Auswanderung
Neumarkterin lebt Mallorca-Traum

Vor 20 Jahren hat sich Tanja Spörrer in die Baleareninsel verliebt. Nun betreibt sie mit ihrem Mann dort ein Fincahotel.

04.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr |

Tanja Spörrer (Mitte) und ihr Mann Jochen haben mit dem „S´Hort de Can Carrio“ ihr Glück gefunden. Im Fincahotel können sie auf Zimmerfee Margit und Frühstücksfee Jeanny (rechts) zählen. Foto: Hotel Can Carrio

Auswandern hat Konjunktur. Zumindest gewinnt man unweigerlich diesen Eindruck, wenn man sich des Abends durch die deutsche Fernsehlandschaft zappt. Mit dem Traum von einem Leben fernab der deutschen Heimat lässt sich aktuell im TV gut Quote machen. Sendungen wie „Goodbye Deutschland!“ oder „Mein neues Leben“ dokumentieren, wie Menschen wie du und ich in allen Winkeln dieser Erde einen Neuanfang wagen. Manche schaffen es, andere scheitern voller Naivität kläglich. Wie viel von dem, was sich vor der Kamera abspielt, inszeniert ist, kann man nur erahnen. Tanja Spörrers Traum vom Auswandern ist dagegen real. Die Neumarkterin betreibt seit zwei Jahren auf der spanischen Ferieninsel Mallorca das idyllische Fincahotel „S´Hort de Can Carrio“ – fernab der Fernsehkameras, dafür aber umso erfolgreicher.

„Bei uns ist nichts gefaket“, verspricht Tanja Spörrer mit Blick auf jenes Auswanderer-Leben, dass den Fernsehzuschauern zumindest teilweise vorgegaukelt wird. In dem Örtchen Ses Salines im südöstlichen Teil Mallorcas hat die 43-jährige Neumarkterin mit ihrem zweiten Mann Jochen ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Die Geschichte ihrer Auswanderung begann tatsächlich aber schon viel früher, genauer gesagt vor gut 20 Jahren. Damals verschlug es Tanja Spörrer nach ihrer ersten Heirat in den Flitterwochen auf die Baleareninsel. „Die Schönheit der Insel und die Menschen haben mich sofort wie ein Virus infiziert. Ab diesem Zeitpunkt hat mein Herz für Mallorca geschlagen“, erinnert sie sich.

Kochschule in der Heimat betrieben

Während das Feuer ihrer ersten Ehe erlosch, blieb die Liebe zu Deutschlands 17. Bundesland, wie Mallorca in Anbetracht der besonderen Vorliebe der Deutschen für die größte Insel der Balearen gerne genannt wird, heiß und innig. Immer wieder führten Urlaubsreisen Tanja Spörrer dorthin – auch während sie in der Heimat für viele Jahre in Neumarkt ihrer zweiten großen Leidenschaft, dem Kochen, nachging. Als Betreiberin der Kochschule KochArt und erfolgreiche Catering-Ambieterin tauchte sie beruflich schon erfolgreich in die Welt der Gastronomie ein.

Ihr Mann Jochen war damals noch nicht ihr Mann. Kurz vorher hatte sie den gebürtigen Nürnberger kennengelernt und konnte auch in ihm die Leidenschaft für Mallorca entfachen. Nachdem sie ihre Akkus wieder aufgeladen hatte, kehrte Spörrer wieder nach Deutschland zurück. Zusammen mit ihrem Mann wuchs jedoch der Wunsch und die Idee, sich ein Ferienhäuschen oder gar ein festes Domizil in ihrer zweiten Heimat zu schaffen. Die Tatsache, dass das Paar zwar nicht millionenschwer, aber finanziell gut gestellt gewesen sei, habe die Sache laut Spörrer natürlich erleichtert.

2011 war es schließlich soweit. „Wir sind mit einem Makler auf der Insel herumgereist, der uns vor allem Finca-Grundstücke gezeigt hat“, erinnert sich die Neumarkterin. „Nach zwei Wochen stand für uns dann erst einmal fest, was wir das nicht wollen: keine Finca, sondern lieber ein Dorfhaus.“ Und statt ein fertiges Haus zu kaufen, entschieden sich die Spörrers dafür, selbst eines zu bauen. „Das war nicht die einfachste Lösung. Aber es hat alles geklappt.“ Als Standort fanden sie ein Grundstück in Ses Salines, wo innerhalb von eineinhalb Jahren das heutige Wohnhaus entstand.

Auswanderung auf Etappen

Es begann eine Auswanderung auf Raten, in dem das Paar seinen Hauptwohnsitz in Deutschland behielt und auch weiter dort arbeitete. „Erst habe ich eine Vierteljahr auf Mallorca verbracht, im Jahr darauf ein halbes“, erzählt Tanja Spörrer, die in dieser Zeit zusammen mit ihrem Mann die Idee für ein kleines Bed-and-Breakfast-Hotel entwickelte. „Wir wussten, dass wir es uns schön machen können. Dann können wir es auch anderen schön machen.“

Es waren glückliche Umstände, die die Neumarkterin und ihren Mann 2014 zum „S´Hort de Can Carrio“, nur drei Kilometer entfernt von Ses Salines, brachte. „Über Bekannte, die wussten, dass wir so etwas gerne machen würden, hatten wir gehört, dass die Pächter, die das Fincahotel zuvor betrieben hatten, sich verändern wollten. Wir sind dann hin und waren sofort überzeugt davon, dass es das ist.“ Überzeugt vom Enthusiasmus und der Herzlichkeit der Spörrers war schließlich auch der Eigentümer des Objekts, so dass die Deutschen im August 2014 den Pachtvertrag unterschrieben.

Mehr Infos zu Tanja Spörrers Hotel gibt es hier:

Bereut haben das die 43-Jährige und ihr Mann bis heute nicht – auch wenn es als Unternehmer in Spanien und in Anbetracht der großen Konkurrenz in der Hotellerie auf Mallorca nicht immer so einfach ist. „Die Deutschen haben vielleicht die Bürokratie erfunden, doch die Spanier haben sie verfeinert“, meint Tanja Spörrer mit Blick auf den Dschungel an Genehmigungen, Bestätigungen und Formularen, den es zu bewältigen gab und gibt.

Sieben Tage die Woche im Einsatz

Und auch so sei der Alltag als Hotelbetreiber wahrlich kein Zuckerschlecken. Die Arbeitstage im „S´Hort de Can Carrio“ mit den zwei Angestellten und seinen sieben Doppelzimmern beginnen um 6.30 Uhr am Morgen und enden oft erst um 23Uhr – und das in der Saison von Februar bis November siebenmal die Woche. Die Tage sind dick vollgepackt mit Frühstück, An- und Abreisen, Betreuung der Gäste, Papierkram, Organisation, Einkauf und natürlich auch Kochen. Dreimal die Woche verwöhnt Tanja Spörrer ihre Gäste auf Wunsch auch am Abend mit ihren Kochkünsten.

Ihr Glück perfekt macht, dass sie seit diesem Jahr nun auch ihren Mann Jochen fest an ihrer Seite hat. Der hatte zur Absicherung zunächst seinen sicheren Job in der Automobilbranche bei einem fränkischen Unternehmen noch behalten, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Denn bei all dem Streben nach der Verwirklichung ihres Traumes haben die Spörrers die Realität nicht aus den Augen verloren. Das gilt für jene Auswanderer, die uns im Fernsehen begegnen nicht immer.

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