„Bagage oder Bagasch“

10.01.2012 | Stand 10.01.2012, 15:25 Uhr

Als einige Nachtschwärmer vor dem Fenster eines Bekannten gar nicht mehr aus dem lauten Schwärmen herausfanden, beschimpfte er sie endlich als „Bagage, mistige“. Die Schwärmer drehten den Spieß um und drohten mit einer Anzeige wegen Beleidigung, aber immerhin verzog sich der Schwarm. Der Bekannte kam ins Grübeln, was denn nun vor Gericht schwerer wiegen würde, der Raub der Nachtruhe oder der Schimpf aus dem Affekt heraus.

Es ist nicht so weit gekommen. Aber wenn ein Wort gerichtsmäßig werden kann, dann hat es seine Befähigung zum Schimpfwort zweifellos unter Beweis gestellt. Bagage kommt aus dem Französischen - wie es dahin gekommen ist, darüber streiten die Gelehrten - und bezeichnet all das Zeug, das man auf Reisen mitschleppt, immer gleichzeitig zu viel und zu wenig.

Wenn ein Heer auf Reisen ging, vor allem während und nach dem Dreißigjährigen Krieg, hatte es auch jede Menge Gepäck, im Deutschen den Tross, im Französischen „le bagage“.

Und dort sammelten sich auch all diejenigen, die meinten, dass ohne sie das Heer in der Fremde verloren wäre: Kuppler und Schmuser für jede Art von Geschäft, Huren, Marketenderinnen, Hehler, Spitzbuben, Lebenskünstler und Schmarotzer - Bagage eben.