Auto
Oldtimer und Volksfeststimmung

Bei der Regensburg Classic Rallye waren Hunderte Zuschauer. Die Stimmung war hervorragend, doch nicht jedes Auto kam durch.

26.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr |
Johannes Heil

In Kallmünz wurde das Starterfeld mit einem großen Aufgebot empfangen. Foto: Heil

Schon bevor Carl Rauscher mit Beifahrer Hans Holler die Regensburg Classic Rallye unter die Räder nimmt, weiß er: „So etwas kann man nur mit langjährigen Freunden machen.“ Und schiebt hinterher: „Wer weiß, vielleicht ist die Freundschaft ja am Montag vorbei, wenn etwas schief geht“.

Kurz vor 9 Uhr fährt die Shelby Cobra des Organisations-Teams mit einem Donnergrollen als erstes Auto von der Startrampe auf dem Neupfarrplatz in Regensburg. Es geht los: In kurzen Abständen folgen 155 Fahrzeuge, nehmen die rund 200 Kilometer lange Strecke in Angriff.

Carl Rauscher und sein Beifahrer Hans Holler müssen sich da noch etwas gedulden, bis sie auf die Startrampe vorfahren dürfen. Ihr Mercedes 190 Ponton, Baujahr 1961, trägt die Startnummer 44. Eine kurze Durchsicht des Streckenbuchs muss als Vorbereitung genügen: „Wir sehen das olympisch“, sagt Rauscher. „Ein gewisser Ehrgeiz ist aber natürlich schon dabei.“ Dann ist auch schon der Zeitpunkt des Starts gekommen: Die beiden rollen von der Rampe und fahren aus Regensburg heraus in Richtung Deuerling.

Motorschaden nach 50 Metern

Zu diesem Zeitpunkt ist die Classic Rallye für Silvia van Santen-Platzer und ihren Ford Mustang, Baujahr 1965, schon zu Ende. Sie hatte sich sehr auf die Veranstaltung gefreut, die sie gemeinsam gemeinsam mit ihren Freundinnen Veronika Nunhofer und Simone Hecht in Angriff nehmen wollte. Auch Hund Teddy war mit an Bord. Der Weg zur Startrampe war noch problemlos verlaufen. Mit einem lauten Gebrüll rollte der 150 PS starke Mustang Richtung Start.

Nach gerade einmal 50 Metern aber steigt Rauch aus der Motorhaube. Es riecht verbrannt und Motoröl verteilt sich über dem Pflasterstein der Altstadt. Diagnose: Motorschaden: Die Rallye ist für den Mustang vorbei.

Rauschers Auto verrichtet derweil zuverlässig seinen Dienst. In dem Fahrzeug fühlt man sich unweigerlich, als ob man 50 Jahre in der Zeit zurückgereist wäre. Ein Lenkrad von der Größe eines Wasserrads, der Ganghebel befindet sich direkt am Lenkrad.

Auf der ganzen Strecke haben Familien kleine Behelfslager aufgebaut und feuern die Teilnehmer an. Beim ersten Halt in Deuerling herrscht Volksfeststimmung. Die örtliche Blasmusik spielt auf, Familien haben sich versammelt und bestaunen die Fahrzeuge.

Eine Bildergalerie von der Regensburg Classic Rallye finden Sie hier:

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Dort startet dann auch die erste Wertungsprüfung. Bei den Prüfungen geht es darum, eine Strecke möglichst genau in einer vorgegebenen Zeit zurückzulegen. Es läuft nicht gut: Rauscher und Holler verfranzen sich: Erst nach mehreren Wendemanövern sind sie zurück in der Spur. Die beiden nehmen es locker.

Das Rennen führt über nicht abgesperrte Straßen. Es ist eine Parallelwelt mitten auf öffentlichen Straßen, die den normalen Verkehr durchpflügt. In Laaber erwartet die beiden das nächste Volksfest. Rauscher hupt den Menschen am Wegesrand zu – mit einer Hupe, die sich ein bisschen so anhört, als sei sie ein Kinderspielzeug aus einem Mickey-Maus-Heft.

Unser Video zeigt Ihnen Eindrücke von unterwegs:

Weiter auf dem Weg hat eine Gruppe junger Menschen extra ein Plakat angefertigt. Aufschrift und Appell: „Du hupst, wir trinken!“ Rauscher hupt. Der Gruppe sieht man an, dass Rauscher nicht der erste war, der an diesem Sonntag das Horn betätigt hat.

Auf Mittelbayerische Maps haben wir die Route der 13. Classic Rallye markiert:

Die Zuschauer weisen den Weg

Wenn das Fahrtenbuch den Dienst verweigert, gibt es immer noch Fans an jeder Abzweigung, die bereitwillig Auskunft über den richtigen Weg geben. Bei jedem bedankt sich Rauscher mit einem „Ihr seid super“ und einem ausgestreckten Daumen nach oben.

Auch in Beratzhausen und Neumarkt wird der Oldtimer-Karawane ein würdiger Empfang bereitet. Blaskapelle, Menschen am Straßenrand – Stimmung wie bei der Tour de France.

Nach der Mittagspause im Maybach-Museum in Neumarkt geht es um kurz vor 14 Uhr weiter. Rauscher und Holler fahren weiter nach Hohenburg. Auch an diesem Checkpoint ist die ganze Ortschaft auf den Beinen, um den Tross zu empfangen.

Nächster Halt ist im Vereinsheim der Oldtimer Freunde Kallmünz: Kaffeepause. Auch Rauscher und Holler genehmigen sich eine Stärkung, obwohl sie eigentlich schon zu spät dran sind. Aber das ist egal: Der Spaß steht im Vordergrund.

Dann kommen beide wieder am Neupfarrplatz in Regensburg an. Dort klopft eine junge Frau an das Fenster des Mercedes und macht eine Umfrage. „Was hat Ihnen am besten an der Rundfahrt gefallen?“ – Rauscher: „Mein Beifahrer“, sagt er und lacht laut. Die Freundschaft scheint gehalten zu haben.

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