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Der Glanz alter Motorräder

100 Oldtimer haben Erich und Gerti Rosenberger gesammelt und restauriert. Sie können in Jandelsbrunn besichtigt werden.

24.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:32 Uhr
Michaela Schabel

Die große Leidenschaft von Erich und Gerti Rosenberger waren die Oldtimer. Er restaurierte. Sie fuhr die Rennen. Foto: Rosenberger

100 Motorräder haben Erich und Gerti Rosenberger gesammelt – eine Leidenschaft, die sie ein Leben lang verbunden hat. Er war ein Allrounder, Mädchen für alles in der Jandelsbrunner Brauerei Lang, vor allem aber Bierausfahrer, sie das Pendant in der Jandelsbrunner Post vom Schalter bis zur Briefträgerin.

Auf einer Tour beim Bierausfahren entdeckte Erich Rosenberger, der im vergangenen Jahr gestorben ist, bei einem Schrotthändler ein altes Motorrad. Es wurde der Beginn einer Leidenschaft, die ihn nie wieder losließ. Autodidaktisch mit Talent und Interesse brachte er sich alles bei, was man wissen und können musste, um Motorräder zu restaurieren. Bis auf ein Motorrad, bei dem die Ersatzteile nicht mehr zu organisieren waren, sind alle 99 Maschinen einsatzbereit. Er restaurierte und war Freizeitfahrer, seine Frau fuhr die Rennen und war Motorradprofi.

Die Rennfahrerin

Das kam nicht von ungefähr. Schon als kleines Mädchen durfte sie beim Vater, der eine Fahrradwerkstatt hatte, mitfahren. Als ihr Mann mit dem Motorradreparieren anfing, flammte ihre Leidenschaft für die Maschinen wieder auf. Beide wurden derart vom Motorradvirus infiziert, dass sie ihre ganze Freizeit und ihr Geld dafür investierten. 10 000 Mark kostete damals schon Gertis Traummaschine, eine Opel-Motoclub, Baujahr 1928, silber mit roten Reifen. Gerti strahlt heute noch, wenn sie die Maschine Besuchern zeigt. Gefahren ist sie darauf nie. Das Motorrad passte einfach nicht zu ihr, war zu groß, zu technisch. Auf dieser Maschine fühlte sie sich nicht sicher, aber sie war und ist glücklich, diese Maschine zu besitzen. Sammlerglück pur. Gerti blieb ihrer Zündapp K 800, 4 Zylinder, Baujahr 1935, treu. Es ist das einzige Motorrad der Sammlung, das nicht in der Originalfarbe, sondern in beider Lieblingsfarbe Grün lackiert wurde. Die grüne Zündapp wurde Gertis Markenzeichen bei den Rennen.

Ein Schrank von Trophäen, ihre schwarze Ledermontur mit dem gelben Unfallschal erinnern an ihre Erfolge, vor allem beim „Salzburger Oldtimer Grand Prix“, bei dem Gerti Rosenberger regelmäßig mitfuhr. Sie war die einzige Frau weit und breit, voll akzeptiert, gern gesehen und hatte keinen einzigen Unfall.

Mit 79 Jahren fährt sie noch heute voran

Strahlend zeigt Gerti Rosenberger ihr Gästebuch, in dem sich Besucher wie Robert Aigner verewigten, der ihr so gestand, wie sie ihn als 12-Jährigen am Salzburgring begeistert hatte. Das war vor 40 Jahren. Gerti Rosenberger fährt immer noch bei besonderen Festen. Mit 79 Jahren kurvte sie beim diesjährigen Oldtimer-Treffen zu Ehren ihres Mannes als Frontfrau voran, hinter ihr 854 Fahrzeuge, denn längst sind beim Oldtimer-Treffen auch Autos und Bulldogs dabei. Sie „hat ihn (ihren Mann) überall gesucht, aber nicht gefunden“, schrieb sie in das Fotoalbum. „Aber ich wusste, dass er an meiner Seite war und mich beschützte.“

Die grüne Zündapp K 800 war das erste Motorrad, das Erich Rosenberger 1968 entrostete. Es folgten 99 unterschiedliche Motorräder, heute Raritäten der Marken Horex, NSU, Zündapp, DKW, BMW, Victoria, Imme etc., nicht nur eine, etliche Modelle in unterschiedlichsten Varianten nebeneinander. Sie spiegeln ein Stück Zeitgeschichte vor dem Zweiten Weltkrieg. Manche Stücke sind Legenden wie die Opel Motoclub 1928, die Express Motorrad 1928 oder die französische „Amor“ aus Paris 1915.

Maschinen im Schlafzimmer

Schnell wurde das Haus in Jandelsbrunn (Kreis Freyung-Grafenau) zu klein. Zwei Jahre lang parkten die Rosenbergers aus Platzmangel sogar zwei Maschinen im Schlafzimmer. Deshalb beschlossen sie 1998, am Ortsrand unterhalb des hochgelegenen Friedhofs ein neues Haus samt einer Ausstellungshalle zu bauen.

Als drei Jahre später das 30-jährige Jubiläum des Dorffestes anstand und man nach Attraktionen suchte, organisierten Erich und Gerti Rosenberger zum Vatertag erstmals ein Oldtimer-Treffen. Die Resonanz war beeindruckend. 101 Oldtimer kamen nach Jandelsbrunn. Gleich nach der Segnung der Fahrzeuge gab es auf der Staatsstraße einen gewaltigen Stau, weil die alten Vehikel so langsam fuhren.

Treffen am Vatertag ist legendär

1111 Euro konnte Gerti der Kirche aus den Besucherspenden im Motorradmuseum überreichen. Seitdem findet jedes Jahr am Vatertag das Oldtimer-Treffen in Jandelsbrunn statt, inzwischen eine legendäre Veranstaltung für Fans.

Ganz eng stehen die Maschinen in der Halle nebeneinander, auf dem Sitz oft eine Puppe oder ein Teddybär, die Sammelleidenschaft von Gerti Rosenberger. Und eine alte Drehleier ist auch noch da. Gerti Rosenberger kurbelt den Walzer „Wahre Freundschaft“ und erinnert sich glücklich an die Tage mit ihrem Mann Erich, dem sie direkt ein Grab mit Blick auf die Oldtimer-Sammlung ausgesucht hat.