MZ-Serie Humor in wohldosierten Portionen

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München.Das Kabarettistendasein wurde Max Uthoff in die Wiege gelegt. Die Eltern führten ab 1965 das Rationaltheater, eine Kleinkunstbühne in Altschwabing, im Bermuda-Dreieck des hintersinnigen Humors zwischen Lach- und Schießgesellschaft und dem Theater am Sozialamt (TamS) gelegen. Vater Reiner entwickelte dort mit Koryphäen des spöttischen Humors Kabarettprogramme, die gehörig an der Obrigkeit nagten. Zu seinen Mitstreitern gehörten Jochen Busse, Sigi Zimmerschied, Bruno Jonas, Günter Wallraff oder Martin Walser.

# Programmkino mit großen Namen

# In einer ruhigen Ecke des Theaters richtete Reiner Uthoff darüber hinaus noch ein kleines Programmkino ein, das sich der internationalen Filmkunst widmete. Hier waren seine „Kampfgefährten“ der spätere „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz und Ula Stöckl, die mit „Neun Leben hat die Katze“ zur Vorreiterin des feministischen Films wurde.

# Mitten in dieses politisch und kulturell hochaktive Umfeld wurde Max Uthoff 1967 hineingeboren. Als Bub saß er dann des Öfteren hinter der Bühne und schaute sich die Aufführungen an. Die Theatergarderobe kam als Betätigungsfeld hinzu. Nicht selten ist der kleine Max dann auf der Couch des Theaterbüros eingeschlafen. In dem Familienbetrieb musste man ran, „egal ob es einem gut ging oder nicht“, erzählt Uthoff. Mit 17 Jahren stand er dann das erste Mal auf der Bühne des Rationaltheaters. Mit einer Nummer, die der Vater geschrieben hatte.

# Gutes Timing und Kohärenz

# Dinge, die zum Handwerk eines guten Kabarettisten gehören, lernte Uthoff intuitiv: ein gutes Timing und die Kohärenz eines Stückes. Und dass man eben nicht alle fünf Minuten eine Pointe raushauen muss. Eine Maxime, die Uthoff bis heute befolgt.

# Mit 23 Jahren hat der junge Münchner den Theaterschlüssel dann allerdings erstmal an die Tür gehängt und ist zum Jobben nach Wien gegangen. Ein Emanzipationsschritt weg von den Eltern. Wobei er beim anschließenden Jurastudium in München ein weiteres Mal in die Fußstapfen des Vaters trat. Reiner Uthoff hatte Rechts- und Staatswissenschaften studiert, seine Abschlussarbeit handelte vom „Kabarett als Mittel der öffentlichen Meinungsbildung“.

# Zwar vollendete Max Uthoff sein Jurastudium, so wirklich überzeugt war er jedoch nie von diesem Karriereweg. Nachdem das Rationaltheater Mitte der 1990er Jahre wegen Querelen mit der Stadt München zugemacht hatte, wagte Uthoff 2006 einen Neubeginn. Ein Jahr später führte er sein erstes Soloprogramm „Sie befinden sich hier!“ im Rationaltheater auf. Die perfekte Probebühne für die ersten eigenen kabarettistischen Gehversuche.

# Als sich Max Uthoff 2010 beim Regensburger Thurn-und-Taxis-Kabarettfestival gegen seine vier Konkurrenten durchsetzte, merkte man sofort, mit welchen Wassern dieser junge Mann gewaschen war. Ohne einen Durchhänger, weder im Timing noch im Aufbau, sezierte da ein kluger Kopf die politische Großwetterlage und skizzierte scharfsinnig, wo diesem Land der Schuh drückte. Unerschrocken ergriff er Partei für die sozial Benachteiligten und hielt den Regierenden einen entlarvenden Spiegel vor.

# Seitdem sind Uthoff unzählige Preise um den Krawattenhals gehängt worden, unter anderem der Deutsche und Bayerische Kabarettpreis. Mit seinen nächsten Soloprogrammen „Oben bleiben“ und „Gegendarstellung“ feierte er landauf, landab Erfolge.

# Die Mächtigen kriegen ihr Fett weg

# Der ganz große Durchbruch kam dann aber 2014, als Uthoff zusammen mit Claus von Wagner die ZDF-Kabarettsendung „Die Anstalt“ übernahm. In der politischsten deutschen Kabarettsendung seit Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“ bekommen die Mächtigen ordentlich was auf die Mütze. Die beiden Kabarettisten erklären Zusammenhänge und Abhängigkeiten, da könnte sich so manche Nachrichtensendung eine Scheibe davon abschneiden. Politische Unterhaltung mit Engagement, die zum Nachdenken anregt.

# Die Sendung ist auch bekannt für ihre dezidierte Medienkritik. Beim Ukraine-Konflikt erfuhren Uthoff und von Wagner allerdings gehörigen Gegenwind, weil vielen ihre Position zu Putin-freundlich war. Dass er auch abseits der Bühne menschenfreundliche linke Positionen vertritt, macht ihn angenehm glaubwürdig: „Ich habe ein klassisches, für die moderne Ironiegeneration wohl spießiges Bild des Kabaretts – als Stimme derer, die keine Stimme haben. Angriffsziel für mich sind die Protagonisten der herrschenden Klasse.“ In unseren angepassten Zeiten ist das vielleicht mehr, als man erwarten kann.

# Mehr Texte aus unserer Serie „MZ-Kantine“ lesen Sie hier!

Fred Filkorn