Asyl
Neustart in der Erstaufnahmeeinrichtung

Bayerns Sozialministerin Müller und Innenminister Herrmann haben in Regensburg ein Vorzeige-Flüchtlingszentrum eröffnet.

30.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:40 Uhr
Der gesamte Besitz passt in ein paar Plastiktüten: Diese Familie ist gerade in Regensburgs neuer Erstaufnahmeeinrichtung angekommen. −Foto: Lex

„Man muss das Beste für sein Land tun“, sagt Ali Balhas und die dunklen Augen des hochgewachsenen Mannes glänzen, wenn er erzählt. Seit 15 Jahren ist sein Land nun schon Deutschland. 2002 ist er als Asylbewerber aus dem Libanon gekommen. Er ist hier zur Schule gegangen, hat geheiratet und ist stolzer Vater von zwei Söhnen. Am Donnerstag erklärte er Innenminister Joachim Herrmann und Sozialministerin Emilia Müller, wie er in der neuen Aufnahmeeinrichtung in Regensburg für Sicherheit sorgt. Die zeigten sich beeindruckt – von Ali Balhas’ Begeisterung und dem bundesweit einmaligen Flüchtlingszentrum, das auf dem ehemaligen Gelände der Regensburger Bajuwarenkaserne entstanden ist.

Ab sofort ist die Erstaufnahmeeinrichtung in Betrieb. Sie entstand in einer Bauzeit von 13 Monaten. Das sei Rekord, loben die Minister. Die Neu- und Umbaumaßnahmen kosteten rund 30 Millionen Euro. Auch hier gibt es Lob. Denn diese Summe bleibt deutlich unter den zuerst veranschlagten 40,9 Millionen Euro für die Gesamtkosten. 600 Menschen wird die Erstaufnahme Platz bieten. Insgesamt drei Wohnblöcken sollen vor allem Menschen aus Eritrea, Mali und dem Irak untergebracht werden.

Das besondere an dem neuen Zentrum: Neben der Registrierung und der Ausländerbehörde sind hier auch ein Kindergarten, Räume der Sozialbetreuung, das Sozialamt, Räume der Polizei und die ärztliche Versorgung untergebracht. Es sei eine große Erleichterung Flüchtlinge, die medizinisch behandelt werden müssen, nicht mehr durch die ganze Stadt fahren zu müssen, lobt Dr. Rainer Beck. „Viele Funktionen werden gebündelt“, freut sich Regierungspräsident Axel Bartelt.

Lesen Sie auch: Weniger Ankommende und ein Transitzentrum

Ein Ort vieler Tränen

Eine Schlüsselstelle sind die Schalter der Erstaufnahme. Veda Erös nimmt dort, wo sie künftig mit Flüchtlingen die ersten Formalitäten klären wird, die Minister in Empfang. Normalerweise würde sie nun die Fingerabdrücke einscannen, schildert sie. Sie würde ein Foto von den Menschen machen und die persönlichen Daten abfragen. Alle diese Angaben würden dann zentral gespeichert. Nach dieser Registrierung bekommen die Flüchtlinge von Erös und ihren Kolleginnen einen Aufnahmenachweis, der ihnen auch als Ausweisdokument dient. Er enthält zudem eine Nummer, die für die Arbeit aller Behörden wichtig ist – und somit auch für alle weiteren Anträge der Asylbewerber.

Lesen Sie auch: Das sagt Innenminister Joachim Herrmann zur Messerattacke in Regensburg

„Was würde passieren, wenn ein Flüchtling bereits bei einer anderen Einrichtung registriert ist?“, will der Innenminister wissen. Erös erklärt, dass das sie beim Abgleichen der Fingerabdrücke sofort erkennt. Häufig käme es aber nicht mehr vor, dass ein Flüchtling versuche, sich doppelt zu registrieren. „Das erleben wir vielleicht einmal im Monat“, sagt Erös an ihrem „Oberpfälzer Arbeitsplatz, der auch sehr international ist“. Meist komme man mit Englisch oder Arabisch ganz gut durch, fügt sie hinzu. Deutsch sprächen die Ankommenden nur selten. Eine Herausforderung sei es immer wieder den Flüchtlingen beispielsweise zu erklären, dass sie sich nun bei einer Krankenkasse anmelden können. „Die meisten Afrikaner wissen gar nicht, was eine Krankenversicherung ist“, sagt Erös. Und eines will sie den beiden CSU-Ministern auch mitgeben: „Dies ist ein Ort der Freudentränen, aber auch für andere Tränen.“ Denn nicht immer erfüllen sich die Hoffnungen der Flüchtlinge.

Sehen Sie hier das Video zur Eröffnung der Erstaufnahmeeinrichtung:

Flüchtlingshelfer übergeben Brief

Lesen Sie auch: Neue Erstaufnahmeeinrichtung in Betrieb

Mehr Nachrichten aus Bayern lesen Sie hier!