Städteranking
Regensburg ist deutschlandweit spitze

Die Oberpfalz-Metropole glänzt im Vergleich der Großstädte mit hoher Lebensqualität und guten Zukunftsperspektiven.

27.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Christine Hochreiter

„Savoir vivre an der Donau“: Im Teilbereich Lebensqualität landet Regensburg auf Platz drei. Foto: dpa

Regensburg ist wieder einmal top.Das ergibt das aktuelle Städteranking, das am Freitag vorgestellt wurde.In der Hitliste der deutschen Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnern landete die Oberpfalz-Metropole insgesamt auf Rang sieben. Vier von fünf Topstädten liegen in Bayern. Neben dem Sieger München und Regensburg sind das Ingolstadt und Erlangen. München punktet laut Mitteilung vor allem mit seiner Lebensqualität, der Entwicklung des Immobilienmarkts, einer ausgewogenen und zukunftstauglichen Wirtschaftsstruktur sowie mit einem hohen Anteil von Akademikern und Kreativen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmobilienScout24 hat das Institut der deutschen Wirtschaft Consult GmbH alle 69 kreisfreien Städte Deutschlands mit mehr als 100 000 Einwohnern untersucht. Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt und Lebensqualität gingen in die dreiteilige Bewertung ein. Das Ranking besteht aus drei Komponenten: Der Niveauindex vergleicht die absolute Wirtschaftskraft der Städte. Der Dynamikindex zeigt die Veränderung in einem Fünfjahreszeitraum. Der neue Zukunftsindex analysiert das Potenzial für die künftige wirtschaftliche Entwicklung. Hierzu wurde unter anderem die Industrie-4.0-Kompetenz von Regionen gemessen.

Die hohe Lebensqualität hat ihren Preis

Beim Niveauranking liegt Regensburg auf Platz sieben. Unter der Überschrift „Savoir-vivre an der Donau“ heißt es dezidiert: Im Teilbereich Lebensqualität holt die Stadt in der Oberpfalz Platz drei. Besonders die medizinische Versorgung der knapp 150 000 Einwohner ist hervorragend. Auf 100 000 Einwohner kamen 2012 337,7 Ärzte – Rang vier im Städte-Vergleich. Sogar Platz drei erreicht die Stadt in Ostbayern bei der Versorgung mit Hospitälern – 2012 gab es je 10 000 Einwohner 195,1 Krankenhausbetten. Doch die hohe Lebensqualität hat ihren Preis, 23,2 Prozent des monatlichen Einkommens müssen die Regensburger für ihre Wohnkosten aufbringen, mehr zahlen nur Freiburger und Münchner.

Der Regensburger Wirtschaftsreferent Dieter Daminger sagte zur MZ, das aktuelle Ranking bestätige die Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der Stadt erneut. Damit setze sich das äußerst positive Ergebnis vorangegangener Studien quasi in einer Zeitreihe guter Zeugnisse fort.

Autostädte liegen vorn

In dem Städtetest wird auch die immense Bedeutung der Autoindustrie für den Standort Deutschland deutlich. Laut „Wirtschaftswoche“ hat die Branche in keinem Land der Welt einen so großen Anteil an der Wertschöpfung. Sie beschäftigt in Deutschland direkt und indirekt mehr als 1,8 Millionen Menschen und setzt gut 350 Milliarden Euro um – ein Anteil von mehr als 20 Prozent des verarbeitenden Gewerbes.

Mit Ingolstadt und dem Vorjahressieger Wolfsburg liegen zwei ausgesprochene Autostädte an der Spitze des Dynamikrankings. Ingolstadt belegt Platz eins bei der Entwicklung der Wirtschaftsstruktur und befindet sich auch mit Blick auf den Immobilienmarkt, die Beschäftigung und die Lebensqualität in der Spitzengruppe. Darüber hinaus weist die Stadt die höchste Steigerung bei der kommunalen Steuerkraft auf. „Das Städteranking belegt die überragende Bedeutung der Automobilwirtschaft für den deutschen Wirtschaftsaufschwung. Ob Ingolstadt, Wolfsburg oder München – wo die Autokonzerne stark sind, prosperiert auch die Stadt. Aber darin liegt zugleich ein Risiko: Wer sich zu monostrukturell aufstellt, der erlebt auch die Krisen der Branche hautnah mit. Und die werden wiederkommen“, kommentiert Dr. Miriam Meckel, Chefredakteurin der Wirtschaftswoche die Ergebnisse.

Ingolstadt hängt an Audi

In Ingolstadt beschäftigt die Volkswagen-Tochter Audi 43 000 Menschen – das ist knapp die Hälfte der 95 000 Erwerbstätigen der Stadt. Ein Risiko? „Audi ist die ertragsreichste Tochter des Konzerns, da wird man in Wolfsburg nicht auf die Idee kommen, ausgerechnet hier zu sparen“, zitiert das Wirtschaftsmagazin den Oberbürgermeister Christian Lösel. Der OB rechnet im Zuge des VW-Abgas-Skandals mit keinem Stellenabbau. Fakt ist: Die wirtschaftliche Prosperität Ingolstadt ist abhängig von der Entwicklung des Hauptarbeitgebers. Aufgrund ihrer gemischten Wirtschaftsstruktur sieht Daminger die Stadt Regensburg gut für die Zukunft aufgestellt. „Wir haben zwar ein starkes Autostandbein, aber unsere ökonomische Prosperität basiert auch auf vielen anderen Branchen.“

Insgesamt gilt: „Die Schere zwischen starken und schwachen Städten geht weiter auseinander – und die Dominanz des Südens nimmt weiter zu“, bilanziert Michael Bahrke, der wissenschaftliche Leiter der Studie. Laut Georg Hirte, Professor an der Technischen Universität Dresden, ist der „wichtigste Standortfaktor einer Stadt mittlerweile die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal“. Sorgen müssen sich das Ruhrgebiet – zwölf der 15 schlechtesten Städte im Niveauranking liegen im Pott - und die ostdeutschen Städte machen.