MZ-Benefizgala
Alistair Lilley sorgt für Ohrenkitzel

Der Kapellmeister steht am 5. Juni bei BMW am Pult. Er dirigiert Hits von Udo Jürgens – so, wie man sie noch nie gehört hat.

23.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Alistair Lilley, Kapellmeister und Chordirektor des Theaters Regensburg: Er steht bei der MZ-Benefizgala am Pult. −Foto: altrofoto.de

„Das ist schon eine total ungewöhnlich Sache. Wie heißt noch mal der Titel? Das gibt’s nur einmal. Stimmt genau.“ Alistair Lilley sitzt im Theatercafé und erzählt über die Vorbereitungen für die MZ-Benefizgala, die am 5. Juni im BMW-Werk Regensburg steigt. Seine Augen leuchten.

Lilley, das ist der lange schmale Brite aus dem Stadttheater, seit vier Jahren Chordirektor und Kapellmeister am Haus. Aktuell verantwortet er „La Cage aux Folles“. Bei dem musikalischen Gipfeltreffen im BMW-Werk wird er – zusammen mit Generalmusikdirektor Tetsuro Ban – die Gesamtleitung übernehmen. Lilley dirigiert den Udo-Jürgens-Block. Die Domspatzen, das Philharmonische Orchester Regensburg und die Big Band Convention Ostbayern: Diese Besetzung war noch nie zuvor gemeinsam auf einer Bühne zu erleben.

Unterschiedliche Aufführungstraditionen treffen aufeinander. Big-Band-Chef Christian Sommerer zum Beispiel swingt und wippt am Pult, da gibt die Rhythmussektion den Takt vor. „Ich dagegen dirigiere eher klassisch“, erzählt Lilley und lässt begleitend seine schmalen langen Hände durch den Luftraum über dem Café-Tisch gleiten. In Deggendorf, bei einer Probe mit der Big Band, hat er sich ein Bild davon verschafft, wie die Jazzer an Udo Jürgens herangehen.

„Ich liebe diese Art von Musik“

Der Dirigent probt den Auftritt bei der MZ-Benefizgala in verschiedenen Einzel-Besetzungen, mal mit Domspatzen, mal mit Philharmonikern und Big-Band-Musikern. Erst zeitnah vor der Gala studieren dann alle Akteure gemeinsam die Hits ein. „Aber bitte mit Sahne!“, „Ehrenwertes Haus“, „Ich war noch niemals in New York“ und natürlich „17 Jahr, blondes Haar“: Genüsslich zählt Lilley die Udo-Jürgens-Titel auf. „Ist das nicht toll? Ich liebe diese Art von Musik“, sagt der 40-Jährige, der eigentlich von der Klassik und der Kirchenmusik her kommt.

„Das Publikum kennt diese Lieder alle gut. Deshalb muss da alles ganz genau zusammen kommen.“Alistair Lilley

Muss man Schlager intensiv proben? Unbedingt, erklärt Lilley: „Das Publikum kennt diese Lieder alle gut. Deshalb muss da alles ganz genau zusammen kommen: Der Takt. Der Schwung. Der Stil. Zack, zack, zack.“ Der Dirigent markiert mit der Handkante, die auf die Tischplatte trifft, wie exakt der Einsatz kommen muss. „Das ist nicht weniger herausfordernd als ein Puccini und muss mit genau der gleichen Sorgfalt gemacht werden.“

Hans Huber hat die Arrangements für die ungewöhnliche Besetzung geschrieben. Der Regensburger Grandseigneur des Jazz-Pianos kennt Udo Jürgens noch von früher, aus einer Reihe gemeinsamer Auftritte. Die Erwartungen der Hörer aufnehmen, andererseits kein Abziehbild liefern, formuliert Lilley das Ziel bei der Interpretation der Evergreens. „Ich höre mir vorher alles an, was es an Udo-Jürgens-Aufnahmen so gibt.“ Wenn man dann neue Farben, neue Klänge hinzugibt und das Gewöhnte leicht verändert zu hören ist, „dann kitzelt das das Ohr“.

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Alistair Lilley ist mit seinen 40 Jahren schon ganz schön rumgekommen. Der Brite, der auch renommierter Pianist und Komponist ist (vier Musicals stammen von ihm), hat am Royal College of Music in London studiert und am National Opera Studio seine Ausbildung fortgesetzt. Als Music Staff (Dirigent und Pianist) hat er an den führenden britischen Opernhäusern gearbeitet und: Er war lange Organist und Direktor des Chors von Westminster Central Hall, bevor er 2008 in die Niederlande wechselte.

Erst Holland, dann Regensburg

Lilley lernte Holländisch und wurde Chordirektor und Assistant Conductor an der Nationale Reisopera. „Das Leben in London ist toll, die Arbeit war superinteressant“, sagt er. „Aber man verliert dort auch sehr viel Zeit mit dem Unterwegssein.“ Lilley arbeitete im Zentrum, seine Frau Zöe in Ost-London, das Zuhause lag in Süd-London. Holland war einfach die familienfreundlichere Option.

Heute fühlt sich das Quartett – mit den Töchtern Sarah (9) und Sophie (5) – in Regensburg wohl. Nicht nur, weil die Stadt schön ist und kurze Wege hat. Lilley ist mit seinem Theater-Chor happy: „24 exzellente Sänger, die auch solistisch glänzen und außerdem so spielfreudig sind: Ist das nicht wunderbar?“ Seine Augen leuchten wieder.

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