MZ-Serie
Nach der zweiten Herz-OP kam der Tod

1990 trauerte Regensburg um Fürst Thurn und Taxis. Die WOCHE spekulierte, ob ärztlicher Ehrgeiz das Ende beschleunigte.

22.11.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Die Kinder Maria Theresia, Elisabeth und Albert mit ihrer Mutter Gloria am offenen Sarg des Fürsten. −Foto: Stefan Hanke

Dass die WOCHE dem Hause derer von Thurn und Taxis kritiklos gegenüberstand, kann man kaum behaupten. Doch als Johannes Baptista de Jesus Maria Louis Miguel Friedrich Bonifazius Lamoral Prinz von Thurn und Taxis, der sich als Oberhaupt der Familie Fürst von Thurn und Taxis nannte, am 14. Dezember 1990 im Klinikum Großhadern nach der zweiten Herztransplantation verstarb, da war alle Kritik vergessen.

Die Redaktion wusste: Mit dem Tod des „Fürsten“ geht eine Ära der Tradition und des höfischen Glanzes zu Ende. Und wie immer, wenn eine bekannte Persönlichkeit stirbt, fragten sich viele: „Musste das so kommen?“ Und auch die WOCHE hegte Zweifel daran, ob die beiden Herztransplantationen trotz der Herzrhythmusstörungen notwendig waren. Zu einem endgültigen Ergebnis kam aber auch sie nicht, ja konnte sie nicht kommen.

Was wird aus den Millionen?

Auf sechs Seiten nahm das Blatt Abschied. Sie ließ noch einmal das Leben von Johannes von Thurn und Taxis Revue passieren, erinnerte an die glanzvolle Hochzeit mit Mariae Gloria von Schönburg-Glauchau im Jahr 1980 und stellte die Frage, was mit den Thurn-und-Taxis-Millionen wird. Noch einmal herrschte im Schloss Emmeram das strenge spanische Hofzeremoniell. Lakaien bewachten den aufgebahrten Sarg in der Gruftkapelle und vier Tage nach Weihnachten wurde der Zinksargdeckel verschraubt und in der Gruft versenkt. Danach, nach einer längeren Schamfrist, zog eine neue Zeit im Schloss ein, das angeblich mehr Räume hat als der Buckingham-Palast.

Mariae Gloria, die junge Witwe, die noch wenige Jahre vorher ob ihrer schrillen Frisuren als „Punk-Fürstin“ Furore gemacht hatte, wandelte ihr Image von der Party-Lady zur verantwortungsvollen Mutter und Verwalterin des Familienvermögens.

Bank und Brauereien verkauft

Dazu belegte sie sogar einen Crashkurs in Betriebswirtschaft – mit großem Erfolg wie sich zeigte. Nicht alle ihre Entscheidungen fanden den Beifall der Regensburger: Etwa die Versteigerung eines Teils der Familien-Pretiosen, zur Finanzierung der Erbschaftssteuer.

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Auf jeden Fall brachte „die Fürstin“, wie Gloria von Thurn und Taxis nun genannt wurde, das Familienunternehmen auf Vordermann und scheute sich dabei auch nicht, die Geschäftsführung zu entlassen. Verkauft wurden die T&T-Bank, die beiden Brauereien, ein Industrieunternehmen und zahlreiche Beteiligungen. Dramatisch reduziert wurde seit 1990 auch die Zahl der T&T-Beschäftigten von 4000 auf hundert.

Auch das glanzvolle spanische Hofzeremoniell gehört seitdem der Vergangenheit an. Dazu sind die „Fürstin“ und ihre Kinder viel zu nüchtern eingestellt. Sohn Albert, inzwischen Familienoberhaupt, fährt Autorennen, Tochter Maria Theresia ist mit einem britischen Künstler verheiratet und Mutter, Tochter Elisabeth ist Publizistin.

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