Etikette
Schulen: Zu tief, zu kurz, zu nackt

Im Sommer ist freizügige Kleidung ein großes Thema an Schulen. In der Region wird es unterschiedlich gehandhabt.

07.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr
Lisa Pfeffer

Gerade bei Mädchen beliebt: Hot Pants, also sehr kurze Hosen. Doch nicht an jeder Schule wird das gedultet. Foto: Ole Spata/dpa

Es ist Sommer, es ist heiß. Und während sich die meisten Schüler über die Hitze freuen, stößt ein Nebeneffekt den Lehrern sauer auf: die Kleidung. Voll im Trend liegen diesen Sommer – mal wieder – bauchfreie Oberteile. Doch nicht nur die sorgen für Missfallen. Auch zu kurze Shorts und Röcke sind nicht gern gesehen, ebenso wenig wie tiefe Dekolletés. Kurzum alles, was Schüler vermutlich luftig und Lehrer hingegen freizügig nennen. Das Thema Kleiderordnung an Schulen erhitzt auch in diesem Sommer wieder die Gemüter.

Ein Rektor aus dem Landkreis Deggendorf ging erst vor Kurzem durch die Medien, weil er an unpassend gekleidete Schülerinnen übergroße T-Shirts verteilte.

„Wir haben einen Satz große, neutrale T-Shirts rumliegen, auf die wir auch zurückgreifen, wenn es sein muss“Alexander Weis, Konrektor Mittelschule Weinberg

Und auch in Neumarkt wird das seit Jahren so praktiziert: „Wir haben einen Satz große, neutrale T-Shirts rumliegen, auf die wir auch zurückgreifen, wenn es sein muss“, sagt Alexander Weis, Konrektor der Weinberg Mittelschule. Doch oft sei das gar nicht nötig. Wenn jemand wirklich unpassend herumläuft, wird in einem ersten Schritt das Gespräch gesucht – und meist zeigen sich die Schüler dann schon einsichtig.

Schüler verlangen teilweise selbst Richtlinien

Dr. Johannes Werner vom Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Schwandorf sieht das Thema lockerer. Nur bei offiziellen Veranstaltungen werde verstärkt auf die Kleidung geachtet. Ansonsten meint Werner: „Hot Pants und sowas sind eben gerade in Mode. Es muss schon sehr krass sein, dass wir eingreifen. Wenn sie nicht gerade nackt rumlaufen, lassen wir sie.“ Er verweist auf die Selbstbestimmung der Jugendlichen. Das sei ein heikles Thema, bei dem es schnell Konflikte geben könne.

„Es muss schon sehr krass sein, dass wir eingreifen. Wenn sie nicht gerade nackt rumlaufen, lassen wir sie“Dr. Johannes Werner, Schulleitung Carl Friedrich Gauß Gymnasium Schwandorf

Um solche Unstimmigkeiten zu vermeiden, wurden an der Schönwerth-Realschule in Amberg zusammen mit Schülern, Lehrern und Eltern gemeinsame Richtlinien erarbeitet. In diesen ist unter anderem festgeschrieben, dass angemessene Kleidung getragen werden muss – auch Springerstiefel und ähnliches sind nicht gern gesehen. Schulleiter Matthias Schall kann von dieser Lösung nur positiv berichten. „Viele Vorschläge kamen von den Schülern selbst, die breite Masse will diese Leitlinien. Daran wird sich auch zu 100 Prozent gehalten“, sagt er.

Auch politische oder sexistische Motive sind inakzeptabel

Die Realschule Neutraubling, die Johann-Turmair-Realschule in Abensberg, die Johann Brunner Mittelschule Cham und das Werner-von-Siemens-Gymnasium in Regensburg kennen solche Probleme nicht. Sie berichten von vernünftigen Schülern, die selbst wüssten, wie sie sich zu kleiden hätten. Daher haben sie sich mit diesem Thema noch nicht näher beschäftigen müssen, es gibt keine festgeschriebenen Regeln oder Leitlinien.

Hier lesen Sie, wie speziell die Neumarkter Schulen mit dem Thema umgehen.

Sollte doch einmal etwas sein, würden die Schulleiter aber zuerst das Gespräch suchen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden. Außerdem ziehen die Schüler in Neutraubling und Regensburg gern die schuleigene Kleidung an, die optional zum Verkauf steht, sagt die Schulleitung

Worin sich landkreisübergreifend auch alle Schulen einig sind: Die Freizügigkeit ist oft Auslegungssache, was jedoch nicht akzeptabel sei und auch unterbunden wird, sind politische oder sexistische Motive. In solchen Fällen muss das T-Shirt überall umgedreht werden – oder die Schule hat selbst Überzieh-Shirts parat.

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