Freizeit
Die Isar als Freudenspender

Die Münchner dürfen es schon lange – in der Isar baden. Nun ist das auch in Dingolfing, Landau und in Landshut erlaubt.

05.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:39 Uhr
Die Dingolfinger genießen den neuen Uferbereich an der Isar. Foto: Wasserwirtschaftsamt Landshut −Foto: Wasserwirtschaftsamt Landshut

München im Sommer ohne Baden in der Isar ist undenkbar, der Sommer an dem Fluss legendär. Nicht nur an Wochenenden wird es eng an den Strandufern. Wer seinen Lieblingsplatz haben will, muss früh da sein und okkupieren. Warum Baden an der Isar in München erlaubt ist, in anderen Orten aber nicht, das ist für die Bewohner oft nicht einsichtig.

Als Hauptargument werden immer Wasserqualität und das damit verbundene gesundheitliche Risiko angeführt. Es gab immer überall Bürger, die sich davon nicht abhalten ließen und trotzdem an heißen Tagen sich in der Isar abkühlten.

Das Fortschrittsdenken des 19. Jahrhunderts zwang die Isar in ein kanalisiertes Korsett. Die Isar sollte, begrenzt durch Kanäle, ihr Flussbett selbst tiefer legen, um die Überschwemmungen einzudämmen. Allerdings wurde dieses Konzept von anderen Entwicklungen untergraben. Abholzungen und Verbauung, parallel dazu durch Sturzfluten und Versieglung des Bodens reduzierte Wasseraufnahme im Untergrund sorgten für immer stärkere Hochwasser.

Zurück zum Wildfluss

Erst in den 1980er Jahren begann man umzudenken. Die Isar sollte renaturiert werden. In München konzipierten Stadt und Freistaat Bayern den Isar-Plan. Auf einer Strecke von acht Kilometern wurde die Isar zwischen der Wehranlage Großhesselohe und dem Deutschen Museum bis 2011 naturnah umgestaltet, gleichzeitig Hochwasserschutz und Erholungswert verbessert. Flache Kiesufer laden zusätzlich zu den Freitreppen der Wittelsbacherbrücke zum Sonnenbaden ein. Hochwasserwiesen trösten über fehlenden Badespaß hinweg.

Ein 2009 neu geschaffener Nebenarm der Isar mit der „Weideninsel“ ist inzwischen Kulturplatz, durch Bepflanzung und Schwemmgut ein Naturraum mit charakteristischer Flora. Zahlreiche Fischunterstände, „Große Nester“ aus Steinen und Wurzelstöcken, bieten ideale Bedingungen für Jungfische. 35 Millionen Euro kostete die Umsetzung des Isarplans. 55 Prozent der Kosten übernahm der Freistaat Bayern.

Zwei Millionen kostete die Renaturierung des 1,3 Kilometer langen Isarverlaufs bei Dingolfing. Mehr als die Hälfte davon wurde vom Life-Naturschutzprojekt der EU bezahlt. Nach sieben Monaten Bauzeit konnten im vergangenen Jahr die neuen Kiesstrände eingeweiht werden. Leicht mäandrierend ist die Isar, vorher durch die Kanalisation überhaupt nicht zugänglich, jetzt ein ökologisches Freizeitparadies à la München. Sonnen, Plantschen, Schwimmen, Grillen, alles möglich und ein neuer Lebensgenuss für die Dingolfinger.

Landau zieht nach. 2020 soll hier die Renaturierung der Isar beendet sein. Durch die Gestaltung eines neuen Nebenarms will man den ehemaligen verzweigten Flussverlauf der Isar wieder sichtbar machen. Darin geplant ist eine größere Insel als artspezfischer Lebensraum für Flora und Fauna. Zum Baden ist diese Insel nicht gedacht, dafür werden eigene Kiesstrände angelegt und die steilen befestigten Ufer wie in Dingolfing abgetragen. Ansonsten umfasst das Live-Naturschutzprojekt noch rein ökologische Maßnahmen, insbesondere eine Verbesserung der Artenvielfalt in den Auewiesen und Auewäldern. Die Lücken durch das Eschensterben werden mit Eichen, Linden und Ulmen bepflanzt.

Auch in Landshut baden erlaubt

Landshut braucht gar keine neuen Kiesbände. Sie sind schon da, doch herrschte seit den 1980er Jahren ein striktes Badeverbot. Zu schlecht sei die Wasserqualität infolge der landwirtschaftlichen Dünger und Pestizide, die die Amper vor Landshut in die Isar einschwemmt. Das Wirtschaftswasseramt fand, „das Badeverbot war eigenartig“, wollte aber immer nur in Kooperation mit der Stadt aktiv werden. Nicht zuletzt durch die Entwicklung in Dingolfing und Landau geben jetzt die Stadtväter dem Bürgerwunsch nach, die so nahe Isar in ihrem Freizeitwert zu erschließen. Die Landshuter dürfen jetzt auch offiziell in die Isar springen, baden und schwimmen. Eine Kneippanlage und ein Fitnessparcours für Jung und Alt ist geplant.

Doch kein Licht ohne Schatten. Das Müllproblem entwickelt sich allerorten zum großen Folgeproblem. Hier fehlt es am entsprechenden Bewusstsein. Während Megacitys wie Singapur absolute Sauberkeit gelingt, werden niederbayerische Kleinstädte dem Picknickmüll nicht Herr. Hier könnten sich Kommunalpolitiker durch klare Regelung und die Einforderung dieser Regeln profilieren.

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