Geld
Bistum Regensburg ist millionenschwer

Im Jahr 2017 erzielte die Diözese einen Überschuss von rund 84 Millionen Euro – vor allem aufgrund der Kirchensteuer.

13.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr

Der Regensburger Dom spiegelt sich in der Glasfassade eines Bankgebäudes am Neupfarrplatz. Archivfoto: Stadt Regensburg/Effenhauser

Das Bistum Regensburg hat lang gerechnet. Am Donnerstag haben nun erstmals alle 20 großen Rechtsträger ihre Jahresabschlüsse offen gelegt. Fest steht: Die katholische Kirche in der Region ist millionenschwer. Zusammengerechnet ergibt sich für alle Organisationseinheiten ein Eigenkapital von fast 1,7 Milliarden Euro. Davon entfallen fast 900 Millionen Euro allein auf die Diözese Regensburg als Körperschaft. Es folgen die Katholische Jugendfürsorge (317,3 Millionen Euro), die Schulstiftung (191 Millionen Euro) und der Bischöfliche Stuhl (120,4 Millionen Euro).

Das Bistum tut das mit dem Verweis darauf, dass hinter jeder Zahl ein Gesicht steht. Fuchs gab zu bedenken: „Viele Eltern geben ihre Kinder mit Freude in unsere Kindergärten, zufriedene Menschen mit Behinderung besuchen unsere Einrichtungen und Kranke auf dem Land sind froh, wenn die kirchliche Sozialstation auch ein paar Kilometer mehr zu ihnen zurücklegt." Kapital spielt dabei eine entscheidende Rolle. Gleichwohl ist das Bistum kein einheitlich durchstrukturierter Konzern.

Zum Stichtag 31. Dezember 2017 verfügte etwa die Diözese über ein Vermögen von 1,46 Milliarden Euro. Die Summe setzt sich im Wesentlichen aus Sachanlagen wie Grundstücken, Kunstgegenständen und Immobilien im Wert von rund 22 Millionen sowie aus Finanzanlagen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro zusammen.

Unsere Grafik zeigt die Kennzahlen der Diözese Regensburg:

Bankanleihen bevorzugt

Bischöflicher Finanzdirektor Alois Sattler betonte, dass das Bistum bewusst nicht auf kurzfristige Rendite spekuliere. Auch in Hedgefonds, Rohstoffe, Private Equity und andere alternative Anlageformen werde nicht investiert. Der weitaus größte Anteil der Wertpapiere des Anlagevermögens (rund 1,28 Milliarden Euro) ist laut Sattler in festverzinslichen Wertpapieren angelegt, genauer gesagt in Bankanleihen. Der Erwerb von Industrieanleihen oder von Auslandsanleihen sei nicht gestattet. Ein wichtiger Gesichtspunkt sei, so stellte es der Finanzdirektor dar, Gelder möglichst breit anzulegen. „Diversifizierung ist das Zauberwort“, strich Sattler heraus. Auf der Passiv-Seite stehen dem etwa 899 Millionen Euro Eigenkapital sowie Verbindlichkeiten insbesondere gegenüber kirchlichen Körperschaften in Höhe von etwa 447 Millionen Euro gegenüber. Das Nettovermögen beziffert das Bistum auf rund 155 Millionen Euro. Das sind die Mittel, die der Kirche für ihr Wirken frei zur Verfügung stehen.

Ist das Bistum also reich? Finanzdirektor Sattler bestätigte einerseits: „Das ist viel Geld, für die meisten wohl privat unerreichbar viel Geld.“ Er strich aber andererseits zugleich heraus, dass diese 155 Millionen Euro weit weniger sind als die Hälfte des Diözesanhaushalts für das laufende Jahr. Das Bistum erzielte Erträge in Höhe von rund 387 Millionen Euro, die sich zum allergrößten Teil aus Kirchensteuermitteln (rund 321 Millionen Euro) zusammensetzen, und erwirtschaftete einen Überschuss von 83,7 Millionen Euro. Der Gewinn resultiere vor allem aus einem Plus bei der Kirchensteuer und der Tatsache, dass im Jahresverlauf nicht alle im Haushaltsplan angesetzten Mittel abgerufen worden seien. Sattler sprach von einem „großen Ausnahmejahr“. In Zukunft werde sich das mit Sicherheit nicht so fortsetzen. Er verwies auf die sinkende Zahl der Katholiken und die Altersentwicklung. Die wirtschaftliche Lage nannte Sattler „solide“.

Der Jahresüberschuss wurde größtenteils in die Rücklagen eingestellt oder bereits an Pfarreien ausgeschüttet. Größter Ausgabeposten waren 2017 mit rund 153 Millionen Euro gewährte Zuschüsse an Kirchenstiftungen und kirchliche Rechtsträger etwa für Bauten. Der zweitgrößte Aufwandsposten sind Personalkosten. Die Diözese beschäftigte im Jahr 2017 durchschnittlich 1527 Mitarbeiter. Insgesamt arbeiten rund 24 000 Menschen für das Bistum.

Unsere Grafik zeigt die Kennzahlen von neun großen weiteren Körperschaften des Bistums Regensburg:

Nachbar mit Finanzskandal

Mit 1,46 Milliarden Euro Bilanzsumme beziehungsweise Vermögen liegt Regensburg im Vergleich mit anderen deutschen Diözesen im Mittelfeld. Die Erzbistümer Paderborn und Köln hatten in ihren jüngsten Bilanzen vier Milliarden beziehungsweise 3,4 Milliarden Euro ausgewiesen. Das Erzbistum München und Freising liegt ebenfalls bei rund 3,4 Milliarden Euro, das benachbarte Bistum Passau bei 3,8 Milliarden Euro.

In der Bilanz des Bistums Eichstätt, das ebenfalls an Regensburg angrenzt, schlägt sich ein Finanzskandal nieder. Das abgebildete Vermögen der Diözese umfasst dort rund 610 Millionen Euro. Rund 50 Millionen Euro waren der Diözese durch das Fehlverhalten eines Mitarbeiters verloren gegangen. Er soll gemeinsam mit einem Geschäftspartner ungesicherte Darlehen für Immobilienprojekte in den USA gegeben haben. Gegen beide Männer, die vorübergehend in Untersuchungshaft saßen, ermittelt die Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts der Untreue und Bestechlichkeit.

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