Kriminalität
189 fast perfekte Morde in Bayern

Wenn alles ausermittelt ist, dann wird ein Verbrechen zum Cold Case. In der Oberpfalz gibt es sieben Fälle.

19.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:58 Uhr

Dieses Kreuz erinnert in Abensberg an den Mord an Pit Koller.Foto: MZ-Archiv

In den vergangenen 30 Jahren konnten in Bayern 189 Mordfälle und Mordversuche nicht aufgeklärt werden und werden deshalb inzwischen als sogenannte Cold Cases geführt. Dies geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. In Deutschland steht der Begriff Cold Case für vollendete und versuchte Tötungsdelikte, die trotz intensiver Ermittlungen ergebnislos blieben und für die keine neuen Ansätze mehr gefunden werden können. Insgesamt wurden zwischen 1986 und 2017 4459 Morde und Mordversuche im Freistaat begangen, wie das Bayerische Innenministerium mit Bezug auf die Polizeiliche Kriminalstatistik mitteilte.

In der Oberpfalz starben mit Abstand die wenigsten Menschen in den vergangenen drei Jahrzehnten einen gewaltsamen Tod. Laut Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik waren es 275 Morde und Mordversuche. Mit 776 Fällen seit 1986 steht Oberbayern an der traurigen Spitze. In Niederbayern gab es 352 Morde oder Mordversuche. In Schwaben (31) und Mittelfranken (30) konnten besonders viele der Morde nicht aufgeklärt werden. In Oberbayern führten 21 Morde nicht zum Täter, in Oberfranken 15, in Unterfranken 14. Schlusslichter der Statistik sind die Oberpfalz und Niederbayern, wo seit 1986 lediglich sieben bzw. fünf Morde und -versuche nicht abschließend geklärt werden konnten und damit als Cold Case geführt werden.

Wie Polizeisprecher Albert Brück vom Polizeipräsidium Oberpfalz auf Nachfrage erklärte, müssen bestimmte Kriterien vorliegen, damit ein Fall von der Polizei dieser Kategorie zugeordnet wird. Welche Mordfälle in der Oberpfalz als Cold Cases geführt werden, will er nicht sagen. „Zum einen weil wir nicht wollen, dass sich die Täter in Sicherheit wiegen und zum anderen sollen die Angehörigen der Opfer nicht verstört werden.“

Zu den bekanntesten ungeklärten Mordfällen in der Oberpfalz gehört der Tod der 19-jährigen Manuela C. im Jahr 1987. Die junge Friseurin wurde nach einem Abend mit Freunden tot unter der Regensburger Nibelungenbrücke aufgefunden. Im Jahr 1993 wurde der Schuhhändler Karl Perlinger in seinem Laden in Furth im Wald erstochen. Alle Spuren verliefen auch hier ins Leere. Auch im Fall Maria Baumer, die 2012 in Regensburg verschwand und deren sterbliche Überreste knapp eineinhalb Jahre später in einem Wald bei Bernhardswald gefunden wurden, konnte die Polizei den entscheidenden Hinweis auf den Täter nicht finden. Ebenfalls ungeklärt ist der Tod von Dieter Löw aus Wernberg-Köblitz im Jahr 2014. Er starb nach einem Raubüberfall. Zu den spektakulärsten ungeklärten Mordfällen in Niederbayern gehört der Säbelmord von Abensberg. Fitnessclub-Betreiber Pit Koller starb 1999. Ein Tatverdächtiger wurde vor Gericht freigesprochen.

Hier finden Sie eine Bildergalerie zu ungeklärten Mordfällen aus der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim:

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Brück hebt im Zusammenhang mit diesen ungeklärten Mordfällen hervor, dass sie, auch wenn sie länger zurückliegen, nicht automatisch zu Cold Cases werden. Bislang gebe es in Bayern allerdings keine einheitliche Vorgehensweise, wann Mordfälle in diese Kategorie eingeordnet werden. Wie in anderen Bundesländern bereits üblich, fordert SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher deshalb die Einrichtung einer Spezialeinheit für ungelöste Mordfälle.

Lesen Sie hier unsere Serie überungeklärte Mordfälle aus der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim.

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