Brauchtum
Schnupfen war einst Kult

Das Grafenauer Schnupftabakmuseum erinnert an die Kultur des Schnupfens in Bayern. Werbung will es dafür nicht machen.

20.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr

Hier wird geschnupft, allerdings ohne Nikotin. Inzwischen gibt es Schnupftabak auch auf Menthol und Traubenzuckerbasis. Fotos: Michaela Schabel

Ein Schluck, eine Pris – , wie das Bier gehörte der Schnupftabak zur Kultur des Bayerwalds. Die Männer trafen sich nach der Kirche am Stammtisch, um zu wetteifern, wer den besten „Schmai“ gemischt hatte. Jeder hütete sein Geheimrezept. Jeder hatte immer sein schönstes Schnupftabakglas und großes Schneuztuch dabei. Man war fest davon überzeugt, dass das Schnupfen das Hirn reinigt, was aber höchstens auf die Nase zutrifft. Aber der Genuss stand ohnehin im Vordergrund.

Das Schnupfen gehörte dazu, vielfach besungen und sogar im Volksschullesebuch verewigt. Die Werbung war damals schon so manipulativ wie heute. „Gmüatlich geht dei Lebnslauf weiter, schnupft du fleissi Perlesreuther“. In einem eigenen Passus weist deshalb das „Bayerische Schnupftabakbuch“ vom Grafenauer Museum eigens darauf hin, dass man „keinesfalls Werbung für Tabakkonsum beabsichtigt“, sondern nur an eine alte Kultur erinnern will.

Museum in Grafenau ist weltweit einzigartig

Seit dem 17. Jahrhundert gibt es in Bayern den Schnupftabak. Die Ausstellungstücke im Schnupftabakmuseum Grafenau, dem einzigen auf der Welt, geben einen Überblick über die traditionelle Herstellung des Schnupftabaks, die Vielfalt der Schnupftabakbehälter und die weltweite Bedeutung des Schnupftabaks.

Kolumbus brachte Tabak aus der Karibik mit

Kolumbus brachte den Tabak aus der Karibik nach Spanien. Jean Nicot (1530 ¨- 1604), Namensgeber für das Nikotin, machte ihn als Heilmittel populär. Das Schnupfen erfand Katharina von Medici, womit sie ihren Sohn von der Migräne befreit haben soll. So wurde der „poudre de la reine“, das Pulver der Königin, salonfähig. Bei Hofe wurde es schick, zu schnupfen. Acht Pfund verschnupfte Napoleon pro Monat. Schiller, Kant, sogar Papst Benedikt der XIV schnupften. Überall, wo Rauchen wegen Feuergefahr verboten war, wurde geschnupft, auch in den Bergwerken. Hier kam noch ein gesundheitlicher Aspekt dazu, weil durch das Schnäuzen die Nase vom Kohlenstaub gereinigt wurde. Die Exponate im Schnupftabakmuseum dokumentieren das Schnupfen – von Nord- bis Südeuropa, Algerien bis Vietnam, von den Azoren bis in die USA.

Idole zieren Gläser