Energie
So soll die Stromautobahn verlaufen

Tennet präsentiert die vertieften Planungen für den Trassenverlauf durch die Oberpfalz. Protest wird angekündigt.

21.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr

Rohre, in denen Erdkabel Strom transportieren sollen, werden verlegt. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Der Netzbetreiber Tennet hat am Donnerstag seinen Vorschlag zum Trassenverlauf des umstrittenen SüdOstLinks vorgestellt – also für den Abschnitt von Pfreimd bis Isar im Raum Landshut. Das Unternehmen bevorzugt die Vorwaldtrasse, wie im Regensburger Salzstadel erläutert wurde. Demnach soll die Stromautobahn von Pfreimd (Lkr. Schwandorf) aus an Nabburg vorbei westlich der A 93 nach Schwarzenfeld laufen. Dann zieht sich der Vorschlagskorridor weiter nach Klardorf, wo er nach Osten schwenkt. Über Nittenau soll die Leitung in Richtung Regensburg verlaufen. Westlich von Wiesent im Landkreis Regensburg soll die Trasse die Donau überqueren. Der vorgeschlagene Verlauf führt mitten durch das Himmeltal.

Eine Entscheidung über den genauen Verlauf der Trasse, die Windstrom von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt bis nach Niederbayern leiten soll, ist damit noch nicht gefallen. Aber das Verfahren hat eine nächste wichtige Etappe erreicht – obwohl der Protest groß ist. Die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler) bleibt kampflustig. „Es wird viel Widerstand und Klagemöglichkeiten geben“, kündigte sie an. Wenn der SüdOstLink tatsächlich komme, werde der Leitungsbau 50 Milliarden Euro kosten. „Das müssen dann wir als Stromkunden zahlen“, gab Schweiger zu bedenken.

Der Vorschlagskorridor verläuft von Pfreimd im Westen der Autobahn Richtung Nabburg. Von dort aus geht sie nach Schwarzenfeld. Dann schwenkt die Trasse Richtung Osten. Von Klardorf soll die Leitung über Nittenau in Richtung Regensburg verlaufen. Für die Donauquerung waren mehrere Möglichkeiten diskutiert worden: Sie verlaufen im östlichen Landkreis Regensburg zwischen der Walhalla und Sulzbach in Richtung Sarching oder durchs Himmeltal südlich Frauenzell westlich an Wiesent vorbei beziehungsweise von Frauenzell an Wörth vorbei nach Hofdorf. Tennet favorisiert denWeg durch das Himmeltal.

Landrätin will weiter gegen die Trasse kämpfen

Die Tennet Entscheidung sei gefallen, ohne die Argumente gegen die Trasse durchs Himmeltal entsprechend zu würdigen, kritisiert die Regensburger Landrätin Schweiger. „Die vorhandenen Bodendenkmäler sind nicht sauber angeschaut worden“, klagt Tanja Schweiger. Auch der Raumwiderstand sei nicht richtig bewertet worden. Eine hohe Gesteinsdichte und viel Wald würden die Arbeiten schwierig gestalten, zumal es zur Herstellung der 20 Meter breiten Trassen ja noch links und rechts jeweils zehn Meter Arbeitsraum benötigt würden. Vor allem die Gemeinden, in deren Hoheitsgebiet die Trasse verlaufe, könnten klagen, der Landkreis dagegen nur, wo Landschafts- oder Naturschutzgebiete betroffen sind, sagte Schweiger. Zudem wachsen von Jahr zu Jahr die technischen Möglichkeiten, Strom zu speichern. „Wir haben noch ein Weilchen Zeit und Ideen gibt es viele.“

Harsche Worte von Trassen-Gegner Gotthardt

Am Donnerstagnachmittag waren Landräte und Kommunalpolitiker aus der Region zu einer Informationsveranstaltung in den Regensburger Salzstadel an der Steinernen Brücke eingeladen. Tennet stellte dort die ergänzende und vertiefende Planung zum Trassenverlauf vor. Für die Leitung sollen nach jetzigem Planungsstand zwei 320-Kilovolt-Kabel in ungefähr 1,5 bis zwei Metern Tiefe im Erdreich und einem Abstand von fünf bis acht Metern verlegt werden. Die eigentliche Gleichstromtrasse wird einmal etwa 15 Meter breit sein, für die Bauarbeiten wird allerdings ein bis zu 30 Meter breiter Streifen benötigt. Eine Entscheidung über den genauen Verlauf ist zwar noch immer nicht gelaufen, aber die Trasse wird nun wieder ein kleines bisschen konkreter. Die Unterlagen will Tennet am 29. März bei der Bundesnetzagentur einreichen. Ab Mitte Mai werden sie einen Monat lang ausgelegt. Schriftliche Einwendungen sind dann zwei Monate lang möglich. Laut Tennet wird die Bundesnetzagentur bis Ende des Jahres oder spätestens Anfang 2020 über den endgültigen Korridor der Erdkabelverbindung entscheiden.

Kritik an Termin und Seitenhieb gegen Aiwanger

Die Präsentation der Vorzugstrasse fand, mit Ausnahme des Schwandorfer OB Andreas Feller, ohne die betroffenen Oberbürgermeister und Landräte aus Regensburg, Schwandorf, Amberg-Sulzbach, Straubing-Bogen und Landshut statt. Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling (CSU) war ebenso wie die Regensburger Amtskollegin Schweiger wegen einer Sitzung des Oberpfälzer Bezirkstags verhindert. „Ich wäre gerne dabei gewesen“, sagte ein spürbar indignierter Ebeling zur Mittelbayerischen. Der Schwandorfer Landrat kämpft wie seine Oberpfälzer Kollegen für eine Trassenführung entlang der A 93.

Angesichts der fortschreitenden Planung konnte sich Ebeling nun einen verbalen Tritt gegen den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) nicht verkneifen, der im Wahlkampf „vollmundig“ versprochen habe, er werde die „Monstertrassen“ verhindern.

Speziell in Schwandorf blickt man mit Spannung auf die Trassenplanung. Der Stadtrat und eine Bürgerinitiative verlangen vehement eine Bündelung des Südostlinks mit dem „Ostbayernring“, am besten zusammen unter der Erde. Die Wechselstrom-Hochspannungsleitung führt mitten durch ein Wohngebiet. Die Stadt will notfalls vor Gericht ziehen. BI-Vorsitzender Walter Ostheim hofft auf Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier, dessen Haus diese Variante derzeit prüfen lässt.

Tennet lehnt Autobahntrasse ab

Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht kündigte gegenüber der MZ an, dieses Projekt umzusetzen, wenn es Gesetzeskraft erlange. Dem Wunsch der Oberpfälzer Spitzenpolitiker nach einer Trassenführung entlang der A 93 erteilte Lieberknecht aber einmal mehr eine deutliche Absage. Zu oft kämen nahe Wohnbebauung, Gewerbegebiete oder Brücken den unterirdischen Kabeln in die Quere.

Unterdessen meldet der Bundestagsabgeordnete Karl Holmeier (CSU) Entspannung in der Frage der Trassenbreite. Holmeier sprach am Donnerstag zusammen mit Peter Aumer, Alois Karl und Florian Oßner (alle CSU) persönlich bei Peter Altmeier (CDU) vor und verlangte eine Beschränkung der Trassenbreite auf maximal 20 Meter. Der Plan, für eine spätere Kapazitätserweiterung Leerrohre zu verlegen und damit die Trasse zu verbreitern, hatte in den letzen Wochen für große Unruhe gesorgt. Holmeier ist nun „sehr zuversichtlich“, wie er der Mittelbayerischen gestern verriet, dass dieses Thema nun vom Tisch sei.

Protest ist angekündigt

Das Regensburger Bündnis für den Atomausstieg (BüfA), die Donaustaufer Bürgerinitiative (BI) Walhalla Landschaft gegen die Monstertrasse und das bayernweite Bündnis Stromautobahn lehnt die Stromautobahn weiter strikt ab. Christoph Bauer, einer der Sprecher der BI Walhalla Landschaft, bleibt bei seiner Haltung, dass die Gleichstromtrasse der Energiewende nicht weiterhilft. Die Eingriffsbreite beim Bau der Trasse hält er für „Wahnsinn“. Der Naturschützer befürchtet eine massive Veränderung der ökologischen Zusammenhänge der Landschaft. Für die Leitung sollen nach jetzigem Planungsstand zwei 320-Kilovolt-Kabel in ungefähr 1,5 bis zwei Metern Tiefe im Erdreich und einem Abstand von fünf bis acht Metern verlegt werden. Die eigentliche Trasse wird einmal etwa 15 Meter breit sein, für die Bauarbeiten wird aber ein bis zu 30 Meter breiter Streifen benötigt.

Tennet-Sprecher Lieberknecht lässt die Fundamentalkritik am SüdOstLink abprallen. Über das Ob habe der Bundestag längt entschieden. Die energiewirtschaftliche Notwendigkeit sei gesetzlich festgelegt. Offen sei Tennet für die Diskussion über das Wie. Der östliche Korridorverlauf mit der Donauquerung bei Pfatter werde aus mehreren Gründen bevorzugt. Lieberknecht zählte auf: In dem favorisierten Bereich seien die Waldflächen geringer. Es würden weniger Wasserschutzgebiete durchquert und bei dieser Varianten seien auch deutlich weniger Bodendenkmäler betroffen. Darüber hinaus habe der Korridor den Vorteil, dass Tennet den Strang mit einer bereits bestehenden Freileitung bündeln könne.

Aumer betont Notwendigkeit

Für die Stromautobahn spricht sich der Regensburger CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Aumer aus. „Wir brauchen die Stromtrasse zum Transport von Windenergie aus dem Norden. Nur so können wir die Versorgungs- und Energiesicherheit Bayerns und der Region Regensburg gewährleisten“, teilte er mit. Die Aufgabe sei es nun, den Trassenbau so schonend wie möglich für Bürger und Natur zu bewerkstelligen. Wenn die Landrätin Schweiger den Neubau der Stromtrasse ablehne, müsse sie Alternativen aufzeigen, um die die Stromversorgung nach dem Atomausstieg 2022 sicherstellen.

Auf Facebook hat Schweiger dem Bundestagsabgeordneten geantwortet: