Weitere Waffen in Auto gefunden
Drei Verletzte nach Degen-Attacke in Weiden: Polizei gibt Details bekannt

24.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:55 Uhr
Mit diesem Degen soll eine 65-jährige Frau in Weiden auf Passanten losgegangen sein. Drei Personen wurden verletzt. −Foto: Polizeipräsidium Oberpfalz

Nach derDegen-Attacke in Weidenin der Oberpfalz am Dienstag, bei dem drei Personen verletzt wurden, hat die Polizei am Mittwoch ein Foto der Tatwaffe sowie weitere Details veröffentlicht. So habe die mutmaßliche Täterin noch weitere Waffen in ihrem Auto gehabt.



Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei spielte sich der Vorfall folgendermaßen ab: Eine 65-jährige Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit und Wohnsitz im östlichen Landkreis Neustadt an der Waldnaab fuhr mit ihrem Auto kurz vor Mittag in der belebten Fußgängerzone „Unterer Markt“ in Weiden vor. Sie stieg aus dem Fahrzeug und hatte dabei einen knapp 90 Zentimeter langen Degen (Klingenlänge: 72 Zentimeter) in der Hand. Zuvor hatte die Polizei von einem „schwertähnlichen Gegenstand“ gesprochen.

Gaststätten-Angestellter eilte zu Hilfe

Daraufhin habe die Frau drei Männer angegriffen, die zufällig gemeinsam zu Fuß vorbeikamen. Die Männer sind Polizeiangaben zufolge 46, 58 und 61 Jahre alt und jeweils deutsche Staatsangehörige. „Es entwickelte sich dadurch eine körperliche Auseinandersetzung mit der Frau“, berichtet die Polizei weiter. Ein 23-jähriger Angestellter einer benachbarten Gaststätte bemerkte den Angriff und eilte zu Hilfe. Gemeinsam brachten die Männer die bewaffnete Frau zu Boden und hielten sie bis zum Eintreffen der Polizei wenige Minuten später fest.

Der 46-Jährige erlitt durch den Degen leichtere Verletzungen durch einen oberflächlichen Schnitt am Hals. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und konnte dieses noch am selben Tag verlassen. Der 61-Jährige erlitt eine Schnittverletzung am Arm, die operativ behandelt werden musste. Er befindet sich laut Polizei noch in stationärer Behandlung und gilt deshalb als schwer verletzt. Der 23-jährige Helfer erlitt leichte Verletzungen durch Kratzer. Der 58-Jährige blieb körperlich unverletzt.

Frau wurde untergebracht

Die 65-jährige Verdächtige wurde nach Angaben der Polizei noch am selben Tag in einer Fachklinik untergebracht und es wurde zwischenzeitlich eine erste psychiatrische Begutachtung vorgenommen. „Es besteht der Verdacht, dass eine psychische Erkrankung bei der Verdächtigen vorliegen könnte“, so die Polizei.

Am Mittwoch wurde die 65-Jährige richterlich angehört. Der zuständige Ermittlungsrichter erließ daraufhin einen Unterbringungsbefehl, vor allem wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Es besteht ferner der Verdacht eines Verstoßes gegen das Waffengesetz. Die Frau wird deshalb in einer Fachklinik untergebracht.

Weitere Tat im Vorfeld gemeldet

Etwa zeitgleich mit der Tat am Unteren Markt wurde bei der Polizei in Vohenstrauß ein Vorfall zur Anzeige gebracht, der sich gegen 11.20 Uhr in Vohenstrauß ereignet hatte. Offenbar hatte dort die Beschuldigte vor einer Apotheke versucht, einen 63-jährigen Mann grundlos, möglicherweise mit dem sichergestellten Degen, zu verletzen. Der Mann erlitt lediglich eine Hautrötung.

Noch früher, gegen 6.30 Uhr, kam die Beschuldigte zur Polizei Vohenstrauß. Dort meldete sie, dass sie sich Sorgen um eine Nachbarin mache, die sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Eine Überprüfung ergab, dass mit dieser alles in Ordnung war. Hinweise auf die bevorstehenden Taten ergaben sich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Frau hatte auch Macheten, Messer und eine Axt im Auto

Die Kriminalpolizei Weiden gründete zur Aufklärung der Geschehnisse noch am Dienstag die 30-köpfige Sonderkommission (Soko) „Altes Rathaus“. Die Ermittlungen werden unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Weiden geführt. Bisher sei eine Vielzahl von Zeugen befragt und eine hohe Anzahl von Spuren gesichert worden. In dem Fahrzeug der Frau fanden die Ermittler zwischenzeitlich noch weitere gefährliche Gegenstände, wie zwei Macheten, mehrere Messer und eine Axt.

Upload-Portal der Polizei

Die Polizei bittet, keine Videos oder Bilder in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, sondern diese der Polizei für die Ermittlungen zur Verfügung zu stellen. Hierzu wurdeeigens ein Upload-Portal der Polizei geschaltet. Weitere Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Weiden unter ✆ 0961/401-2222 entgegen.

Polizeipräsident dankt couragierten Helfern

Norbert Zink, Polizeipräsident der Oberpfalz, bedankte sich bei den couragierten Helfern: „Durch das beherzte Einschreiten von Helfern, die sofortige Verständigung des Polizeinotrufs und das schnelle Eintreffen der Einsatzkräfte konnte womöglich Schlimmeres verhindert werden. Ich habe größten Respekt vor dem Einsatz aller Beteiligten. Das war hervorragende Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Polizei sowie ein Paradebeispiel für Zivilcourage.“

− cav