Agrar
Ein Anruf von Söder und die große Chance

Michaela Kaniber sprach in Regensburg über aufwühlende politische Tage. Ein Thema bringt die Ministerin in Rage.

22.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr
Peter Geiger

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bezog im Regensburger Presseclub eine klare Position zum Bienenvolksbegehren. Foto: Geiger

Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, an diesem Donnerstagabend. Michaela Kaniber ist im Presseclub zu Gast und erzählt von einem ominösen Telefonanruf. Am Apparat sei Markus Söder gewesen. Der war soeben vom Landtag zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten gewählt worden. Sie solle sich ein Dirndl anziehen, habe er das Gespräch eröffnet. Und dann: „Du wirst nämlich die neue Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.“ Zunächst habe sie das für einen Scherz gehalten – als Mitglied im Sozial- und Wissenschaftsausschuss fehlte ihr, obendrein erst seit gut fünf Jahren im Landtag, eigentlich die Expertise, die Nachfolge des erfahrenen Niederbayern Helmut Brunner anzutreten. Aber: Die Politikerin aus Bayerisch Gmain erkannte schnell, welche Chance sich durch das Angebot eröffnete. Und sie, die Tochter eines Gastronomen, habe agiert, wie immer eigentlich in ihrem Leben. Sie habe sich reingewühlt. „Ein 15-Stunden-Arbeitstag macht mir gar nichts aus!“ Und nutzte die günstige Konstellation der anstehenden Osterferien, ließ sich briefen lassen und habe gelesen, gelesen und gelesen.

Um sogleich alle Termine ihres Vorgängers wahrnehmen zu können. „Eigentlich ein Wahnsinn“, bekennt sie. Und lacht erst einmal. Überhaupt lacht sie sehr viel, ohne dass man sagen könnte, die 41-jährige gelernte Steuerfachangestellte sei eine Ulknudel. Nein, sie ist einfach freundlich im Ton, offen und zugewandt. Sie kann aber auch Grenzen definieren. Einmal, da lässt Moderatorin Christine Schröpf nicht locker und hakt nach, bezüglich der Erfolgschancen des von Alois Glück moderierten Runden Tischs zum Artensterben. Prompt fängt sich die Landespolitikredakteurin der Mittelbayerischen Zeitung einen Rüffel ein: „Ich weiß schon, Sie sind Profi – und fragen einfach so lange, bis irgendwas hergeht.“ Das Bienenvolksbegehren ist ein Thema, das die Ministerin in Rage versetzen kann. „Ich find‘s einfach nicht in Ordnung, dass die Landwirtschaft allein als Sündenbock herhalten muss!“ Es sei so einfach, bei einem Volksbegehren ein Kreuzchen zu machen – nehme man aber die Gesellschaft in die Pflicht, dann sorge das für Irritationen. „Weil wenn der Buchsbaumzünsler um sich greift, dann sprühen sie alle!“

Trotzdem weiß sie sich als Vertreterin einer neuen Generation in der CSU: Auch die Art und Weise, wie Politik kommuniziert werde, die müsse sich ändern. Um Jugendliche zu erreichen, wird auch ihr Ministerium auf Instagram vertreten sein. Und mit Foodbloggern und Influencern kooperieren.

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