liefert er mit Partnerfirmen schlüsselfertige Anlagen wie Bio-Speiseölfabriken, Brauereien oder Trocknungs- und Verarbeitungsanlagen für Pilze.

Darüber hinaus hat Danner ein System zur natürlichen „Entwesung“ und Entkeimung getrockneter Nahrungsmittel entwickelt. Dieses soll verhindern, dass sich durch Insektenbefall Maden oder Motten bilden. Bis vor einiger Zeit sei dies nur chemisch oder durch Bestrahlung möglich gewesen. Die Entwicklung der rein physikalischen Druckentwesung stimmt ihn zuversichtlich, was die Absatzchancen anbelangt: „So ein System braucht jedes Land, das gesunde Nahrungsmittel in die EU liefern will.“