Interview
„Habe die Nepalesen schätzen gelernt“

Heribert Wirth erzählt, wie er seine Leidenschaft für Nepal entdeckt hat. Heute engagiert er sich auch für die Erdbebenopfer.

03.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:50 Uhr
Visionär und Mäzen: Heribert Wirth −Foto: Fotos: Hafner

Heribert Wirth pflegte sein ganzes Leben lang keine besonderen Beziehungen zu Asien. Als Chef eines weltweit tätigen Unternehmens für Gebäudetechnik in Regensburg hatte er immer zu viel zu tun, um sich mit fernöstlicher Kunst oder Philosophie auseinanderzusetzen. Erst als er seine Firma aus gesundheitlichen Gründen verkaufte und im Jahr 2000 die Expo in Hannover besuchte, knüpfte er Kontakte zu Nepalesen. Und kaufte ihnen ihren Pavillon ab. Heute wohnt er direkt neben der Attraktion und freut sich über jeden Besucher, fließt der Erlös der Eintrittsgelder doch an seine Stiftung „Wasser für die Welt“.

Herr Wirth, wie kamen Sie denn überhaupt auf die Idee, den Expo-Pavillon in Ihrer Heimat aufstellen zu wollen. Gab es schon vorher Verbindungen zu Nepal?

Heribert Wirth: Überhaupt nicht. Ich hatte vor der Expo in der Zeitung gelesen, dass die Nepalesen dort einen Tempel der Toleranz an einem Ort der Ruhe aufstellen wollten ... und die Veranstalter wollten ihnen ein Bierzelt mit Blasmusik vor die Tür setzen. Da habe ich mich dafür starkgemacht, dass genau das nicht geschieht. Und weil es klappte, haben mich die Nepalesen kurzerhand zum Richtfest ihres Pavillons eingeladen. Ich habe diese liebenswerten Menschen kennen und schätzen gelernt. Als ich dann hörte, dass der Pavillon nach der Expo an einen – wie ich fand – unangemessenen Ort verfrachtet werden sollte, habe ich ihn gekauft.

Heute sind Sie mehrmals im Jahr in Nepal, haben viele Kontakte geknüpft, vermitteln diese auch nach Deutschland weiter. Krones hat in der Nähe von Kathmandu eine Zahnklinik finanziert, regionale Unternehmen haben für das Universitäts-Hospital in Dhulikhel gespendet und Sie sammeln für die Opfer des Erdbebens vom 25. April 2015.

Wir haben inzwischen 600000 Euro an Spendengeldern zusammen. Davon wollen wir in den verwüsteten Gebieten 300 Häuser bauen, denn viele Familien leben immer noch unter Planen. Ich habe einen neuen Haustyp entwickelt. Der Vorteil eines Gabionen-Hauses ist, dass man die mit Geo-Vlies ausgekleideten Quader aus Stahlgeflecht mit dem Schutt des alten Hauses füllen kann und somit kein weiteres Baumaterial braucht. In Dhulikhel haben wir den Nepalesen bereits gezeigt, wie die Konstruktion funktioniert. Architekturprofessor Ramesh Kumar Maskey wird die Idee zur Praxisreife weiterentwickeln.

Ihr soziales Engagement reicht aber weiter zurück. 1986 gründeten Sie die Stiftung „Wasser für die Welt“, in die auch die Erlöse der Nepal-Pavillon-Eintrittsgelder fließen.

Ich war viel in heißen, trockenen Ländern unterwegs. Sauberes Wasser ist das wichtigste Gut überhaupt, um auch den Armen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Wir finanzieren und fördern Projekte, um die Ernährung der Menschen vor Ort zu sichern.