„Hod di eppa an Impm g’anglt?“

D’Schwoagerin von der Alm und der Bie im Impenfassl

26.03.2009 | Stand 26.03.2009, 17:52 Uhr

„Äitz mou i hoam, is Zeit zum Zeidln“, verabschiedet sich der Landwirt von seinen Stammtischbrüdern. Die Kühe brauchen das Melken, mundartlich heißt das „zeideln“. Die ursprüngliche Bedeutung des Verbs ist „Honig aus dem Bienenstock holen“. In beiden Fällen holt sich der Mensch etwas von den Tieren, einmal den Honig, einmal die Milch. In Gegenden, wo „zeideln“ nicht üblich ist, sagt man „melchen (mäicha)“. Merkwürdig, dass sich in der Hochsprache die Form „melken“ (mit „k“) durchgesetzt hat, obwohl es in der älteren Sprache „melchan, melchen“ hieß – mit „ch“ wie in „Milch“. Ein altes Wort für Melkeimer ist „Sechter“ (ursprünglich konischer Holzeimer mit nur einem Griff), entlehnt aus lateinisch „sextarius“ (Sechstel eines römischen Hohlmaßes).

Die Schweiz ist bekannt als Land der Milch und des Käses. So kam „Schweizer“ zu der Sonderbedeutung „Mann, der für die Kühe zuständig ist“. Speziell bairisch ist „Schwaige (Schwoag)“ für einen Bauernhof mit überwiegender Milchviehhaltung (vgl. Ortsnamen wie „Schwaig, Schwaighof, Schwaighausen, Menterschwaige“), bairisch auch die Berufsbezeichnung „Schwaiger (Schwoaga)“; (daher der bei uns häufige Familienname „Schwaiger, Schweiger“). Gleichbedeutend damit ist alpenländisch „Senner, Senn“ (mittel-, althochdeutsch „sennære, senno“). Viel besungen und unverzichtbar als Figur im Bauerntheater ist die „Sennerin auf der Alm“. Doch auch über die „Schwaigerin“ singt man Gstanzln: „Und d’Schwoagerin von der Alm (Oim) / is in d’Odlgruam neigfalln (-gfoin)…“

Den Imker nannte man vor Jahrhunderten „zîdalâri, zîdelære“. Manche Dörfer wurden benannt nach den dort ansässigen Bienenzüchtern. Ortsnamen wie „Zeitlarn“ (bei Regensburg, bei Neunburg v. W., bei Vilshofen, bei Künzing), „Zeilarn“ (Niederbayern), „Zeilern“ (Oberbayern) „Zeitldorn“ (bei Straubing) erklären sich aus „(za/ze/bî den) zîdelarun, zîdelæren“ (Ansiedlung bei den Zeidlern‘). „Honig“ spricht man heute meist nach der Schrift aus, höchstens mit Verzicht auf den Schlusskonsonanten, also „Honi“. Zusehends außer Gebrauch geraten altmundartliche Formen mit Umlaut, bedingt durch das „i“ in der zweiten Silbe. Historisch „honing, honic“ wurde zu „höning, hönig“, dieses zu bairisch „Heni“ (Umlautentrundung: ö›e). Kontraktion und Verlust des Nasals führten zu „Heng, Heag, Heg“.

Das Substantiv „Imker“ mit dem Wortausgang „-ker“ schaut niederdeutsch aus und ist es auch. Es hat „Zeidler“ und „Bienenvater“ ersetzt. Auszugehen ist von einem alten Wort für „Biene“, nämlich „Imme“, mittelhochdeutsch „imbe, imp“, was in den Dialekten fortlebt. „Hod di eppa an Impm g’anglt?“ fragte ein einfühlsamer Mensch die Frau, als sie vom Fahrrad sprang und die Hände vors schmerzverzerrte Gesicht legte („Hat dich etwa eine Biene gestochen?“). In einer Erzählung von Wilhelm Diess klagt ein Bienenhalter: „Darfst die Imben herfüttern, einen Haufen Geld gibst aus, und zum Schluss hast keinen Honig.“ Wolfgang Johannes Bekh beschreibt einen Bienenkorb „mit dem Ausstiegbrett für die Impen“. Der Bienenkorb ist der „Impenkorb“, das „Impenfass(l)“ oder der „Impsumper(er)“.

Mit „Sumber, Sumper(er)“ bezeichnet man einen eng geflochtenen Strohkorb, wie er für Bienenhaltung Verwendung fand und noch findet. Verdeutlichend wird der Zweck genannt: „Impen-, Impsumper(er)“. Gleichbedeutend „Bisimberer“ enthält die Lautform „Bi“ für „der Bien“, die alte Bezeichnung für Bienenvolk. Dass dieses Winterruhe hält, erklärte mir ein alter Imker kurz und bündig: „Im Winta rouht da Bie.“ Ein unförmig großes Gebilde, z.B. ein Wasserkopf oder Klumpfuß, wird mit einem Bienenkorb verglichen. Bei Eugen Oker liest man von einem „Leo mit seinem Bisimberer, einem Klumpfuß, ,hohe Sohle‘ sagt er selber dazu, Leder, seine zehn Zentimeter hoch.“ Bösartig spötteln die Kollegen: „An neia Houd wüllst da kaffa? Fia dein Impsumpara werst koin findtn.“