Musik
Ein Hochzeitslader erobert die Charts

Der Riegler Hias aus Mindelstetten hat einen Hit von Wheatus umgetextet. „Gloana Bauer“ läuft im Radio rauf und runter.

31.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Der Hof der Oma vom Riegler Hias: Hier drehten der Hochzeitslader (am Hackstock) und die Band „d‘Hundkrippln“ das Video. −Foto: Fotos: d‘Hundkrippln

„I bin bloß a gloana Bauer, Baby. An Lanz mit a Frontlader-Schaufel hätt i...“ Der Duden definiert Ohrwurm als „Lied, Schlager, Hit, der sehr eingängig, einprägsam ist“, abgeleitet von den gleichnamigen Insekten, die angeblich gerne mal in die Ohren kriechen. „Gloana Bauer“ ist so ein Song den man – einmal gehört – nicht mehr aus dem Kopf bringt. Der aus der Nähe von Mindelstetten (Lkr. Eichstätt) stammende Hochzeitslader Riegler Hias textete die bayerische Version von „Teenage Dirtbag“ – dem einzigen Nummer 1 Hit der Band Wheatus. Und die erklimmt nun die bayerischen Charts. Aktuell auf Platz 19, umgeben von Künstlern wie Pink, Rihanna oder Justin Timberlake. „Das ist der absolute Wahnsinn“, sagt derRiegler Hiasim Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Hochzeitslader und Gstanzlsänger hat die Nummer selbst gar nicht in seinem Programm. Er hat sie auch noch nie bei seinen Auftritten gesungen. Das übernimmt dieBand „d’Hundskrippln“aus Altmannstein. Man kannte sich von gemeinsamen Auftritten bei Hochzeiten. „Ich bin ja gesanglich bei Weitem nicht so begabt wie der Sänger der Hundskrippln, darum wär ich ja blöd und würde mein eigenes Lied selbst verschandeln“, sagt der 30-Jährige. Also bot er seine Idee an, für die er zuvor eigens bei der Band Wheatus in den USA das Okay eingeholt hatte. Dafür musste er seinen bayerischen Text sogar ins Englische übersetzen. Wo der Rieger Hias samt Übersetzungshilfe nicht weiterkam, schrieb er einfach „traditional Bavarian expression‘ dazu. Mit Erfolg. Die Band stimmte der Veröffentlichung von „Gloana Bauer“ zu und lobt das bayerische Cover auf Facebook inzwischen in den höchsten Tönen: „We love this“.

Eingespielt haben „d’Hundskrippln“ den Song bereits im vergangenen Jahr. Das Video haben sie auf dem Bauerhof der Oma vom Riegler Hias gedreht. Auf YouTube wurde es über 2,6 Millionen Mal geklickt. „Des nenn i moi a guade Muse“ oder „Zwanzg mal bessa wäi’s Original! Echd Hammer“, heißt es in den fast 500 Kommentaren dazu. Auch aus den USA haben sich Fans gemeldet und schreiben, dass sie zwar nichts verstehen, aber den Song trotzdem lieben.

Seit Mitte Mai gibt es „Gloana Bauer“ zum Downloaden. Franz Eichhammer von „d’Hundskrippln“, die in diesem Jahr unter anderem auf dem Gillamoos in Abensberg, beim Bürgerfest in Viehhausen oder bei den Volksfesten in Dietfurt und Hemau zu hören sein werden, erzählt, dass ihn in den letzten Tagen sehr viele Anfragen erreicht haben. Derzeit ist der Song der Bayern-3-Hit-Tipp und damit im Programm des Radiosenders äußerst präsent. „Als wir am Samstag in Bayreuth auf der Bühne standen, war die Hütte brechend voll“, erzählt der Musiker. Die sechs Jungs im Alter zwischen 18 und 26 Jahren sind von diesem Erfolg regelrecht überrollt worden. „Gloana Bauer war der erste Song, mit dem wir ins Studio gegangen sind. Wir wollten etwas ausprobieren, aber niemals hätten wir damit gerechnet, dass es so ein Erfolg wird“, sagt Eichhammer.

Das Potenzial für den Wiesnhit

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass nach dem österreichischen Erfolgsduo „Sailer & Speer“ („Hamm kummst“) eine bayerische Band die Charts anführt. Dass das Wheatus-Cover das Zeug hat, der Wiesnhit 2016 zu werden, steht sowieso außer Frage. „Ich glaube, dass sehr viele junge Menschen in Bayern wieder bereit sind, zu ihrem Dialekt und ihrer Herkunft zu stehen. Das ist natürlich für den Erfolg eines Titels in Mundart entscheidend“, sagt der Riegler Hias.

Zwischen ihren Auftritten arbeiten der Hochzeitslader und die Bierzelt-Partyband inzwischen schon an einem neuen Coup. Wieder ein bekannter Song, den sie mit einem bayerischen Text „umrüsten“ werden. Mehr wollen die Musiker allerdings noch nicht verraten. „Wir wollen uns auch auf keinen Fall selbst unter Druck setzen“, sagt Eichhammer. „Einen Erfolg wie wir ihn gerade erleben dürfen, kann man eh nicht planen.“

Welche Kraft dieser Song hat, erfuhren die Musiker kürzlich auf Facebook, wo eine Frau berichtete, dass sie „Gloana Bauer“ ihrem Mann vorspielte, der mehrere Wochen im Koma lag. Als er wieder erwachte, sei das Lied das Erste gewesen, an das er sich erinnern konnte. „Sie hat sich dafür bei uns bedankt. Diese Geschichte ging uns wirklich unter die Haut, denn das ist nochmal eine ganz andere Kategorie als Chartplatzierungen und Klickzahlen“, sagt der Riegler Hias, der ganz gerne auch mal wieder in der Oberpfalz auftreten würde. „Wenn ihr uns zum Auftaktspiel von Jahn Regensburg in der dritten Liga einladet, dann kommen wir gerne vorbei.“