Mobilität per Zug Ostbayern soll zum Bahnland werden
Wie kann Bahnfahren attraktiver werden? Wir zeigen sechs Zukunftsprojekte, auf die sich Menschen in der Region freuen dürfen.

Regensburg.Jaja, die Bahn kommt immer zu spät, ist zu teuer und der Weg zum Bahnhof zu weit. Noch immer steigen viele Menschen in Ostbayern lieber ins Auto, auch für Strecken, die mit Schienen gut erschlossen sind. Dabei bietet Zugfahren viele Vorteile: Wer kann schon beim Autofahren schlafen, arbeiten oder den spannenden Roman zu Ende lesen, und das alles ohne Parkplatzsuche? Für das nächste Jahrzehnt plant die Bahn in der Oberpfalz zahlreiche Neuerungen, die das Bahnfahren endgültig interessant machen könnten – auch für Zugmuffel.
Der Bahnausbau soll Strecken der Region fit machen
Das Streckennetz der Bahn in Ostbayern ist veraltet. Abgesehen von der Strecke Nürnberg– Regensburg gibt es in der Region keinen Fernverkehr. Der Grund: Die Strecken Richtung Schwandorf, Amberg und Cham sind noch nicht elektrifiziert, hier fahren nur Dieselzüge. Das ist schlecht fürs Klima und für die Anbindung – bei Reisen muss man deshalb nämlich oft umsteigen. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht für sämtliche Strecken der Region einen Ausbau vor.

Von Regensburg Richtung Marktredwitz sind die Pläne schon ausgereift, Ende 2021 könnte eine Entscheidung im Parlament fallen. Die Strecke soll elektrifiziert und modernisiert werden, auch mehr Güterzüge könnten hier in Zukunft fahren. In Neumarkt, Beratzhausen und Regensburg sollen 740 Meter lange „Überholungsbahnhöfe“ entstehen, nach Obertraubling ein neues drittes Gleis. Die Strecke von Nürnberg über Amberg, Schwandorf, Cham nach Furth soll elektrifiziert werden, Züge sollen künftig bis 160 km/h fahren können. Die Umsetzung wird jedoch noch Jahre dauern.
Von der Bahn – in die Bahn?
Eine Straßenbahn in der eigenen Stadt kennen jüngere Regensburger bisher allenfalls aus alten Fotos. Das soll sich bald ändern: Etwa ab dem Jahr 2030 soll die Stadtbahn auf zunächst zwei Linien durch Regensburg rollen und mit 35 Haltestellen zwischen Uniklinikum und Wutzlhofen, Burgweinting und dem Stadtzentrum die oft überfüllten Busse entlasten. Auch der Weg von der Wohnungstür bis zum Bahnhof dürfte dadurch bequemer werden. Später könnte das Netz noch erweitert werden und auch einzelne Orte im Regensburger Umland mit anbinden.

Deutlich konkreter sind die Pläne für die sogenannte Regio-S-Bahn: Schon ab Dezember 2022 sollen Züge rund um Regensburg zur Hauptverkehrszeit zunehmend im Halbstunden-Takt fahren. Wichtiger Baustein dafür ist langfristig der neue Bahnhof „Regensburg Walhallastraße“, der Stadt und Land ab 2027 besser miteinander verbinden soll.
Mit dem Nachtzug quer durch Europa
Abends in Regensburg in einem richtigen Bett einschlafen, morgens vom Schaffner in einem anderen Land mit Frühstück geweckt werden: Die Nightjets, Nachtzüge mit Schlafwagen der Österreichischen Bundesbahn, machen es auch hierzulande möglich. Schon jetzt halten außerhalb von Corona-Zeiten die Verbindungen Wien-Brüssel, Wien-Düsseldorf und Wien-Hamburg in Regensburg.

Ab dem Frühjahr 2021 kommt dann noch eine weitere Verbindung hinzu: Um Mitternacht in der Oberpfalz starten und ausgeschlafen um zehn Uhr morgens in Amsterdam ankommen, ist dann kein Problem mehr. Wermutstropfen: Auch in Zeiten von „Flugscham“ plant die DB in nächster Zeit nicht, eigene Liegewägen wiederzubeleben: Zu teuer und „etwas für Liebhaber“, heißt es aus der Pressestelle. Die ÖBB werde aus öffentlicher Hand querfinanziert, die DB arbeite eigenwirtschaftlich. Solange die Regierung keine Subventionen beschließt, heißt es in Ostbayern also erstmal: auf die Österreicher setzen.
Wir beleuchten die Situation der Bahn
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Projekt:
Die Bahn nimmt eine Schlüsselrolle bei der Verkehrswende ein. Deshalb schaut die Redaktion in einer mehrteiligen Serie zum Thema Bahn genauer hin: Was ist Stand der Dinge? Wo sind Probleme, was sind Chancen und wo geht die Reise in Zukunft hin?
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Themen:
Konkret gibt ein Experte Tipps zum Thema Sicheres Bahnfahren in Coronazeiten, wir hinterfragen die Fahrpreise, gehen auf Sorgen und Wünsche der Pendler ein und beleuchten den Stand der Dinge in Bezug auf Barrierefreiheit sowie Umweltschutz. Wir suchen Ziele in Ostbayern, die schon jetzt gut erreichbar sind, blicken aber auch in die Zukunft – welche Projekte sind nötig, was davon ist schon geplant?
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Mitwirkende:
Sandra Adler, Anna Jopp, Steffi Kraus, Isabel Pogner, Sophia Bösl, Franziska Sandig, Magdalena Hechtel, Isabelle Lemberger, Anna Heidenreich, Philip Hell, Johannes Hirschlach, Philipp Breu, Benjamin Weigl, Luis Münch
Der Deutschlandtakt soll Reisen schneller machen
Der Deutschlandtakt ist das Bahn-Großprojekt dieses Jahrzehnts. Bis 2030 sollen Regional- und Fernzüge an Knotenbahnhöfen wie Regensburg oder Nürnberg in einem festen Takt abfahren. In Regensburg starten die meisten Züge dann immer zur vollen Stunde, in Schwandorf jeweils zur halben Stunde. Das soll Umstiegszeiten verringern. Zwischen München, Regensburg, Schwandorf, Cham und Prag wird ein Stundentakt entstehen, auf der Achse Hamburg-Regensburg-Wien ein Zweistundentakt.

Ostbayern profitiere davon stark, schreibt das Bundesverkehrsministerium. „Das gilt für größere Knotenbahnhöfe wie Regensburg, aber auch für Städte wie Schwandorf, Neumarkt und Cham.“ Erst aber müssen Bahnhöfe und Strecken dafür fit werden. Bis etwa 2025 sollen erste Abschnitte fertig sein. Die Ostbayern müssen auf den Deutschlandtakt aber wohl noch bis 2030 warten, weil hier besonders viel zu tun ist.
Mehr „Boxenstopps“ für ICEs
In Nürnberg entsteht bis 2028 ein neues ICE Werk. Auch der Raum Neumarkt könnte davon profitieren: „Es werden 400 Millionen Euro investiert, mehr als 450 Arbeitsplätze geschaffen. Selbstverständlich gibt es Wirtschaftsverflechtungen über die Metropolregion hinaus“, heißt es aus der Pressestelle der Bahn.

Die Bahn wolle ihre Fahrzeugflotte auf 600 ICEs verdoppeln. Diese Züge müssten gewartet und repariert werden. „Je mehr Möglichkeiten es für einen Boxenstopp gibt, desto zuverlässiger wird das ganze System.“ Vom neuen Werk profitieren also Bahnreisende bundesweit.
Barrierefrei für alle Passagiere
Rentner, die in Schwandorf schwere Koffer die steile Treppe hinabwuchten. Rollstuhlfahrer, denen in Cham der Weg zum Bahnsteig versperrt ist: Das soll langfristig Geschichte sein. Der Bund nimmt dafür viel Geld in die Hand – und macht damit auch bayerische Bahnhöfe barrierefrei. für alle möglich sein.

In Furth im Wald und in Deuerling soll der Umbau noch dieses Jahr abgeschlossen sein. Danach sind Abensberg, Schwarzenfeld und Sünching an der Reihe. Auch an den Stationen entlang der Strecke Hof – Regensburg – Obertraubling werden im Zuge des geplanten Streckenausbaus Hindernisse beseitigt. Bahnfahren, so der Plan, soll zukünftig für alle möglich sein.
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