Corona
So war 2020 für die Oberpfälzer Polizei

Im Regensburger Presseclub spricht Polizeipräsident Norbert Zink über Corona-Einsätze. Er verteidigt das Aufgabengesetz.

05.12.2020 | Stand 16.09.2023, 4:22 Uhr
Im vergangenen Jahr stellte sich Polizeipräsident Norbert Zink noch persönlich den Fragen von Journalisten. −Foto: Lex

Das Jahr 2020 brachte viele neue Erfahrungen: den Zwang, Freunde und Verwandte gegeneinander abwägen zu müssen bei der Wahl sozialer Kontakte. Die Panik, vor einem Geschäft zu stehen und eine medizinische Maske vergessen zu haben. Die plötzliche Abneigung, wenn Fremde sich zu einer privaten Feier treffen.

Ein Dreivierteljahr leben wir nun schon mit Corona-Maßnahmen. Abgesehen von einigen Ausnahmen halten sich die Menschen daran. Die Polizei rückt in Gesprächen immer wieder in den Mittelpunkt, als staatliche Gewalt, die kontrolliert und im Ernstfall Verstöße gegen die Maßnahmen zur Anzeige bringt.

Norbert Zink, der Oberpfälzer Polizeipräsident, weiß um die wichtige Rolle, die Außenwirkung für Polizisten spielt. Am Donnerstagabend sprach er in einer digitalen Veranstaltung des Regensburger Presseclubs über die Lage der Polizei im Jahr 2020 über Rechtsextremismus, Drogen und auch über Corona. „Am Anfang war Fingerspitzengefühl gefragt. Inzwischen werden wir Verstöße aber, wenn notwendig, auch zur Anzeige bringen“, kommentierte er das aktuelle Vorgehen.

Corona: Polizei vertraut auf Vernunft der Menschen

„Aber wir werden sicher nicht in Wohnungen gehen und nachsehen, wie die Familienverhältnisse sind. Das haben wir bis jetzt nicht gemacht und das werden wir auch nicht machen – auch nicht an Weihnachten“, führte er fort. Er vertraue da den Menschen und seinen in Kommunikation besonders ausgebildeten Polizisten. Dank deren guter Arbeit, so betonte Zink, gebe es seit der Räumung öffentlicher Räume wie dem Bismarckplatz im Frühling keine erneuten Probleme.

Darüber ist der Polizeipräsident auch froh. Denn die reguläre Arbeit der Polizei wurde keineswegs weniger. Drogenfahnder beispielsweise fassen immer mehr Täter. „Der Anstieg der Rauschgiftkriminalität hängt mit uns zusammen“, sagte Norbert Zink. Die Kontrollen, vor allem in der Grenzregion, würden von Jahr zu Jahr verstärkt.

Sichere Oberpfalz:Junge Polizisten:
Die Oberpfälzer Polizei hat eine Aufklärungsrate von 69,7 Prozent (Bayern 65 Prozent). Insgesamt gab es 2019 rund 43 000 Straftaten. Pro 100 000 Einwohner ist die Zahl der Fälle mit 3880 im Vergleich zu Bayern gering.2700 Beamte arbeiten bei der Oberpfälzer Polizei. Personalmangel gebe es laut Zink nicht. Außerdem kämen viel mehr junge Polizisten in die Region. „Heute ist es nicht mehr so, dass Junge erst mal nur nach München kommen.“

Daneben gebe es neue Problemherde, wie die Cyberkriminalität. Für eine Reihe aktueller Fälle, die die Oberpfalz im Jahr 2020 beschäftigten, findet Zink harte Worte: Anrufer aus Call-Centern, die sich als Polizisten ausgeben und Rentner um ihr Erspartes betrügen. Ein „abartiges Verhalten dieser Menschen“ nannte das Norbert Zink.

Skandale schaden Polizisten

Denn, dass die Bürger der Polizei vertrauten, sei unerlässlich. Anschuldigungen von rechter Unterwanderung, wie sie 2020 aufkamen, nimmt Zink also ernst. „Wir haben ein Wertesystem, in dem Rassismus und sexuelle Diskriminierung keinen Platz haben“, betont er. Schließlich schadeten Skandale in erster Linie den Polizisten und deren Ansehen. Als Beispiel nannte er die Kokain-Affäre in München.

Gewalt gegen Polizisten gebe es auf der anderen Seite weiterhin – 180 Fälle allein in Regensburg im letzten Jahr. Um solche Gewalt zu unterbinden, sieht Zink Bodycams als „wirksames Instrument“: „Die Steinewerfer vor dem Dom konnten dank ihnen gefasst werden“, erinnert er sich. In einer weiteren Neuerung, dem Polizeiaufgabengesetz, sieht Zink „kaum Probleme“, abgesehen von etwas mehr Arbeitsaufwand: „Ich wüsste nicht, wo wir dadurch blockiert oder beeinträchtigt werden“.