Regensburg
Corona: Wo jetzt Hilfe gebraucht wird

Die Pandemie ist für manche schwerer als für andere. Die MZ zeigt, wie man Hilfsbedürftigen unter die Arme greifen kann.

20.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:21 Uhr
Für Risikogruppen wird Einkaufen in Zeiten von Corona zum Problem. In Regensburg helfen Ehrenamtliche. −Foto: Oliver Berg/dpa

Die Pandemie macht zwar keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, jedoch verschärft sie soziale Ungleichheiten. Niedrigere Löhne, kaum Platz zum Wohnen, Jobverlust oder eine Arbeit, die oftmals nicht ins Home Office verlegt werden kann. Die Folge ist eine höhere Infektionsgefahr. Menschen mit niedrigerem sozialem Status landen demnach häufiger aufgrund einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus. Gerade deswegen geht es in der Pandemie nach wie vor um Solidarität. Eine Studie zeigt: Nach eigenem Befinden spüren die Deutschen in der Corona-Zeit mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt als zuvor. Wo man sich als Regensburger engagieren kann, zeigen wir im Folgenden.

Space Eye

Sieben Containerladungen voller warmer Kleidung, Schuhe, Medikamente und Hygieneartikel schickte die Flüchtlingshilfe Space Eyezur Winterhilfe nach Lesbos. Schutz vor Infektionen gibt es in den Lagern nicht. Dicht an dicht drängen sich die Menschen, die Verhältnisse sind ohnehin schon schlecht. Dazu kommen auch noch Ausgangssperren, so dass die Geflüchteten die Lager nicht mehr verlassen können.

Für Space Eye bremst die Pandemie schlichtweg alles. Hilfsbewegungen zwischen Deutschland und Griechenland sind erschwert und vor Ort brechen Helfer aufgrund von Quarantäne oder Hygienebestimmungen weg. Auch die organisatorische Vorarbeit ist erschwert, vor allem die Begrenzung der erlaubten Personenanzahl ist mit Blick auf die Sortierung und Katalogisierung von Tausenden von gespendeten Hilfsgütern zeitaufwendig und schleppend.

„Wir haben ein starkes Band geknüpft zwischen Regensburg und Moria.“Michael Buschheuer

Auch mittels Geldspenden kann man den Verein unterstützen. Vor allem für die Aktion „Second Life“ ist finanzielle Hilfe notwendig. Ziel der Aktion ist es, Menschen aus den Lagern in Griechenland nach Regensburg zu holen, um ihnen so eine zweite Chance, ein zweites Leben zu ermöglichen. Im Rahmen dieses Projekts kann man auch eine Patenschaft übernehmen, um aktiv bei der Integration zu helfen. Eine Patenschaft kann schon eine kleine Begegnung bedeuten: eine erste Stadtführung oder gemeinsame Unternehmungen. Die Devise lautet: „Jeder kann helfen. Jeder. Jedem“.

Strohhalm

Den Menschen Wärme mitzugeben ist das Wichtigste für den 80-Jährigen. In Zeiten von Corona ist dies jedoch eine besondere Herausforderung. Die Stube, in der sich die Menschen normalerweise tagsüber aufhalten, Mahlzeiten zu sich nehmen und gesellig beieinandersitzen, muss aufgrund der Hygienemaßnahmen geschlossen bleiben. Das Gleiche gilt für die Kleiderkammer, welche nun nur auf Anfrage funktioniert. Die Essensausgabe geschieht „to go“. So können aber immerhin 50 bis 60 Personen pro Tag mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden.

„Niemand muss hier hungern, frieren oder schmutzig sein. Wir organisieren alles, was geht.“Josef Troidl

„Ich bin total fertig, ich kann kaum sprechen“, sagt eine junge Frau, die in der Schlange für die Essensausgabe steht. Für die Obdachlosen ist der Pandemie-Winter besonders hart. Neben den eisigen Temperaturen fallen nicht nur Geldspenden von Passanten weg, sondern es gibt auch weniger Pfandflaschen. Gleichzeitig sind viele öffentliche Einrichtungen, vor allem sanitäre Anlagen geschlossen. Auch die neuerdings verpflichtenden FFP2-Masken sind teuer. Im Strohhalm gibt es neben der Mahlzeit noch eine Maske geschenkt. „Wir organisieren alles, was geht“, sagt Troidl.

Im Januar kaufte der Verein sein zweites Haus. Dort entstehen vier neue Appartements, in denen Menschen temporär untergebracht werden können. So schafft es der Strohhalm, jedes Jahr 15 bis 18 Menschen zurück ins Leben zu bringen. Finanziert wird alles durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Staatliche Zuschüsse bekommt der Verein nicht, betont Troidl.

Mit einem Jahresbeitrag von 15 Euro kann man Mitglied werden und so die Arbeit des Strohhalms unterstützen. Auch durch Sachspenden, wie Kleidung, Essen und elektronische Kleingeräte kann man helfen. Die circa 50 Mitarbeiter des Strohhalms arbeiten alle auf freiwilliger Basis und suchen immer nach neuen Helfern – Engagement ist stets willkommen.

Freiwilligendienst

Für Risikogruppen werden in Zeiten von Corona alltägliche Erledigungen wie Einkaufen oder Gassi gehen zu einem gesundheitlichen Risiko. Damit sich diese Menschen nicht unnötig in Gefahr bringen, gibt es „Regensburg hilft – Nachbarschaftshilfe gegen Corona“. Auch Personen, die sich in Quarantäne befinden, können sich an den Dienst wenden, wenn sie Hilfe benötigen.

„Die Nachbarschafts- hilfe gründete sich aus dem Bedarf für eine neutrale, öffentliche Anlaufstelle.“Marina Brückner

Die Nachbarschaftshilfe gibt es schon seit dem Beginn der Pandemie. Und auch ein Jahr später ist sie immer noch aktiv. Organisiert wird die Aktion vom Koordinierungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement (kurz KoBE) der Stadt Regensburg. Die Nachbarschaftshilfe gründete sich aus dem Bedarf für eine neutrale, öffentliche Anlaufstelle heraus, die das bürgerliche Engagement dann bündelt und vermittelt, erzählt Marina Brückner, Abteilungsleiterin Inklusion und Bürgerschaftliches Engagement bei der Stadt Regensburg.

Das KoBE gibt es aber schon seit 2015 und vermittelte bereits vor Corona Freiwillige an Unternehmen, die Unterstützung benötigen. Das Koordinierungszentrum bietet neben Jahren an Erfahrung und einem entsprechenden Netzwerk auch die nötige Versicherung für die Ehrenamtlichen. Mehr als 1000 Freiwillige haben sich bereits gemeldet, „dabei profitieren wir nicht nur, aber auch von den zahlreichen Studierenden in Regensburg“, berichtet Brückner.

Als Person mit Hilfsbedarf kann man sichentweder onlineoder per Telefon (0941/507 2252) anmelden. Dann wird aus den registrierten Helfern jemand herausgesucht, der optimalerweise in der Nähe wohnt. Nach einiger Zeit wird dann vom KoBE auch die Zufriedenheit beider Seiten abgefragt. So sind seit März Tandems entstanden, die bis jetzt gut funktionieren, erzählt Marina Brückner.