MZ-Serie
Das schrille Organ der Nebenrollen

Egal ob bei „Pumuckl“ oder FSK18: Die Volksschauspielerin Margot Mahler fiel auf. Sie glänzte aber nur in Nebenrollen.

06.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Bettina Griesbeck
In der BR-Serie „Polizeiinspektion 1“ spielte Margot Mahler neben bekannten Bayerischen Originalen wie Max Grießer (M.) und Elmar Wepper. −Foto: Fotos: BR/Neue Münchner Fernsehproduktion

Eine Patientin kommt aus dem Behandlungsraum eines Zahnarztes. Die Zahnarzthelferin am Empfang fragt sie mit schriller Stimme: „Na, sind unsere Zähne in Ordnung?“ Die Patientin klärt die Angestellte auf, dass es nicht nur am guten Arzt liegt, sondern auch an ihrer Zahncreme und hält das Produkt in die Kamera. Die Patientin fragt die schnippische Angestellte erstaunt, ob sie denn nicht wisse, wie die Zahncreme wirke und erntet nur ein Zucken mit dem Mundwinkeln und ein fragendes „hm?“. In demWerbespot von 1985verkörperte die bayerische Volksschauspielerin Margot Mahler das Gegenteil der heutigen klugen „Zahnarztfrau“ aus der Werbung und rutschte damit sogar im kurzen Spot in die Nebenrolle, von der sie zeitlebens nicht loskam.

Kindliche Art selbst im FSK18-Film

Margot Mahler von Dieringshofen kam am 24. September 1945 unter dem Namen Huber in Straubing zur Welt. Nachdem sie die Berufe Bankkauffrau und Sekretärin erlernt hatte, zog es Margot Mahler auf die Bühne. Sie nahm Schauspielunterricht in München bei der deutschen Schauspielerin Christa Berndl, mit der und deren gleichnamiger Tochter sie zeitlebens eine enge Freundschaft verband. „Ich weiß noch, als wir uns zusammen einen Künstlernamen überlegten – wir wählten ,Margot Mahler‘, weil es so schön klingt“, erinnert sich die Tochter von Mahlers Schauspiellehrerin. Margot Mahler sei oft bei den Berndls zu Besuch gewesen, habe ihre Drehbücher mitgebracht und sich Ratschläge zu den anstehenden Rollen geholt.

Weniger bekannt ist, dass Margot Mahler auch als Theaterautorin tätig war und auch des Öfteren bei Theater- und Kabarett-Gastspielen zu sehen war. Gesungen hat Margot Mahler nicht nur auf der Bühne: Unter dem Titel „Ich bin der schärfste Has“ hat Margot Mahler sogar ein eigenes Album (1990) aufgenommen– zu dem gleichnamigen Lied drehte die Volksschauspielerin auch ein Musikvideo.

Margot Mahlers Karriere startete Ende der 1960er Jahre als Nebenrollendarstellerin in seichten Komödien. Ihre naive, oft auch kindliche Art, kombiniert mit einer sehr schrillen Stimme gehörten zu ihren Rollen-Markenzeichen. 1970 war sie an der Seite von Rudi Carell und Ilja Richter als Bäuerin in „Wenn die tollen Tanten kommen“ zu sehen. Bis Anfang der 1980er Jahre tauchte Margot Mahler immer wieder in den sogenannten Lederhosenfilmen auf, wie in „Die liebestollen Lederhosen“ oder „Unterm Dirndl wird gejodelt“. Wie die Titel schon verraten, zeigte sich Margot Mahler hier von ihrer verruchten Seite. Nicht mehr jugendfrei war Mahlers Rolle im FSK18-Film „Schulmädchenreport 7“.

Aber die Schauspielerin blieb nicht in der anzüglichen Ecke stecken. Immer öfter trat sie im erfolgreichen Komödienstadel des Bayerischen Rundfunks auf. Auch in zahlreichen Fernsehserien wurde Mahler durch ihre skurrilen Nebenrollen bekannt, darunter zählten ihre Auftritte in „Münchner Gschichten“ oder „Kanal fatal“. Im Krimi-Genre tauchte Mahler auch immer wieder auf, wie in „Polizeiinspektion 1“ oder im „Tatort“. In der beliebten TV-Kinderserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ von Ellis Kaut verkörperte Margot Mahler die einfältige Angestellte in feinem Hause in der Folge „Das Schloßgespenst“ und wunderte sich über die Streiche des Kobolds.

Video „Meister Eder und sein Pumuckl – Das Schloßgespenst“ – Margot Mahler ist ab Minute 17 zu sehen:

Der Krebs riss sie aus dem Leben

Dumm schaute Margot Mahler auch in ihrer Rolle als „Unschuld vom Lande“ in der Folge „Die Drud“ aus der beliebten Serie „Königlich Bayerisches Amtsgericht“ drein. Darin spielte sie eine Bauerstochter, die auf einem anderen Hof in Anstellung ist. Ihr vermeintlich abergläubischer Chef beschuldigt sie als „Drud“, eine besessene Frau. Vor Gericht stellt sich heraus, dass er die Leichtgläubigkeit des jungen Mädchens ausgenutzt hat um sie unter dem Vorwand, ihr die Druderei auszutreiben, in den Saustall zu locken. Auf die Frage des Richters, was dort im Stall passiert sei, meinte Margot Mahler mit großen Augen und verschämten Blick: „Nix G´ scheits ned.“

Video „Königlich Bayerisches Amtsgericht – Die Drud“ – Margot Mahler ist ab Minute 18 zu sehen:

Ihre letzten Auftritte hatte Mahler in der Komödie „Muttertag“ mit Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer („Herbert und Schnipsi“) und an der Seite von Ottfried Fischer in der Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“.

„Don´ t stop loving me...“ steht auf Margot Mahlers schlichtem grauen Grabstein auf dem Neuen Südfriedhof in München geschrieben. Eine Rose ziert die Inschrift der am 27. September 1997 verstorbenen Volksschauspielerin. Im Alter von nur 52 Jahren erlag sie einer Krebserkrankung. „Sie hat alles mit Liebe gemacht“, sagt Christa Berndl. Auch zahlreiche Fernsehzuschauer behielten ihr schrilles Wesen bis heute in Erinnerung.