Lohberg.Da staunten die Wanderer am Kleinen Arbersee. Am Donnerstag lief ein Ruderboot in den sonst so einsam daliegenden Eiszeitsee aus. Vier Männer saßen drin und tauchten Kescher ins dunkle Wasser. Dabei weiß jeder: Fischen im Kleinen Arbersee ist ein schwerer Verstoß gegen die Naturschutzverordnung. Und überhaupt: Wegen des saueren Seewasssers wurden dort seit Jahren gar keine Fische mehr vermutet.
Aber. Die Aktion am Donnerstag war ausdrücklich von den zuständigen Behörden genehmigt. Man wollte sich Gewissheit über eventuelle Fischvorkommen verschaffen. Hintergrund: Aufmerksame Beobachter hatten zuletzt wieder kleine Flossentiere im See gesichtet. Dr. Thomas Ring und Stefan Schwarz von der Fischereifachberatung des Bezirkes Oberpfalz brachten jetzt mit ihrer Elektrofischung den Beweis: Nach Jahrzehnten der Abstinenz gibt es wieder vereinzelte Saiblinge im Kleinen Arbersee.
Ob die Fische zugewandert sind oder eventuell durch das Entengefieder „eingeschleppt“ wurden, ist noch ungewiss. Jedoch lässt das Vorkommen der Saiblinge den Rückschluss zu, dass sich die Versauerung des Seewassers scheinbar gebessert hat.
Zu dem Ortstermin am Donnerstag hatte Dr. Klaus Amberger, Abteilungsleiter für den Landkreis Cham am Wasserwirtschaftsamt Regensburg, auch die Vertreter der Flußmeisterstelle Roding, der Unteren Naturschutzbehörde sowie Bürgermeister Franz Müller eingeladen. „Unser Anliegen am Kleinen Arbersee ist es, nicht in die Natur einzugreifen, jedoch auch dessen kulturhistorische Bedeutung als Triftgewässer zu erhalten“, betonte Dr. Amberger. Die Landschaft am Kleinen Arbersee wurde seiner Zeit durch das Triften stark verändert. Die Seefläche erweiterte sich durch den Aufstau von 2,9 auf 9,6 Hektar. Der Kleine Arbersee in seinem heutigen Umfang liegt mit den schwimmenden Inseln jedoch so urwüchsig in seinem von den Gletschern der Eiszeit geschaffenen Bett, dass man hier eine von Menschenhand unberührte Landschaft vorzufinden glaubt.
Lohberg.Der Seebach ist ein ausgewiesener Wildbach, für dessen Unterhalt das Wasserwirtschaftsamt zuständig ist. Deshalb wurden in diesen Tagen am Kopfspeicher die morschen Holzbohlen ausgetauscht. Diese waren das letzte Mal vor rund 30 Jahren vom Flußbauamt Deggendorf erneuert worden.
Josef Stelzl und sein Team von der Flußmeisterei Roding befestigten auch den Unterbau mit Kies. „Wir haben Tannenholz aus Hochlagen verwendet, weil diese Holzart im Wasserbau der Fichte weit überlegen ist“, erläuterte Josef Stelzl. Eine Winterarbeit des Schreiners der Flussmeisterstelle wird die Herstellung eines neuen Geländers über die dortige Brücke sein, das im Frühjahr montiert wird.
Das Geländer wird diesmal aus Lärchenholz gefertig. Der Bauleiter wies in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit des konstruktiven Holzschutzes hin. Darunter versteht man die richtige Holzauswahl sowie die Vermeidung von Staunässe.
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Holzwirtschaft eine glänzende Konjunktur hatte, richteten die Waldbesitzer des Lamer Winkels den Oberlauf des Weißen Regens zum Triften großer Holzmengen ein. Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen führten sie geschickt durch, so dass der urtümliche Charakter des Hochtales blieb. Dr. Klaus Amberger erklärte, dass die Menschen damals Unglaubliches geleistet haben, um das Gewässer zum Triften zu nutzen. Die Steine als Uferabgrenzung liegen auch nach 100 Jahren noch an ihrem Platz.
„Wer ab dem Parkplatz Reißbrücke am Bach entlanggeht, findet eine traumhafte Natur vor“, geriet der Abteilungsleiter ins Schwärmen: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Lager- und Anmachplätze, die sogenannten ´Bloß’n` zu erhalten“, sagte er. Allerdings habe man Vorkehrungen getroffen, sie fischdurchgängig zu machen.
Und siehe da, es wurden wieder Fische gesichtet. Als das Ruderboot am Donnerstag „in See stach“, folgten ihm viele erstaunte Blicke. Elektrofischen gilt als sanfteste Mehode zur Bestandserhebung und Beweissicherung sowie zur Analyse von Fischartenvorkommen. Während man früher die zu untersuchenden Gewässer von Booten aus mit Netzen abgefischt hat, ersetzt das Elektrofischen nun diese arbeitsaufwendige Registrierung der Fischarten. Durch den Stromfluss wurden die Saiblinge leicht betäubt und konnten mit dem Kescher ganz einfach eingefangen werden. Der Stromfluss wurde sofort wieder abgeschaltet, so dass bei den Fischen keinerlei Schäden entstanden. Die Betäubungszeit war relativ kurz. Es wurde lediglich eine Fischartbestimmung und Vermessung durchgeführt. Dr. Ring entließ jeden einzelnen Fisch nach der wenige Sekunden dauernden Prozedur sofort wieder in die Freiheit. Und die Saiblinge schwammen in ihrem Element, als ob nichts gewesen wäre.
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