MZ-Serie
Das Geniale ist immer einfach

Wer das Handfeste und Ursprüngliche sucht, der ist in der Hammermühle in Beilnstein am richtigen Ort. In diesem Wirtshaus ist alles alt und echt.

07.07.2013 | Stand 16.09.2023, 21:01 Uhr
Thomas Dietz

Entspannte Gespräche am frühen Nachmittag: Friederike Plank, die Wirtin der Hammermühle, mit Schwiegertochter Yvonne und den Stammgästen Helmut Mundschedl, Helmut und Werner (v.l.). Fotos: Gabi Schönberger

Friederike Plank ist es gewohnt, dass man auf ihrem Anwesen ins Schwärmen gerät. Es sind Wanderer oder Radlfahrer, die hier zum ersten Male einkehren – und sich für ehrliche, bodenständige Ursprünglichkeit und die gepflegte Abwesenheit neumodischer Großspurigkeiten begeistern können. Bis von Hamburg sind sie schon gekommen und „konnten sich gar nicht einkriegen“.

Überwiegend sind es aber Stammgäste, die es hierher zieht. Ganz so leicht ist der Gasthof auch gar nicht zu finden: das Wirtshausschild „Hammermühle“ sieht man erst, wenn man weiß, wo’s hängt. Aber nun läuft man über uraltes Katzenkopfpflaster zu dem Anwesen mit Wirtshaus, Sägewerk und Landwirtschaft – mitten in einer anmutigen Flussschleife im Tal der Schwarzen Laber, in Beilnstein, südlich von Beratzhausen. Üppiges Grün, soweit das Auge reicht.

Ein Stammgast ist der Mundschedl Helmut aus Neumarkt. Der Kabelmonteur versteht es seit vielen Jahren, seine Touren so zu legen, dass er in der Hammermühle Brotzeit machen kann. Er schätzt die regionalen Gerichte, „so, wie sie sein sollen“, Friederike Planks unvergleichliche Reiberknödel, Wild- und Schweinsbraten, die Pfefferwurst, den sauren Presssack, denn „was die Wirtin selber isst, kann nicht schlecht sein“, frotzelt er. Von der phänomenalen Sulzn hat er in all den Jahren aber „erst dreimal was abgekriegt“, weil sie sofort aus war.

„Allerhöchsteigene Unterschrift“

Drum sollte man sich immer telefonisch anmelden und fragen, was es zu essen gibt – zumal am Wochenende. Da ist ohne Reservierung kaum etwas zu machen. Ausgeschenkt werden Biere von vier verschiedenen Brauereien aus nah und fern. Und so kann man sich’s draußen unterm hölzernen Vordach oder drinnen in den Gaststuben in aller Behaglichkeit gut sein lassen.

Kein Wunder, dass der 2010 verstorbene Journalist und Autor Werner A. Widmann die Hammermühle ganz besonders geliebt, in seinen zahlreichen Heimatbüchern, Bildbänden und Reiseführern erwähnt und hier gerne sein Bier genossen hat. Natürlich war auch das Bayerische Fernsehen schon mehrmals hier – unterwegs „Zwischen Spessart und Karwendel“. Und Josef Rödl, preisgekrönter „Tatort“-Regisseur, hat seinen nachdenklichen Film „Franz, der leise Weg“ (1980) hier gedreht.

Der bedeutende, leider weitgehend vergessene Dichter Gottfried Kölwel (1889-1958) aus Beratzhausen verlieh u. a. in seinem Roman „Der verborgene Krug“ von 1944, der nach dem Krieg auch unter dem Titel „Der Aufstand des Herzens“ erschien, der Magie der Landschaft bildstarken Ausdruck. Die nahe, geheimnisvolle Bärenhöhle, auch Hiasl- oder Einsiedlerhöhle genannt, spielt darin eine Rolle.

Die früheste schriftliche Erwähnung des Gasthofes Hammermühle stammt von 1505, aber wie immer dürfte er älter sein. Alles begann mit einer Mahl-, Säge- und Walkmühle, Blechhammer und Schmelzwerk für die oberpfälzische Eisenproduktion.

Friederike Plank besitzt noch die Kaufverträge auf Pergament von 1835, mit denen an den Müller Johann Plank zu Plankstetten „das durchgehende Ritterlehen Peilnstein, Gut, Mühle und Hammer mit allen Ein- und Zugehörungen zu Dorf und Feld, an Gebäuden, Gehölz, Acker, Wiesen, Wässern, Wun [zu erntende Felder] und Weide mit allerhöchstlehensherrlicher Genehmigung veräußert“ werden. Die Consens-Urkunde trägt „die allerhöchsteigene Unterschrift Ludwigs – von Gottes Gnaden König von Bayern. Geschehen am 25. September im Jahre Eintausendachthundertfünfunddreißig Unseres Reiches im zehnten.“ (Ludwig I. trat 1825 die Nachfolge seines Vaters Max I. Joseph an).

Brennende Glühbirne ohne Flamme

Schon lange wird mit Hilfe der Schwarzen Laber elektrischer Strom produziert. 1896 reiste Großvater Plank zur Millenniumsausstellung nach Budapest, wo ihm zum ersten Mal elektrischer Strom vorgeführt wurde. Vermutlich begleitete ihn Franz Rengnath, ein entfernter Verwandter und späterer Käufer der Wassermühle in Dietfurt im Altmühltal. Beide Männer waren beeindruckt und statteten ihre Mühlen mit den ersten Dynamos aus – damals eine Sensation. Es sollen Schaulustige von nah und fern nach Beilnstein gekommen sein, um eine brennende Glühbirne ohne Flamme zu bestaunen. Heute wird vom Sägewerk der Hammermühle ununterbrochen Strom ins Netz gespeist.

1878 wurde die bezaubernde Kapelle St. Anna erbaut, jahrelang nur ein Familienkirchlein, da der Altar nach Westen geht (was erst nach dem Konzil erlaubt ist). Haus und Gaststuben sind in erfreulich unmodernem Zustand. Über den Wandvertäfelungen hängen viele Trophäen, die die traditionelle Jagdleidenschaft der Familie Plank zeigen. In der Küche gibt es einen wunderbar alten Holz-Küchenherd mit umlaufender Stange, der die oberen Etagen mit heißem Wasser versorgt: „Mit einem anderen Herd kann ich gar nicht richtig kochen“, sagt Friederike Plank mit einem Lächeln ...