Kino
Ein Filmheld trifft sein Original

Schauspieler Johannes Zeiler und Altlandrat Hans Schuierer haben sich bei den Dreharbeiten zu „Wackersdorf“ kennengelernt.

01.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr

Schauspieler Johannes Zeiler (links) und Altlandrat Hans Schuierer trafen in der Kantine des Landratsamts zum ersten Mal aufeinander. Foto: Lorenz

Hans Schuierer hat zum Glück ein wenig Zeit mitgebracht an diesem Vormittag, als er in der Kantine des Landratsamts verabredet ist – mit dem Mann, der ihn für das Kinopublikum im Politdrama„Wackersdorf“verkörpert. Als Schauspieler Johannes Zeiler schließlich in einer Drehpause mit weit über einer Stunde Verspätung im Trenchcoat hereingeeilt kommt, sind der Schwandorfer Altlandrat und Held des Widerstands gegen die WAA und „sein“ Darsteller gleich ins Gespräch über die Zeit der Massenproteste am Bauzaun vertieft – und Schuierer ist mit seiner Besetzung zufrieden. „Ich glaube, er passt gut für die Rolle“, sagt der 86-Jährige.

Intensiv auf den Dreh vorbereitet

Bis dato hatten sich Schuierer und der 47-jährige Schauspieler aus Österreich (siehe Infokasten) noch nie persönlich getroffen. Es sei schon aufregend, dem realen Helden, der damals unerschrocken gegen den Bau der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage kämpfte, plötzlich gegenüberzusitzen, sagt Zeiler. Bisher habe er ihn nur aus Fernsehdokumentationen gekannt, die er sich zur Vorbereitung auf die Dreharbeiten sehr intensiv angeschaut habe. Auch Schuierers Oberpfälzer Dialekt hat Zeiler, der aus der Oststeiermark stammt, geübt. In den Dialogen, die im Drehbuch stehen, sei er fit, freies Sprechen im Dialekt traue er sich aber nicht zu, räumt Feiler schmunzelnd ein.

Während der Altlandrat und der Schauspieler in der Mittagspause des 17. Drehtags ein paar Minuten die Gelegenheit haben, sich etwas näher kennenzulernen, erzählt Zeiler von Parallelen in Österreich, als das umstrittene Kernkraftwerk Zwentendorf dank einer Volksabstimmung nicht in Betrieb gehen konnte – und Schuierer berichtet mit einem schelmischen Grinsen, wie er einst anstelle des ausgeladenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß bei den Salzburger Festspielen einen Ehrenplatz bekam.

Wir waren mit der Kamera bei den Dreharbeiten am Schwandorfer Fußballplatz:

Bald aber ist die Mittagspause in der Kantine vorbei, die Dreharbeiten gehen weiter: Zeiler alias Hans Schuierer soll vor dem Landratsamt auf Demonstranten treffen und sie bitten, hereinzukommen und mit ihm zu diskutieren. Schuierers Büro hat das Filmteam nicht in seinem ehemaligen Dienstgebäude nachgebaut, sondern in einem alten Verwaltungsgebäude der BBI in Wackersdorf.

Für die originalgetreue Rekonstruktion hat Schuierer seinen früheren Dienstschreibtisch, den er vor einigen Jahren einmal ersteigert hatte, zur Verfügung gestellt. Auch seinen früheren Schreibtischstuhl hat Produzent Ingo Fliess aufgetrieben. Mit dem Ergebnis, das dieser ihm mit Hilfe eines Fotos zeigen kann, ist Schuierer sehr zufrieden – ebenso wie mit dem gut 120 Seiten dicken Drehbuch, das er kürzlich aufmerksam gelesen und für gut befunden hat. Nur Strauß, der im fertigen Film keinen Auftritt hat, sondern nur auf Plakaten zu sehen ist, sei ihm zu gut weggekommen, sagt Schuierer schmunzelnd.

Dass seine Person eines Tages im Zentrum eines Spielfilms stehen würde, hatte Schuierer zum ersten Mal vor sechs Jahren gehört. „Damals habe ich mir gedacht: Das ist interessant – man soll doch die Informationen für die nachfolgenden Generationen erhalten“, sagt er.

Auf die Frage hin, welchen Schauspieler er sich für die Rolle des Hans Schuierer hätte vorstellen können, muss Schuierer aber doch ein Weilchen überlegen. „Da bin ich nicht so im Bilde“, sagt er lachend. Einer fällt ihm aber doch ein: Matthias Brandt wäre für ihn persönlich eine Option gewesen, den man als Hauptkommissar Hanns von Meuffels aus dem Münchner Polizeiruf kennt.

Freude über das Interesse

Seit die Dreharbeiten für „Wackersdorf“ in Schwandorf laufen, wird Hans Schuierer wieder verstärkt auf die Vergangenheit angesprochen, doch das stört ihn nicht. „Es freut mich sogar, denn so sieht man, dass die Leute Interesse haben“, sagt er.

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