Migration
Sea-Eye beschenkt Seehofer reichlich

Die Regensburger Seenotretter rufen ironisch zum „Geschenk für Horst“ auf. Durch die Aktion fließen Spenden wie noch nie.

02.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:00 Uhr
Das Rettungsschiff Sea-Eye 4 ist im Mittelmeer unterwegs. −Foto: Maik Lüdemann/Sea-Eye

Die Regensburger Seenotretter von Sea-Eye sammeln mit einer ironischen Aktion gerade so viele Spenden wie wohl noch mit keiner anderen Aktion in der Vereinsgeschichte. Zu verdanken ist der gewaltige Spendenfluss ausgerechnet Bundesinnenminister Horst Seehofer. Jedenfalls geht es darum, ihm ein besonderes Geschenk zu bereiten. Oder anders gesagt: Um ihm eine Spendenquittung für seine Migrationspolitik zu überreichen.

Knapp drei Jahre ist es her, als Seehofer an seinem 69. Geburtstag die Abschiebung von 69 Geflüchteten verkündete. Was der CSU-Mann wohl als Scherz angesichts eines numerischen Zufalls gemeint hatte, stieß aufgrund der mitschwingenden Menschenverachtung auf viel Kritik. Für die abgeschobenen Afghanen war die Abschiebung kein Scherz. Einer der Männer wurde kurz nach seiner Ankunft in Kabul tot aufgefunden. Nun steht am 4. Juli wieder ein Geburtstag von Seehofer an. Sea-Eye hat das zum Anlass für einen Spendenaktion genommen. Unter dem Motto „Ein Geschenk für Horst“ wird für die Seenotrettung gesammelt.

„Menschliches Leid auf so zynische Weise zu missbrauchen und das Schicksal von 69 Menschen in einem menschenverachtenden Witz zusammenzufassen, lässt uns bis heute entsetzt zurück“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Gleichzeitig ist er verblüfft darüber, wie die Aktion einschlägt. Mehr als 205 000 Euro gingen nach eigenen Angaben bis Freitagmittag auf das Spendenkonto ein. Unterwww.eingeschenkfuerhorst.dewollen es noch mehr werden, damit dem Innenminister an seinem 72. Geburtstag eine gigantische Spendenurkunde überreicht werden kann.

TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf verurteilt in einer Videobotschaft zur Spendenaktion die Aussage des Ministers als „furchtbar“ und fügt hinzu: „Man konnte daran erkennen, was passiert, wenn Horst Seehofer sich selbst ein Geschenk macht.“ Für die Autorin Sophie Passmann handelt es sich um „einen der zynischsten Momente“ der deutschen Flüchtlingspolitik. „Wir wollen es ihm in diesem Jahr nicht selbst überlassen, sich Geschenke zu machen, vor allem nicht so eine Art von Geschenke.“