Die Freude ist Arnfried Lausch, dem Leiter der Bad Kötztinger Tafel, auch unter der Maske noch anzumerken. Es ist Donnerstagvormittag, rund 20 Menschen warten vor dem Gebäude in der Bahnhofstraße, in der die Einrichtung untergebracht ist. Er freut sich natürlich nicht, weil so viele Menschen kommen müssen, und auch nicht wegen der Corona-Pandemie. „Ich bin so stolz auf unsere Mannschaft, die das alles schafft und mitmacht.“
Viele Menschen aus aller Herren Länder und mindestens genauso vielen Haushalten sind es, die jede Woche zwei Mal zur Tafel kommen. 38 Prozent davon seien Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre, rechnet er vor. Darum haben auch nicht alle einen Bedarfsschein, weil sie „bei den Eltern mitlaufen“. In Summe seien es aber 400 bis 430 Menschen, die wenigstens einen Teil ihres Lebensmittelbedarfes bei der Tafel deckten.
Zahl steigt seit Corona
Die Zahl steige seit Beginn der Corona-Pandemie im März, weiß Lausch. Etwa 15 Prozent mehr Menschen seien heute im Vergleich zum Vorjahr zu versorgen. Alle mit Bedarfsschein, nicht, weil sie es einfach so wollen. Somit ist nicht nur der Arbeitsaufwand für die gut 40 freiwilligen Helfer gestiegen, auch die Art ihrer Hilfe habe sich verändert, und das in mehrfacher Hinsicht.
Wichtigstes Thema: Hygiene-Konzept. Mit dem Beginn des Lockdowns im März war auch die Tafel für sieben, der Shop mit Bekleidung in der Marktstraße für acht Wochen geschlossen. Seitdem laufe der Betrieb wieder, mit stetig steigenden Auflagen.
Nicht nur, dass der Großteil der Helfer selbst zur Risikogruppe gehöre; wenn nur ein einziger wegen einer Covid-19-Infektion krank werde, müsste die gesamte Tafel wieder geschlossen werden. Darum habe die Einrichtung in den vergangenen Wochen und Monaten weiter investiert, um das Einkaufen so sicher wie möglich zu machen.
Mitglieder: | Helfer: | Alter: | Ausgabetage: | Ausgaben: | Helfer-Stunden: |
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Rund 80 Personen | 41 Freiwillige helfen in der Tafel in der Bahnhofstraße und im Shop in der Marktstraße; Fahrer, die mit dem eigenen Kühlwagen die Lebensmittelspenden einsammeln nicht mitgerechnet. | Im Durchschnitt sind die Helfer fast 70 Jahre alt. | Die Tafel hat gut 100 Tage im Jahr geöffnet, der Shop gut 150 Tage. | In einem Jahr werden rund 30 000 Personen durch die Tafel unterstützt, 38 Prozent davon (Tendenz steigend) sind Kinder unter 17 Jahren. | Mehr als 9500 pro Jahr - alleine mit dem Kühlwagen wurden dieses Jahr rund 30 000 Kilometer gefahren, um Lebensmittelspenden einzusammeln. (wf) |
Das beginnt schon vor der Eingangstüre. Hier ist eine grüne Lampe angebracht - ein international verständliches Zeichen dafür, ob man „rein darf“ oder nicht. „In den kommenden Tagen bringen wir auch noch Farb-Markierungen auf dem Pflaster in der Einfahrt an“, sagt Arnfried Lausch. DieErfahrungen der vergangenen Wochenhätten gezeigt, dass geklebte Streifen im Abstand von 1,5 Metern nicht lange halten würden.
Wer die Tafel dann betreten darf, muss sich zuerst einmal die Hände desinfizieren - und seit wenigen Tagen auch noch die Temperatur mit einem digitalen Handthermometer messen lassen. Eine Spende der Sonnenapotheke, wie Lausch erklärt, und der einzig wirkliche Kontakt mit den Menschen vor Ort.
Abstand und geteilte Schichten
Nur wenige Schritte weiter, dort, wo die Nahrungsmittel in Regalen und Kühltheken bereitstehen, sind die umfangreichen Maßnahmen ebenfalls gleich zu sehen: Großflächig angebrachte Plexiglasscheiben trennen Helfer und Bedürftige, die immer nur einzeln eintreten dürfen. Um die Infektionsgefahr auch unter den Helfern so gering wie möglich zu halten, sind maximal drei Personen hinter den Scheiben auf einmal zugelassen. Diejenigen, die die Nahrungsmittel aus dem Lager an den Theken verteilt haben, sind da schon nicht mehr da.
Was Corona betreffe, sei die Tafel mit der Ausgabe und auch mit dem Kleidershop - der für die Finanzierung sehr wichtig sei - sehr gut aufgestellt, weiß Lausch. Probleme hätten sich im Laufe des Jahres an ganz anderer Stelle ergeben.
Märkte haben weniger Ware
Die Lebensmittelmärkte, von denen die Tafel ihre Waren bezieht, seien gerade im vergangenen Jahr wesentlich effizienter geworden, was die Bestellungen angeht. Natürlich hätten die Menschen in Lockdown-Zeiten mehr eingekauft und zu Hause gekocht. Doch das sei nicht der Grund, weshalb die Tafel nun vermehrt zukaufen müsse. Die Lebensmittler hätten generell weniger, das sie kurz vor Ablauf des Mindesthalbarkeits-Datums abgeben könnten, weiß Lausch, weil sie durch digitale Verfahren besser bestellen könnten. Prinzipiell natürlich eine gute Sache, so werde auch weniger weggeworfen. Aber natürlich schlecht für die Essensspenden an die Tafeln.
Für rund 2000 Euro habe die in Bad Kötzting darum alleine im November zukaufen müssen. Nichts Besonderes, sondern Grundbedarf: Öl zum Braten, Nudeln, Mehl. Der Shop decke die Kosten für die Verwaltung, doch die wegfallenden Nahrungsmittel müssten durch Spenden aufgefangen werden. Eine Corona-Hilfe habe es nicht gegeben, da die Tafel ein Verein sei.
Die Aktion Mensch habe gespendet, ebenso der Inner Wheel Club und die Lions sowie eine private Stiftung. Auch wenn die Tafel ein Verein sei, werde in Zukunft - auch ohne Corona - noch viel mehr gewirtschaftet werden müssen wie in einem Betrieb, zeigt sich Arnfried Lausch zum Ende des Jahres überzeugt.
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