Eine Milliarde Euro investiert die Deutsche Bahn AG (DB) in Nordostbayern. Die Strecken zwischen Hof und Regensburg sowie von Nürnberg nach Tschechien werden elektrifiziert. An sich eine gute Sache: Das macht den Nahverkehr pünktlicher und schneller. Die Region erhält eine bessere Anbindung ans Fernverkehrsnetz. Mehr Gütertransport auf der Schiene entlastet die Straßen. Und E-Antriebe sind klimafreundlich.
Bald werden 160 Züge am Tag durchrauschen
Die Kehrseite: Statt der bislang 90 Züge pro Tag werden zwischen Regensburg und Schwandorf in wenigen Jahren 160 übers Gleis rauschen. Vor allem die Zahl der Güterzüge wird sich laut einer Bahnprognose verdreifachen – von 20 pro Tag auf mindestens 70. Einen Zeitpunkt für die Elektrifizierung nannten die Bahn-Verantwortlichen nicht. Es wird wohl 2025 bis zum Baustart.
Weil besonders in Regenstauf viele Menschen nah an der Bahn wohnen, lud Landrätin Tanja Schweiger am Dienstagabend zum Bürgerdialog mit der DB in die Gemeinde. Etwa 100 Landkreisbewohner und Regensburger verfolgten in der Jahnhalle die Ausführungen von Klaus-Dieter Josel, DB-Konzernbevollmächtigter für Bayern, und von Projektleiter Robert Hanft.
Straßen werden vom Güterverkehr entlastet
Josel ahnte schon in seiner ersten Aussage „eine gewisse Skepsis und Unsicherheit“ der Zuhörer. Als er ankündigte, die Bahn-Elektrifizierung werde die Straßen in Ostbayern vom Güterverkehr entlasten, warf ein Bürger ein: „Das glauben Sie wohl selbst nicht!“
Die Anwohner fürchten mehr Lärm
Die Anwohner fürchten vor allem den Lärm. In Sachen Schallschutz hatte Projektleiter Hanft gute Nachrichten. Der frühere Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt habe 2017 in einer Einzelfallentscheidung beschlossen, dass die Verbindung Regensburg - Hof beim Lärmschutz wie eine Neubaustrecke behandelt werden muss.
„Wir sind verpflichtet, die geltenden Grenzwerte einzuhalten“, sagte Hanft. „Die meisten Anwohner werden mit dem Lärmschutz zufrieden sein. Ein paar wird es geben, die nicht glücklich sind.“ Denn einen wirksamen Effekt bringe nur die Schallschutzwand.
„Die Region ist verkehrstechnisch am Limit.“Eine Bürgerin
Regensburger und Landkreisbewohner wünschen sich neue Bahn-Haltepunkte, etwa im „Grasigen Weg“ in Regenstauf, im Zeitlarner Ortsteil Laub und am früheren Walhalla-Bahnhof in der Domstadt. Die Region sei „verkehrstechnisch am Limit“, klagte eine Besucherin. Doch über die Haltepunkte entscheidet die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Die Politik solle sich an die BEG wenden, empfahl Konzernbevollmächtigter Josel. Landrätin Schweiger verwies auf das Schienenpersonen-Nahverkehrsgutachten, das Stadt und Kreis erarbeiten. Es schlägt neue Haltepunkte vor.
250 Züge könnten auf der Strecke rollen
Ein Kommunalpolitiker wollte wissen, obder von Regensburg und fünf ostbayerischen Landkreisen angepeilte S-Bahn-ähnliche Verkehr im 30-Minuten-Taktnach der Bahn-Elektrifizierung noch möglich sei. Er befürchtete, dass Güterzüge die Strecke auslasten. Josel sagte, zwischen Regensburg und Hof könnten am Tag bis zu 250 Züge rollen. „Da ist Luft nach oben.“
Weitere Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.
Aktuelles aus der Region und der Welt gibt es über WhatsApp direkt auf das Smartphone:www.mittelbayerische.de/whatsapp