Menschen
„Krimis habe ich im Alltag“

Die Regensburgerin Marion Herlitze kennt die Finten des Scheidungsrechts. Sie führt eine glückliche Ehe – und verrät warum.

07.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr

Meistens sonnig gelaunt: die Regensburger Rechtsanwältin Marion Herlitze Foto: altrofoto.de

Marion Herlitze ist eine strahlende Erscheinung. Sonnig gelaunt schwebt sie ins Besprechungszimmer der Kanzlei beim Dörnbergpark. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass die dauerlächelnde Anwältin klagende Ehepartner und Mieter vertritt. Das Kleid mit den Blumen, der rote Lippenstift und der blaue Glitzernagellack unterstreichen ihre Fröhlichkeit. Auch mit ihrer präzisen Sprache und ihrem Wortreichtum löst die 46-Jährige beim Zuhörer bunte Bilder aus.

Frau Herlitze, wie schaffen Sie es, ein so positiver Mensch zu sein?

Ich muss mich da nicht anstrengen. Ich bin positiv. Mit 19 bin ich schwer an einer Muskelschwäche erkrankt. Man kann bei dieser Autoimmun-Erkrankung mit Lähmungserscheinungen am eigenen Essen ersticken. Meine Thymusdrüse wurde entfernt. Ich habe bis zu meinem 25. Lebensjahr Medikamente geschluckt. So wie die Krankheit schleichend gekommen ist, ging sie schleichend weg. Es ist für mich ein großes Glück, einen Berg hoch zu radeln oder an der Amalfiküste zu wandern. Auch das Umfeld spielt eine Rolle. Mein Mann ist ein positiv denkender Mensch, ich stamme aus einer intakten Familie, habe einen netten Kontakt zu meinen Eltern – und einen Zumba-Stammtisch.

Sie sind begeisterte Stadtradlerin?

Ja, heute bin ich nach dem Urlaub das erste Mal wieder über die Steinerne Brücke gefahren und war begeistert, weil ich den großen Blick wieder habe. Bisher sah man von Stadtamhof aus die Baustellenabdeckung. Wenn es trocken ist und ich keine Auswärtstermine an Gerichten wahrnehmen muss, fahre ich immer mit dem Fahrrad.

Sind Sie mit einem E-Bike unterwegs?

Ja. Seit zwei Jahren fahre ich ein Elektrorad. Ich muss dynamisch unterwegs sein und bin sogar schnell in der Ganghofer-Siedlung oben bei einem Ortstermin zum Mietrecht. Mein Kleid ist überhaupt nicht verschwitzt. In Regensburg ist man mit dem Auto eingeschränkt. Donnerstags tanze ich um 17.30 Uhr Zumba in einem Fitnessstudio im DEZ. Mit dem Auto komme ich immer zu spät, mit dem Fahrrad nicht.

Was begeistert Sie an Zumba?

Die heitere südamerikanische Musik als Grundlage. Obwohl ich mich sehr verausgabe, habe ich das Gefühl, nur zu tanzen. Ich kann abschalten. Sonst beschäftige ich mich die halbe Nacht mit den Problemen fremder Leute.

Was lassen Sie hinter sich?

Unglückliche Menschen, unglückliche Kinder, die als Werkzeug bei der Trennung eingesetzt werden, Menschen mit Existenzängsten, bei Mietsachen so ein bisschen die Kleinkriege und Korinthenkackerei. Ich kann den Mandanten aber helfen, ein neues Leben zu beginnen, und liebe deshalb meinen Beruf.

Beinahe jede zweite Ehe zerbricht. Warum?

Die Paare leben sich auseinander oder schlagen unterschiedliche Lebensrichtungen ein. Die Männer fühlen sich vernachlässigt, weil sich ihre Frauen zu Super-Glucken entwickelt haben. Die gehen fremd. Oder einer der Beiden konzentriert sich auf den Beruf und pflegt sonntags das Hobby. Die haben sich oft so auseinandergelebt, dass sie keine Gemeinsamkeit mehr finden.

„Wenn Liebe, Lebensplanung und Respekt stimmen, kann eine Ehe funktionieren.“

Was raten Sie Paaren, die heiraten wollen?

Sie sollten sich nicht nur lieben, sondern auch eine gleiche Lebensplanung haben, also sich einig sein, was sie vom Leben erwarten. Wollen sie Kinder oder nicht, Haus bauen oder nicht, reisen oder zu Hause bleiben, viel arbeiten oder nicht, sparen oder leben? Vor allem rate ich Paaren, immer respektvoll miteinander umzugehen. Grußformeln, bitte und danke, selbst im Streit, den anderen nicht beschimpfen. Dabei geht nämlich der Respekt verloren. Wenn Liebe, Lebensplanung und Respekt stimmen, kann eine Ehe funktionieren.

Sie sind glücklich verheiratet mit dem Chef eines Radmagazins.

Ja. Das Motto meiner Ehe lautet: Einmal trägst du mich ein Stückerl, einmal trage ich dich ein Stückerl.

Wollten Sie keine Kinder?

Ich habe mich bewusst gegen Kinder entschieden. Der Grund: Ich hätte immer das Gefühl gehabt, weder den Beruf noch die Kindererziehung ordentlich zu machen.

Bedauern Sie die Entscheidung?

Nein, mein Leben ist so erfüllt. Nicht nur beruflich. Wir treiben Sport, wir entdecken die kleine Welt, aber auch die große.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Ich lese gerne leichte Lektüre, Liebes- und Mittelalterromane. Keine Krimis – die habe ich im Alltag. Ich schaue auch keinen Tatort.

Sie sind Weltreisende.

Wir machen jedes Jahr zwei Reisen. Gerade bin ich zurückgekommen. Diesmal sind wir in Umbrien mit dem E-Rad gefahren, haben Assisi und Perugia besichtigt. Leider ist das vom Erdbeben zerstörte Norcia noch nicht aufgebaut. Alle Kirchen dort sind kaputt. In der zweiten Woche sind wir an der Amalfiküste gewandert. Capri ist völlig überlaufen von Touristen, aber wenn sie nur 50 Treppenstufen gehen oder wie wir die Insel bis zur Spitze auf 580 Metern auf einsamen Pfaden erwandern, lassen Sie das alles hinter sich und sehen tief unten nur noch das weiße Capri und das azurblaue Meer.

Welche fernen Ziele lieben Sie?

Japan, Bali, Malaysia, Hongkong, auf den Malediven sind wir gerne. Im Dezember entkommen wir so dem Regensburger Nebel und stecken unsere Füße auf der Insel Angaga in den Sand. Auch Cayo Levantado in der Karibik mögen wir. An der dominikanischen Insel fasziniert das Hotel mit seinen zuvorkommenden, aber nicht anbiedernden Mitarbeitern. An diesen Stränden haben sie früher den Bacardi-Werbespot gedreht. Ich liebe das warme Meer und den weißen Sandstrand. Mein Mann hatte einen schweren Unfall beim Test eines E-Motorrads. Deshalb habe ich ein Reiseziel ausgesucht, wo wir verwöhnt werden und schwimmen können.

Weit weg von Neustadt an der Waldnaab, wo Sie aufgewachsen sind. Was gibt es dort zu sehen?

Den unberührten Oberpfälzer Wald. Empfehlen kann ich den Bockl-Radweg von Neustadt nach Eslarn.

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