München
Reisechaos in Europa: So ist die Situation am Flughafen München

25.07.2022 | Stand 25.10.2023, 11:46 Uhr
Rund 40.000 Flüge sind in den bayerischen Sommerferien für den Flughafen München geplant. Laut Pressesprecher Ingo Anspach sei man dafür gut gerüstet. −Foto: dpa

Die Flughäfen und Airlines Europas kämpfen nach Corona mit Personalmangel. Der Flughafen München gilt als bayerisches Urlaubs-Drehkreuz. Wie ist dort die Situation? Darüber hat unsere Zeitung mit Pressesprecher Ingo Anspach gesprochen.



Alleine für die bayerische Sommerferien sind am Münchner Flughafen 40.000 Flüge geplant, in über 200 Länder können Reisende von München aus starten. Ist Chaos also vorprogrammiert? Die gute Nachricht vorweg: Urlauber können - weitestgehend - aufatmen. „Die Situation bei uns ist vergleichsweise stabil“, sagt Anspach. Dennoch möchte er nicht ausschließen, dass es in den nächsten Tagen und Wochen vereinzelt zu Einschränkungen kommen kann. Das hat zwei Gründe.

Pfingstferien galten als „Feuertaufe“

Einmal arbeitet der Münchner Flughafen nicht im luftleeren Raum: So sei man eng mit den Airlines und anderen Flughäfen vernetzt. Sollte der Londoner Flughafen beispielsweise zu wenig Personal haben, kann es sein, dass das Flugzeug in München nicht starten kann. „Wegen erheblicher Turbulenzen im europäischen Luftverkehr kann es durchaus zu Verzögerungen kommen“, gibt Anspach zu bedenken.

Daneben beginnen in der nächsten Woche die Sommerferien. „Der Ferienanfang stellt immer erhöhte Anforderungen an uns“, sagt Anspach. Dennoch sieht er den Münchner Flughafen als gut gerüstet an. Der Pfingstferien-Ansturm war - nach den eher mauen Corona-Jahren - schon eine „Feuertaufe“, die gut gemeistert wurde. Für den Sommerferienstart erwartet Anspach einen ähnlichen Andrang.

Personalsituation vergleichsweise stabil

Seine Prognose lautet deshalb: „Verhaltene Zuversicht“. Das liegt sicherlich auch an der vergleichsweise stabilen Personalsituation am Flughafen München. Lediglich 13 Prozent des Personals verlor der Flughafen im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten. Die Gründe: unterschiedlich, unter anderem wegen „sozialverträglichen Stellenabbaus“, so Anspach.

Da das Verkehrsaufkommen am Flughafen, also die Zahl der Passagiere und Flüge, erst bei rund 75 Prozent des Vor-Corona-Niveaus liegt, bilanziert er: „Insgesamt sind wir nicht schlecht aufgestellt.“ Dennoch wird eingestellt. Um die 200 zusätzliche Kräfte - in Bereichen wie Sicherheit, Technik und IT - sollen die Flughafen München GmbH in den nächsten Monaten bereichern.

Interesse an Gastarbeitern signalisiert

Deutschlandweit fehlen jedoch 5500 Arbeitskräfte in der Luftfahrtbranche. Um dieser Personalnot zumindest kurzfristig entgegenzuwirken, kündigte die Bundesregierung vor kurzem an, türkische Gastarbeiter ins Land zu holen. Gleichwohl in München keine akute Notsituation herrscht, begrüßt Anspach den Vorstoß: „Die AeroGround Flughafen München GmbH hat daran ihr Interesse signalisiert“, kommentiert er. Trotzdem seien die Gastarbeiter kein großes Thema in München, statt Saisonarbeitern solle das Team tendenziell langfristig verstärkt werden.

Doch neue Mitarbeiter müssen erstmal gefunden werden. Beim Frankfurter Flughafen gab es kürzlich ansehnliche Lohnerhöhungen. Und in München? Ein Entlastungspaket sei laut Anspach bereits ausgezahlt worden, ebenso werden die Fahrtkostenzuschüsse angehoben und die Tariferhöhung wird von Herbst auf Juni vorverlegt. So massiv wie anderswo fallen die finanziellen Boni dennoch nicht aus. „Da sind wir gerade noch dabei“, erklärt Anspach.