MZ-Serie
„So scheene grouße Gugummerer“

Zum Monatsende gibt es wieder Wissenswertes rund um den Dialekt. Namen von Gemüsepflanzen stammen oft aus anderen Sprachen.

24.11.2017 | Stand 24.11.2017, 5:30 Uhr
Gemüsebeet mit großen Gurken: „So scheene grouße Gugummerer“ −Foto: rjm

Reimt sich Kaffee auf Karaffe?

Nur im nördlichen Deutsch reimen sich die beiden Wörter, im Südosten des Sprachraums aber nicht. Bei „Kaffee“ gibt der Duden zwar zuerst die Betonung auf der 1. Silbe an, ergänzt jedoch: „auch auf der 2. Silbe, österreichisch nur so.“ In Bayern halten wir es wie die Österreicher und betonen die 2. Silbe: Kafféé. Bei „Kaffeehaus“ gilt dies fraglos allgemein. Ins Deutsche kam das Wort „Kaffee“ als Entlehnung aus dem Französischen bzw. Italienischen; in beiden Sprachen trägt die 2. Silbe den Wortakzent: „café, caffè“. Abweichend davon betont man im Englischen und Niederländischen die Erstsilbe: „coffee, koffie“. Der Herkunft nach stammt das Wort aus dem Türkischen.

Eine Frage von Karl Pröpstl aus Kürn

Karfiol, Kren, Gugummerer

Die Namen von Gemüse- und Gewürzpflanzen stammen oft aus anderen Sprachen. Sowohl schriftdeutsch „Rettich“ als auch bairisch „Ràdi“ gehen, lautgesetzlich leicht nachvollziehbar, zurück auf lateinisch „radix“ (Wurzel). Der Kohlkopf heißt, neben „Krautkopf“, auch „Krauthäuptl, -häupl (Graudhaipl, -haipe)“. Der Vergleich mit dem menschlichen Kopf, dem Haupt, liegt nahe. Das lateinische Wort dafür ist „caput“, woraus sich über althochdeutsch „kabuz“ unser „Gabess“ entwickelt hat, was dem Kölner „Kappes“ entspricht. Meine 1867 geborene Großmutter nannte den Blumenkohl noch ganz selbstverständlich „Karfiol“, was mit Veränderung der Konsonanten von italienisch „cavolfiore“ (Kohlblume) kommt. In Österreich heißt es nicht „die Petersilie“, sondern „der Petersil“ – wie bei uns in Bayern. Das Wort ist griechisch-lateinischen Ursprungs: „petroselion, petrosilium“ (Steineppich). Slawischer Herkunft ist „Kren“, eine Bezeichnung, die in unserem Nachbarland selbstverständlich ist; kein Mensch sagt dort „Meerrettich“. Als inzwischen veraltete Kuriositäten zu betrachten sind die früher üblichen bairischen Bezeichnungen für die Gurke: „Gugummer, Gugummerer, Gummerer, Kummerer“ oder „Kümmerling“. Selbst dialektfeste ältere Leute sagen heute ausschließlich „Gurke(n)“. Dieses Wort ist aus einer slawischen Sprache entlehnt; im Polnischen etwa heißt die Frucht „ogórek“. Die genannten bairischen Ausdrücke aber führen lateinisch „cucumis, -meris“ fort, ebenso wie englisch „cucumber“ und französisch „concombre“.

Zu einer Anfrage von Rupert Heß aus Pielenhofen

Wie fit Sie im Dialekt sind, können Sie hier in unserem Quiz testen:

Schmeck’s, Kropferter!

Wenn jemand sich weigert, die erbetene Auskunft zu erteilen, tut er dies oft mit der Floskel „Schmeck’s, Kropferter!“ Das klingt sehr unhöflich und barsch. Das Verb „schmecken“ hat hier die Bedeutung: durch Riechen, Schnüffeln, Wittern erahnen, so etwa in der Bemerkung „Grad, als ob er’s gschmeckt hätt, wann’s bei uns ’s Essn gibt“, was sich auf die Ankunft eines ungebetenen Besuchs genau zur Essenszeit bezieht.

Mit der Endung „-ad“, meist verschriftet als „-ert“, bildet das Bairische Eigenschaftswörter, die ausdrücken, dass ein Mensch mit dem Genannten ausgestattet, behaftet, versehen ist. Wer einen auffälligen Bauch hat, ist „wampert, ranzert“; ein Bärtiger ist „bartert“; ein rot- oder grauhaariger Mensch ist „roudhorert, gràbhorert“; ein Einbeiniger ist „oahàxert“; ein Einäugiger „oa(n)augert“. Die Qualifikation „nosert“ weist auf eine auffallende Nase hin, „orschert“ auf einen bemerkenswerten Hintern, „plattert“ auf eine Glatze, „zahnluckert“ auf fehlende Zähne. Wer eine Brille trägt, wird spöttisch als „Vieraugerte/r“ bezeichnet, jemand mit sehr wählerischem Geschmack ist „fein(g)fotzert“. In diese Reihe gehört auch „kropfert“, bezieht sich in der genannten Redewendung jedoch nicht auf einen tatsächlich vorhandenen Kropf, sondern dient einfach der Herabwürdigung des Fragenden und kommt einer Beleidigung gleich.

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Die Frage stellte Monika Forster.

Abends, auf d’Nacht

Zu einer Nachricht von Gustav Starzmann

Der Spatz heißt auch Spirk

Ein junger Tirschenreuther sagte, er habe das Wort „Spatz“ erstmals als Student in Regensburg gehört, vielleicht im Namen der Regensburger Domspatzen. Den Sperling nennt man nämlich in der nördlichen Oberpfalz nicht „Spatz“, sondern „Spirk“. Alle drei Bezeichnungen für den Vogel enthalten den Wortstamm „spar-“, der in althochdeutsch „sparo“ und englisch „sparrow“ deutlich wird. Mit der Endung „-ling“ gebildet ist „Sperling“, wobei der Vokal „a“ umgelautet zu „e“ erscheint. Gleiches trat ein bei der Anfügung von „k“, was zu „Sperk“ führte, im Bairischen „Spirk“ ausgesprochen (mit „ir“ aus „er“ wie bei „Irda, firtig, Mirz“ aus „Ertag, fertig, März“). Als Kosename auf „-z“ (wie „Heinz, Fritz“ zu „Heinrich, Friedrich“) entstand „Spatz“.

Die Erklärung wünschte Helmut Einreiner.

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Noch mehr Bayerisch mit dem Dialektpapst Prof. Dr. Ludwig Zehetner gibt esin unserem Podcast „Basst scho!“.