Kopfschütteln bei Belegschaft
Audi-Vorständin: „Gibt eine 50-Prozent-Chance, dass es Audi in zehn Jahren noch gibt“

02.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:03 Uhr
Die Aufregung beim Ingolstädter Autohersteller Audi um Äußerungen aus dem Vorstand reißt nicht ab. −Foto: Caroline Seidel-Dißmann/dpa

Die Aufregung beim Ingolstädter Autohersteller Audi um Äußerungen aus dem Vorstand reißt nicht ab.Nach Audi-Chef Markus Duesmannsteht nun Marketing- und Vertriebs-Vorständin Hildegard Wortmann im Fokus.



Und zwar mit dem von ihr getätigten Satz: „Es gibt eine 50-Prozent-Chance, dass es Audi in zehn Jahren noch gibt.“ Diesen Satz hatte Wortmann offenbar bereits vor rund drei Jahren in einer Veranstaltung mit Händlern gesagt. Nun erklärte sie in einem Podcast der Zeitschrift Wirtschaftswoche, dass sie diese Aussage heute genauso wiederholen würde.

Sie führte aus, dass vor dem Hintergrund von Chip-Krise, Lieferengpässen, Ukraine-Krieg, Inflation, einer drohenden Rezession und Klimawandel die Autoindustrie vor fundamentalen Veränderungen stehe. Klar sei ihrer Ansicht nach: „Bei den Herausforderungen, die die Autoindustrie hat, müssen wir uns noch schneller ändern – sonst sind wir einfach weg vom Fenster.“

Audi meldet Gewinne für seine Marken

Allerdings hat Audi erst vor wenigen Tagen die Neunmonatszahlen für dieses Jahr veröffentlicht und dabei Rekordgewinn von 6,2 Milliarden Euro (bezogen auf die Marken Audi, Bentley, Ducati und Lamborghini) gemeldet. Gesenkt wurde allerdings die Absatz-Prognose für das laufende Jahr von um die 1,85 Millionen Autos auf um die 1,7 Millionen Autos.

Dennoch löst die Äußerung unter der Ingolstädter Audi-Belegschaft Kopfschütteln aus. „Wenn wir Fachkräfte gewinnen wollen, hilft uns so eine Aussage sicher nicht weiter“, so eine Mitarbeiterin aus dem Finanzwesen. Ein anderer Audi-Mitarbeiter hält die Aussage für „so ziemlich die schlechteste“, die man als Vorständin von sich geben könne. „Das sorgt für Unfrieden in der Belegschaft“, findet er.

Kopfschütteln bei der Belegschaft

„Da kann man nur den Kopf schütteln“, sagt eine weitere Mitarbeiterin auf dem Nachhauseweg von ihrer Arbeit im Audi-Stammsitz. „Frau Wortmann sollte der Belegschaft den Rücken stärken und nicht solche Schreckensszenarien verbreiten.“ Ganz andere Beweggründe vermutet allerdings ein Audi-Ingenieur: „Ich sehe den Satz nicht so dramatisch. Ich glaube, da will man vor den anstehenden Tarifverhandlungen ein bisschen Unsicherheit bei den Arbeitnehmern schüren.“

Doch nicht alle Audianer halten Wortmanns Aussage für aus der Luft gegriffen. „Wir müssen schon aufpassen, dass uns China nicht das Wasser abgräbt“, meint ein Beschäftigter. „Das Thema muss Audi ernst nehmen.“

Stellungnahme des Unternehmens

Das Unternehmen selbst verweist in einer Stellungnahme nochmal darauf, dass die eigentliche Aussage bereits rund drei Jahre alt sei. Sie sei ein „rhetorisches Stilmittel“, um „an den Veränderungswillen der Audi Partner zu appellieren“. Ein Audi-Sprecher versicherte auf Nachfrage: „Natürlich ist Frau Wortmann fest davon überzeugt, dass es Audi auch in zehn Jahren noch gibt.“ Frau Wortmann und die gesamte Audi-Spitze seien völlig sicher, dass gerade die Marke Audi mit der engagiert angegangenen Transformation und der Strategie ‘Vorsprung 2030‘ die richtigen Weichen gestellt und den Weg in eine nachhaltige und digitale Zukunft klar definiert habe.

Ende des Monats steht die jährliche Audi-Betriebsversammlung an. Es ist davon auszugehen, dass die Vorstandsäußerungen dabei auch thematisiert werden.