Regensburg.
Von der Zuchtl und ihre Fackln

Für die Tiere auf dem Bauernhof kennt die Mundart viele Ausdrücke. Manche davon werden auch auf Menschen angewandt.

15.01.2009 | Stand 15.01.2009, 18:18 Uhr

Die „Sau“, das weibliche Zuchtschwein, wird auch „Zuchtl, Nasch“ oder „Los“ genannt. „Da haben wir Zuchteln gehabt. Dass wir Junge gekriegt haben“ (Werner Fritsch). „Heut is Fostnochtsto, / sticht da Bauer d’Naschn o, / und an Bärn aa dazua, / hobma Fleisch grod gnua“ (Fastnachtsvers). Es gibt die Redensart: „er/sie steht da wia a oide Nasch mit grod oam Fackl“, gemeint ist: ’blamiert und in Verlegenheit sein‘. Schon im Mittelhochdeutschen gab es für ’Zuchtsau‘ das Wort „lôse“, für das als heutige Lautung „Lous“ zu erwarten ist. Allerdings hat sich die im westlichen Oberbayern übliche Variante „Loas“ (altes ô › südbair. oa) weit über den ursprünglichen Geltungsbereich hinaus verbreitet, was wohl darauf zurückgeht, dass Ludwig Thoma, Oskar Maria Graf und andere oberbayerische Autoren die Form „Loas“ verwendet haben.

Bairisch „Fàckl“ geht ebenso wie schriftsprachlich „Ferkel“ auf althochdeutsch „farahelîn“ zurück. Ein anderes Wort für ’junges Schwein‘ ist „Suckl“; offen bleibt, ob das von „suckeln“ (saugen) herzuleiten ist oder vom Lockruf „Suck, suck“ oder ob es sich um eine Entlehnung aus dem Lateinischen handelt („succula“ = Schweinchen). Die Kinder sagen dazu auch „Huzifàcki, Hussafàckl“. Dies steht in einer Reihe mit anderen kindersprachlichen Ausdrücken wie „Bätzimäh, Kuhlemuh, Hennebibi, I-hàhà“ für ’Lamm, Kuh, Huhn, Esel‘.

Wer sich schmutzig macht oder sehr schlampig ist, wird als „Fàckl, Schwein, Sau“ bezeichnet. Eindeutig ehrenrührig und beleidigend sind „Lous/Loas, Zuchtl, Lusch, Nasch“ als Schimpfwörter für schlampige oder moralisch anrüchige Frauenspersonen. „Wos braucht sie eahm aso glusti danistelln und frei sei Butschari fürweisn, de ausgschambb Loas?“ (Hans Hösl). Eine junge Frau wird abgekanzelt mit: „Du Regimentsloas, du schlechte!“ Ihre Dienstmägde betreffend, nimmt sich die neue Bäuerin vor, dass sie „den faulen Zuchteln ihren langsamen Gang schon noch abgewöhnen“ würde (Lieselotte Denk). Noch kräftiger klingen „Trebernsau, Trebernlous, Gàl-Nasch (Geil-)“. „Lusch“ bedeutete ursprünglich (läufige) Hündin, auf Menschen übertragen sowohl ’mannstolle Frau‘ als auch ’träge Person‘.

Für das Geflügel auf dem Bauernhof – die Hühner, Enten, Gänse und Truthennen – kennt die Mundart eigene Bezeichnungen. Herr über die „Hennen (Hena)“ ist der „Gockel“ oder „Gickerl“. Eine Fülle von Ausdrücken gibt es für das, was er mit den Hennen macht: „treten, ducken, aufsitzen, aufhocken, kràgeln, schopfen, botzeln, bosseln, (g)raideln“. Zum „Ausbruatn/-bräitn“ setzt sich auf die Eier die Bruthenne – in der Oberpfalz nennt man sie „Bräidl“. Bald schlüpfen die „Singerl, Liberl (Liwal), Biberl (Biwal)“ oder „Ziberl“. Sie heißen so wegen ihres ständigen Singsangs oder weil sie mit „bib-bib“ oder „zip-zip“ gelockt werden. Sachlicher ist „Hendl“ oder „Hea(n)l, Healle“.

„Die A-anten, die A-anten, / das sind die Musika-anten“ singen wir im „Karneval der Tiere“. Die ’Ente‘ heißt auf bairisch „Àntn“, der ’Erpel‘ „Ànterer“; entsprechend „Ganserer“ für ’Ganter‘. In jüngerer Zeit haben sich für ’Truthenne, -hahn‘ die niederländischen Wörter „Pute, Puter“ eingeschlichen. Freilich kauft die Hausfrau im Supermarkt Putenfleisch – die lebenden Tiere aber heißen „Piphenn“ und „Pipgockel (Bi-), Pipkauderer (Bigaudara)“. Und statt „dumme Pute“ sagen wir „dumme Gans“.