Mit Video
U-Ausschuss zur Maskenaffäre: Schlüsselfigur Tandler verweigert Aussage

27.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:17 Uhr
Andrea Tandler war am Mittwoch im Bayerischen Landtag, um im Masken-Untersuchungsausschuss auszusagen. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Dann kam sie doch noch: Wenige Minuten nach Sitzungsbeginn um 9 Uhr erschien Andrea Tandler (39) im Untersuchungsausschuss „Maske“ des Landtags.

Gemeinsam mit ihrer Anwältin ist Andrea Tandler (mit Kappe) im U-Ausschuss des Landtags erschienen:



Der untersucht die Hintergründe um Millionen-Deals, die während der Corona-Pandemie mit raren Masken und knapper Medizinausstattung gemacht wurden – dem Vernehmen nach unter anderem von Andrea Tandler, Tochter des früheren CSU-Ministers Gerold Tandler aus Altötting.

In einem langen dunkelblauen Klein mit Umhängetuch, ihren Kopf und ihr Gesicht versteckt unter einem Käppi, einer großen dunklen Sonnenbrille und hinter einer weißen Maske erschien Tandler zusammen mit ihrer Anwältin im Untersuchungsausschuss im Senatssaal des Landtags, erwartet von zahlreichen Journalisten.

Bisherige Termine nicht wahrgenommen

Bisher war Tandler mehreren Terminen zur Zeugeneinvernahme nicht nachgekommen –aus gesundheitlichen Gründen, weshalb der Landtag sie zuletzt ärztlich hatte untersuchen lassen. Am Mittwoch klappte es dann doch – offenkundig stand einem Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss dann doch nichts mehr im Weg.

Tandler, laut Tagesordnung des Untersuchungsausschusses „Geschäftsführerin, Little Penguin GmbH, Werbeagentur Pfennigturm“, nahm am Zeugentisch Platz, neben ihr ihre Anwältin. Erst nach Aufforderung durch den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, Winfried Bausback (CSU), nahm sie Käppi und Maske ab, lediglich die Sonnenbrille durfte sie aufbehalten. Zu diesem Zeitpunkt hatten filmende und fotografierende Journalisten den Sitzungssaal bereits verlassen müssen – weshalb es von dem Auftritt lediglich Bilder gibt, bei denen sich Tandler verhüllt hat. Tandler machte lediglich die vorgeschriebenen Angaben zu ihrer Person – Name, Alter, ladungsfähige Anschrift.

Hohe Millionen-Provisionen „eingestrichen“

In der Befragung zur Sache wurde Bausback ausgesprochen deutlich: Während Corona hätten viele Ehrenamtliche bis an die Grenzen der Erschöpfung gearbeitet, Verkäuferinnen hätten unter Inkaufnahme großer Gefahren für sich selbst die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt – während sie, Tandler, in dieser Zeit dem Vernehmen für Maskendeals sehr hohe Millionen-Provisionen „eingestrichen“ habe. Was sie denn dazu sagen könne, wollte Bausback wissen.

Tandler beantwortete die Frage allerdings nicht – und machte stattdessen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Dass sie nichts sagen brauche, wenn sie sich dadurch selbst oder Familienangehörige belaste, darüber war sie zuvor von Bausback belehrt worden.

Gegen Tandler wird etwa wegen eines Anfangsverdachts des Gewerbesteuerbetrugs ermittelt. Ein Sprecher Tandlers hatte dazu vor einiger Zeit gesagt, die Anwälte rechneten damit, dass sich nach der Einstellung eines ersten Verfahrens „auch alle anderen Vorwürfe als gegenstandslos erweisen werden“. Tandler und ihr Mitgesellschafter wiesen „alle in der Öffentlichkeit erhobenen Vorwürfe zurück“.

Auch die Fragen des SPD-Obmanns im Untersuchungsausschuss, Markus Rinderspacher wollte Tandler nicht beantworten. Der hatte ihr Aussagen der in einer früheren Sitzung befragten Zeugin Monika Hohlmeier vorgehalten: Die Strauß-Tochter und Tandler kennen sich demnach schon seit Jahrzehnten und haben einen kurzen Draht zueinander. Tandler soll die Maskendeals mit staatlichen Stellen insbesondere auch über Hohlmeier eingefädelt haben (die aber nach derzeitigen Kenntnisstand in keiner Weise finanziell davon profitiert haben soll).

Mehrheitlich entschied der Untersuchungsausschuss, Tandler keine weiteren inhaltlichen Fragen zu stellen – weil ohnehin deutlich wurde, dass sie wohl weiter von ihren Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen würde. „Das unterscheidet unseren Rechtsstaat von Staaten wie Russland oder China“, machte Bausback deutlich. Nach 30 Minuten war der Tandler-Auftritt vorbei. Inhaltliche Erkenntnisse hat er nicht geliefert.