Medizin
Mit Drogentests begann eine Erfolgsstory

Das Regensburger Unternehmen Nal von Minden liefert Diagnostikprodukte nach ganz Europa. Das hat Folgen für die Belegschaft.

13.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:42 Uhr
Die Nal von Minden-Geschäftsführer Roland Meißner (l. im Anzug) und Thomas Zander mit einem Teil ihrer Mannschaft −Foto: Fotos: Schönberger

Die Atmosphäre ist irgendwie besonders. Im Posthof gleich gegenüber den Regensburg Arcaden hat sich das Unternehmen Nal von Minden eingerichtet – auf verschiedenen Etagen, in verwinkelten Büros. Die Mitarbeiter sitzen nah beisammen, die Chefs mittendrin. In jeder Ecke wird eine andere Sprache gesprochen. Es gibt beispielsweise ein französisches, ein spanisches, ein britisches, ein portugiesisches, ein tschechisches oder ein polnisches Team.

75 Mitarbeiter sind es insgesamt, die sich vorwiegend um den Vertrieb medizinischer Diagnostikprodukte kümmern – in ihrer Muttersprache auf den jeweiligen Märkten. 90 Prozent des Umsatzes macht die Firma in Europa – 40 Prozent davon in Deutschland. Nal von Minden bietet ein Sortiment von mehr als 700 Schnell- und Labortests an. Anwendungsgebiete sind die Haar-, Speichel- und Urinanalyse. Eingesetzt werden die Tests unter anderem in der Drogen-Analytik, bei Infektionskrankheiten, in der Kardiologie, Gynäkologie, Onkologie, Urologie oder Bakteriologie. Die Kunden sind Krankenhäuser, Kliniken, Ärzte, Labore, die Polizei, Gesundheitsbehörden und Justizvollzugsanstalten.

Chinesen sind Drogentest-Profis

Der Umsatz steigt stetig – pro Jahr um zehn bis 15 Prozent. Und der wirtschaftliche Erfolg spiegelt sich auch im Wachstum der Belegschaft. Im Juli allein wurden zwölf neue Mitarbeiter eingestellt. „Regensburg ist ein gutes Pflaster“, sagt Geschäftsführer Roland Meißner. Der Standort sei sehr international geprägt, und man habe keine Probleme, qualifizierte Leute zu finden. So mancher käme im Rahmen eines Praktikums und bleibe dann gleich im Unternehmen. Fast alle Mitarbeiter verfügen über einen Hochschul-Abschluss. Viele sind Betriebswirte, Biologen oder Chemiker.

Insgesamt hat die Nal von Minden GmbH 133 Mitarbeiter. Der Hauptsitz befindet sich in Moers bei Düsseldorf und das Unternehmenskonstrukt ist ungewöhnlich. Von Moers aus wird die Logistik gesteuert. In Regensburg sind schwerpunktmäßig Marketing und Vertrieb angesiedelt; außerdem die IT-Abteilung, die Qualitätskontrolle der Pilotprodukte im eigenen Labor sowie das Design. 2005 hatte Meißner gemeinsam mit Thomas Zander die Firma „NAL24“ gegründet. Der Betriebswirt und der Biologe starteten mit dem Vertrieb von Drogenschnelltests. 2008 fusionierte man mit dem Unternehmen Von Minden in Moers, das auf dem gleichen Sektor tätig war.

Kompetenz in der Firma halten

Als der Firma „die Bezugsquelle abhandenkam“, wie es Meißner nennt, entwickelte sie eigene Produkte. Den passenden Partner fand man in China. Dort gebe es ein hochkompetentes Cluster für Drogenschnelltests, so Zander. Die Kompetenz in diesem Bereich sei von den USA in die Volksrepublik abgewandert. Nach Angaben der Unternehmer gibt es etwa 30 verschiedene Drogen-Parameter, die je nach Kundenbedarf miteinander kombiniert werden können. Im übrigen kämen immer wieder neue Drogen hinzu.

Seit diesem Jahr unterhält Nal von Minden einen eigenen Entwicklungs- und Produktionsstandort in Göttingen. Dort stellt das Unternehmen „sehr spezielle Tests“ selbst her. Dadurch erreiche man einen hohen Flexibilisierungsgrad, der in der Branche immer wichtiger werde, sagt Meißner. Der Trend gehe auch bei medizinischen Tests weg von Handarbeit hin zur Automatisierung. Das bedeute, dass man von den Kosten her auch in Deutschland klarkomme. Zudem könne man die Kompetenz im eigenen Unternehmen aufbauen und halten.

Schwangerschaftstests via Post

Für Privatkunden gibt es inzwischen einen eigenen Online-Shop. Dort kann man Urinteststreifen oder Schwangerschaftstests direkt bestellen. Abgewickelt wird das Ganze via Amazon. Das kleine Standbein wächst stetig. Etwa 2500 Kunden bestellen jeden Monat Ware im Wert von etwa 15 Euro. Der Web-Shop trägt bereits fünf Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Die Perspektiven für das Unternehmen sind offensichtlich mehr als gesund – auch mit Blick auf neue Produkte für neue Anwendungsmöglichkeiten: im Bereich der Flugsicherheit oder in der medizinischen Diagnostik. Wie etwa der Zika-Virus tauchten immer wieder neue Phänomene auf, auf die man schnell reagieren und diese in geeignete Tests überführen müsse, so Zander. Trotz räumlicher Enge wollen die Unternehmenschefs mit ihrer Firma nicht umziehen. Der Standort habe von der Lage her Vorteile: die Nähe zum Bahnhof, dem Stadtzentrum und zugleich zu Uni undBioParksei auch für die Mitarbeiter attraktiv – wie die ganz besondere Atmosphäre.

Noch mehr Nachrichten aus der regionalen Wirtschaft lesen Sie hier.