Triathlon-Trio aus Regensburg
Drei Tristars fiebern den WM-Starts in Nizza und auf Hawaii entgegen

29.07.2023 | Stand 13.09.2023, 3:15 Uhr |

Bisher war Hawaii der alleinige Inbegriff des Langstrecken-Triathlons. Weil im Sport vieles nicht mehr so ist, wie es einmal war, wird sich auch das in diesem Jahr ändern.

Nachdem die Starts der Ironman-Gelddruckmaschinerie ausgeweitet und ausgeweitet wurden, schrie man auf der Inselgruppe auf, den Ansturm nicht mehr bewältigen zu können.

Die Konsequenz: Erst einmal bis 2026 schickt Ironman künftig jeweils alternierend ein Geschlecht nach Nizza, das andere nach Hawaii. In diesem Jahr sind die Frauen am 14. Oktober am US-Legendenort dran und die Männer absolvieren ihre 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Rad und den Lauf-Marathon über 42,2 Kilometer am 10. September in Südfrankreich.

Unter den WM-Startern werden auch drei Regensburger Triathleten von Tristar Regensburg in den Altersklassen vertreten sein: Nadine Scherübl (28), Jochen Stöberl (44) und Anselm Groda (58). Und die neue Aufteilung trifft sich im Trio gut: Denn während Stöberl (2010) und Groda (2012, 2013 und 2022) Hawaii schon erlebt haben, ist Scherübl Neuling im Triathlon-Mekka.

In Frankfurt mit Krämpfen ins Ziel

Der Weg der Bauingenieurin der Autobahn GmbH, die für Tristar auch im Frauen-Zweitligateam startet, das vor den Abschlussrennen im August in Nürnberg und Viernheim den fünften Platz unter 13 Mannschaften belegt, war beileibe beschwerlich. In Frankfurt quälte sich Scherübl bei ihrer erst zweiten Langdistanz auf den letzten 20 Kilometern mit Krämpfen ins Ziel und glaubte, Hawaii verpasst zu haben. Erst im Zielzelt erfuhr sie: Rang vier hatte nach 10:32 Stunden gereicht, weil eben fünf Hawaii-Tickets vergeben wurden.

Scherübl, die bei ihren Triathlonstarts „nie an die Gesamtzeit“, sondern „immer mehr in Etappen“ denkt, hat für Hawaii auch nur ein Ziel: „Ich will es genießen. Ich gehe da jetzt einfach mal ganz blauäugig ran.“

Und die Pläne reichen auch schon weiter: Denn weil sie ihr Langdistanz-Debüt in Roth im Coronajahr 2021 in Roth ohne Zuschauer absolvieren musste, steht für das nächste Jahr Nachholprogramm in Sachen legendärer Stimmung am Solarer Berg und Co. an – schließlich ist Roth so etwas wie das deutsche Hawaii.

Rund 14 Stunden die Woche

Übrigens: In Sachen Trainingsaufwand sieht Jochen Stöberl mit einem Schuss Selsbtironie „ab der Mitteldistanz sozialen Verfall“. Vielleicht ist ja auch das ein Grund, warum Tristar-Vorstand Markus Maier auffällt, dass immer weniger Triathleten den Aufwand betreiben wollen, um so weit zu kommen wie seine drei aktuellen Aushängeschilder im Verein, für den am 6. August mit dem 32. Regensburg-Triathlon der traditionelle Jahreshöhepunkt mit Start und Ziel auf dem Dultplatz vor der Tür steht.

„Im Schnitt liege ich bei 14Stunden Training die Woche“, erläutert Stöberl seinen Aufwand. Scherübl und Groda tun es ihm gleich. „Im Urlaub sind es auch mal 20 oder 25. Der Familie und dem Freundeskreis versuche ich aber trotzdem gerecht zu werden. Auch wenn da alle schon Bescheid wissen.“ Nadine Scherübl ergänzt: „Der Tag ist gut durchgetaktet. Mehr als zwölf Stunden kriege ich nicht unter.“ Andererseits hat sich das Trio seinen Lieblingssport bewusst ausgesucht und genießt die Vielfalt der drei Disziplinen, die zwar große Umfänge erfordert, gleichzeitig aber keine Eintönigkeit aufkommen lässt. „Für mich ist das ein wunderschöner Ausgleich zu einem stressigen Alltag“, sagt Anselm Groda, der als Anwalt tätig ist und da im Sportrecht besonders aktiv ist.

Ein bisschen was gegönnt

„Dreimal die Woche kann ich mich mit netten Leuten austauschen, die auch ambitioniert sind“, sagt er und schwärmt von „erlebten Sonnenauf- und untergängen. In unserer Region gibt es ja soviele schöne Täler zum Training.“ Groda holte sich das WM-Ticket vor ein paar Wochen in Kärnten, auch „dank der grandiosen Unterstützung meiner Ehefrau. Dort habe wir uns das offizielle Racehotel gegönnt und saßen am Wörthersee auf der Terrasse zehn Meter vom Schwimmausstieg entfernt.“

Als ältester im Trio hat Groda inzwischen gelernt, dass das Wichtigste im Trainingsbetrieb ist, ohne große Ausfallzeiten durchzukommen – und nicht immer noch mehr draufzupacken. „Schneller werde ich eh nicht mehr. Mehr als die zwölf bis 14 Stunden Training würde mein Körper auch nicht aushalten.“ Und doch: In der Schwimmdisziplin geht es immer noch vorwärts. „Das liegt an der verbesserten Technik.“ Und dennoch fragt sich der Endfünziger Groda bisweilen nach der ersten Disziplin, „wie das mit den 180 Kilometern auf dem Rad und dem Marathon danach noch gehen soll. Es wird immer härter.“

Den Mitvierziger Jochen Stöberl, seit 30 Jahren bei den Bayerischen Staatforsten als Maschinenführer im Dienst, treibt immer noch auch der Fortschritt an – und der Traum, den alle Sportler träumen. Seine Zufriedenheit hängt nicht an der erzielten Zeit – zumal sich im Triathlon die langen Rennen wegen der veränderlichen Bedingungen und örtlichen Besonderheiten ja sowieso schwerlich miteinander vergleichen lassen. „Ich würde halt gerne mal ein perfektes Rennen machen. Dann bin ich zufrieden.“

Erst fehlten sechs Minuten

Doch auch wenn das in Nizza gelingt, peilt Stöberl dennoch einen Start auf alle Fälle an: „Ich war am Römer in Frankfurt bisher nur als Zuschauer. Da möchte ich einmal einlaufen.“ Weil er im Oktober 2022 in Portugal zunächst sechs Minuten zu langsam für die WM war, hatte er das heuer schon tun wollen. Doch dann kam im Januar die neue WM-Regelung und die Chance auf Nizza, die flott entschieden sein musste: „Im April kam ein Ironman-Mail und ich musste binnen 48 Stunden zusagen.“

Jetzt ruft Frankfurt 2024. Denn eines ist gewiss: „Über die Ziellinie bei einer Langdistzanz zu gehen, ist ein besonderes Gefühl, ein Adrenalinkick“, sagt Nadine Scherübl. Erst recht im September und Oktober in WM-Rennen.

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