Spendenaktion
Tiere übernehmen Spezialauftrag

Bei Regensburg ist ein in der Region einmaliges Projekt geplant: Das Zentrum für tiergestützte Therapien sucht Unterstützer.

25.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:29 Uhr
Die Nachbarschaft ist bereits höchst interessiert an den Bauplänen. −Foto: Stöcker-Gietl

Zwischen zwei Feldern mit hohen Maispflanzen hindurch führt ein schmaler Weg. Brennthal steht auf dem Straßenschild. Ein Stück weiter oben grasen Pferde und beobachten neugierig die Besucher auf der gegenüberliegenden Wiese. Christa Weiß, die Vorsitzende des vkm Regensburg, des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V., und Projektleiter Thomas März-Kronfeld rollen Architektenpläne aus. Hier, auf der Anhöhe zwischen Zeitlarn und Regenstauf (Lkr. Regensburg), soll schon bald „Theo“ entstehen, das Zentrum für tiergestützte Therapien Ostbayern. Ein inklusiver Ort, den man sich wie einen Pferde- und Tierhof mit Spezialauftrag vorstellen kann. Doch um diesen Herzenswunsch des vkm Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es viele Unterstützer.

Pferde stärken das Selbstvertrauen

Seit über 50 Jahren hilft der vkm, der aus einer Elterninitiative hervorgegangen ist, Familien und deren Kindern mit Beeinträchtigungen. Ein Schwerpunkt ist das Therapeutische Reiten. Das Pferd stärkt das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, es unterstützt mit seiner Gangart die Motorik der Reiter, fördert die Kommunikationsfähigkeit und Konzentration, schildert Weiß die langjährigen Erfahrungen. Aber vor allem schenke der Umgang mit Pferden Lebensfreude. Diese berührenden Erfahrungen brachten die Vereinsmitglieder schon vor rund 20 Jahren dazu, sich mit einem Therapiezentrum zu befassen. Doch es war ein langer und hürdenreicher Weg einen geeigneten Ort zu finden.

Nun könnte sich der Traum erfüllen. In Erbpacht kann der vkm auf 50 Jahre das verkehrsgünstig gelegene Gelände von der Stadt Regensburg übernehmen und dort seine Ideen eines inklusiven Begegnungsortes mit verschiedenen Tier-Therapieangeboten umsetzen. vkm-Medienbeauftragter Engelbert Weiß skizziert schon einmal, wer die wichtigsten Mitarbeiter auf dem rund vier Hektar großen Grundstück sein werden. Zu den etwa zehn Pferden sollen sich Esel, Alpakas, Schafe, Ziegen, Gänse und Enten gesellen. Katzen sind ebenso geplant wie Kleintiere von Hase bis Meerschweinchen. Tagsüber kommen noch die Therapiehunde dazu, die ebenfalls mit den körperlich oder psychisch beeinträchtigten Besuchern des Zentrums arbeiten werden. Angebote wird es aber auch für die breite Bevölkerung geben, um den Inklusionsgedanken bestmöglich umzusetzen. Und eine weitere Kooperation zeichnet sich in direkter Nachbarschaft ab. Der VKKK will wenige Meter entfernt sein Nachsorgezentrum für die kleinen Patienten der Kuno-Uniklinik errichten.

Idee: Spenden: Informationen:
Das Zentrum für tiergestützte Therapien soll 2025 eröffnen. Das Grundstück ist gefunden, die Pläne liegen vor – jetzt braucht der vkm Regensburg finanzielle Unterstützung. Rund drei Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt.Wer Theo unterstützen will, kann spenden für den vkm Regensburg bei Sparda Bank Ostbayern, DE08 7509 0500 0000 4531 61 BIC: GENODEF1S05 oder der Sparkasse Regensburg, DE72 7505 0000 0027 4223 51, BIC: BYLADEM1RGB.Weitere Informationen zum Projekt unter www.theo-ostbayern.de

Vorzeigeprojekt für Ostbayern

Ein blaues Pferd mit gelber Mähne ist das Maskottchen von Theo. Mit ihm galoppiert der Verein nun durch den Spendenmarathon. Das wird nicht einfach, wissen die Verantwortlichen. „Es laufen derzeit viele Aktionen in der Region“, sagt Engelbert Weiß. Dass wegen der Pandemie keine größeren Veranstaltungen stattfinden können, erschwert die Arbeit zusätzlich. Dennoch will der vkm dieses in Ostbayern bislang einmalige Angebot nicht mehr länger aufschieben. Spätestens 2023 soll Baubeginn sein, 2025 die Eröffnung.

Drei Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt, das neben einer Mehrzweckhalle, Ställen, Wirtschaftsräumen und Koppel ein Sozialgebäude mit Therapieräumen, Elterncafé und Übernachtungsmöglichkeit sowie einen Innenhof als zentralen Treffpunkt beinhalten soll. Theo soll energieautark werden, betont Projektleiter März-Kronfeld. Dafür konnte der vkm bereits prominente Unterstützung gewinnen. Energieexperte Prof. Dr. Michael Sterner von der OTH Regensburg wird den Bau begleiten, damit das Therapiezentrum auch aus umwelt- und energietechnischer Sicht ein Vorzeigeprojekt in Ostbayern wird, wie März-Kronfeld sagt.

Die Initiatoren sprühen längst vor Ideen. Esel, Alpakas oder das Geflügel sollen nicht nur Staffage für das therapeutische Reiten sein. Auch sie werden in die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen einbezogen. Von der Alpaka- oder Esel-Wanderung über die Arbeit mit speziell ausgebildeten Hunden bis zur angeleiteten Versorgung der Kleintiere sei vieles möglich, sagt Christa Weiß. Auch Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen sollen bei Theo entstehen. Das Interesse an einem tiergestützten Therapiezentrum sei bei den Fürsorgeeinrichtungen groß, wissen die Verantwortlichen. Sie gehen deshalb davon aus, dass sich mit dem gut erreichbaren Standort das Einzugsgebiet in Zukunft noch vergrößern wird.

Jetzt kommt es darauf an, die breite Bevölkerung von der Idee hinter dem blauen Pferd zu begeistern und viele Unterstützer zu finden. Christa Weiß und ihre Mitstreiter haben viele Male miterlebt, was Tiere alles möglich machen können. „Das ist unsere Motivation: Wir wollen in noch viel mehr glückliche Gesichter schauen.“