Kontrolle
„Geldfälscher“ wollten nur Tradition pflegen

Am Grenzübergang Waldsassen stellen Beamte 50.000 Falschgeld sicher. Die Scheine waren für einen asiatischen Brauch gedacht.

13.03.2012 | Stand 16.09.2023, 21:05 Uhr
Manuel Köllner

Regensburg.Es war ein irrtümlicher Fahndungserfolg der Regensburger Zollbeamten: Als sie Anfang März einen Pkw an der tschechisch-bayerischen Grenze kontrollieren, stellen sie Falschgeld im Wert von 50.000 Euro sicher. 100 Geldscheine zu jeweils 500 Euro. Die Insassen, ein Deutscher und zwei Südosteuropäer, geben anfangs an, nur ein paar Zigaretten bei sich zu haben. Weil sie nervös wirken, durchsuchen die Zollbeamten allerdings das Fahrzeug.

Die von der Polizei sicher gestellten Blüten haben weder Wasserzeichen noch Magnetstreifen. Noch dazu tragen sie eine seltsame Aufschrift. „Ngan Hang Dia Phu“, steht da. Der vietnamesische Kampfsportlehrer Le Truong Minh, der in Regensburg eine Schule betreibt, muss lachen als er eine Kopie der Scheine sieht. „Die Bank der Hölle“, übersetzt er. Als Euro hat er dieses Falschgeld noch nicht gesehen. Normalerweise werden Dollarnoten, der „Unterwelt-Bank“ herausgegeben – aus einfachem Grund: Aberglaube.Nach vietnamesischer Tradition müssen sich Kinder um ihre Eltern kümmern, wenn diese nicht mehr arbeiten können. Finanzielle Unterstützung inklusive. Aber wie hilft man seinen Eltern, wenn sie irgendwann sterben? Da kommt das Falschgeld ins Spiel. Die Banknoten werden nachgemacht und mit „Bank der Hölle“ beschriftet, um sie offensichtlich als Fälschung kenn zu zeichnen. Schließlich werden sie verbrannt, damit die Ahnen auch im Jenseits Geld haben. „Wir machen das nicht nur mit Geld. Es werden auch Papierautos und Papierhäuser hergestellt und verbrannt“, erzählt Minh, der selbst nicht viel davon hält. Der Brauch hat keine religiösen Hintergründe und ist auch in China, Korea und Japan verbreitet, meint Minh.

Die Polizeiinspektion Waldsassen klärt den Fall. Die vermeintlichen Geldschmuggler haben keine schlimmen Konsequenzen zu befürchten, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit begangen. „Das Geld ist auf den Vietnamesenmärkten erhältlich und eher als Spielgeld zu behandeln“, sagt Georg Bäuml von der Polizeiinspektion Waldsassen.