Meinungen
An der Kirche scheiden sich die Geister

Zwei junge Menschen, zwei Meinungen: Einer ist überzeugter Gläubiger, der andere hat der Kirche den Rücken gekehrt.

28.05.2018 | Stand 28.05.2018, 17:11 Uhr

Jährlich kehren zehntausende Menschen in Bayern der Kirche den Rücken zu. Foto: Wagner/dpa

„Gott ist wie ein guter Papa für uns“

Josef Irl hat als Religionslehrer nicht nur beruflich mit dem Glauben zu tun, auch privat engagiert er sich in einer Jugendbewegung für den christlichen Nachwuchs. Der Kelheimer ist selbst mit dem Glauben aufgewachsen, hat in der Pubertät damit gerungen, sich aber dann doch für einen weiteren Weg mit Gott entschieden. Er nimmt sich jeden Tag Zeit für ein Gebet und geht regelmäßig in die Kirche. Er sagt: „Der Glaube trägt mich, erfüllt mich und gibt mir die Perspektive auf was größeres hin.“ Nach dem Tod ginge es ins Paradies und das sei ein schöner Gedanke. Gott ist für ihn jemand, der den Menschen zugewandt ist, der Liebe für alle hat, der sich hingibt, der da ist und das Gute für jeden will. Jeder dürfe sich unendlich geliebt fühlen, auch wenn Gott nicht alles gut heißt, was die Menschen an Übel treiben. Man werde trotzdem aufgefangen. „Er ist wie ein guter Papa für uns, der mit offenen Armen wartet.“ Josef Irl kann außerdem nicht glauben, dass der menschliche Körper, die Naturgesetze und all das komplexe Leben zufällig entstanden ist. Für ihn ist das der Beweis, dass es eine höhere Macht geben muss, die das alles hervorgebracht hat. „Und diese Macht nennen wir halt landläufig Gott.“

„Ich glaube an keinen Gott, der Wunder vollbringt“

Phillipp Lamm studiert in Regensburg und kann mit der Kirche nichts anfangen. Der 25-Jährige ist getauft und war auch in seiner Kindheit immer wieder mal in der Kirche – jedoch mehr wegen diverser Veranstaltungen als wegen dem Gottesdienst. „Da stand eher der soziale Aspekt im Vordergrund.“ Seine Familie war noch nie besonders religiös, auch sein Bruder ist schon aus der Kirche ausgetreten. Vor fünf Jahren hat er es ihm schließlich gleich getan. „Da habe ich gerade das Arbeiten angefangen. Und als ich auf meinem Lohnzettel gesehen habe, dass ich jeden Monat Kirchensteuer zahle, habe ich mich entschlossen, auszutreten.“ Er glaube einfach nicht an einen Gott wie ihn die Kirche darstellt und kann sich mit dem Glauben nicht identifizieren. Dadurch war es für ihn eine leichte Entscheidung, als die Mitgliedschaft dann auch noch ins Geld ging. Er kann sich zwar durchaus vorstellen, dass es irgendeine höhere Macht gibt, die wir Menschen nicht begreifen, aber er glaubt an keinen Gott, der Wunder vollbringt. Einmal im Jahr geht er trotzdem noch in die Kirche: „An Weihnachten gehe ich noch mit meiner ganzen Familie in den Gottesdienst, weil meine Mama das schön findet.“