Leben
Das unheimliche Schloss in Fronberg

Hier sorgt Geist Adrian dafür, dass Schlossherr Hubertus Freiherr von Breidbach-Bürresheim seine Schlüssel ruhig mal verlegen kann.

03.08.2010 | Stand 16.09.2023, 21:07 Uhr

Fronberg. Als Hubertus von Breidbach-Bürresheim eines Abends spät von der Arbeit nach Hause kommt und ins Badezimmer will, findet er die Tür verschlossen vor. Der Schlüssel steckt von innen. „Aha“, denkt sich der Freiherr. „Jetzt habe ich einen Einbrecher erwischt.“ Da der Dieb im Badezimmer in der Falle sitzen musste, weil die Fenster davor vergittert sind, ruft Hubertus von Breidbach-Bürresheim die Polizei. Die Beamten brechen die Tür auf – und drinnen ist: niemand! „Das kann dann nur unser Schlossgeist Adrian gewesen sein“, sagt der Besitzer von Schloss Fronberg bei Schwandorf lapidar. Unter Geisterforschern zählt Fronberg zu den 15 unheimlichsten Schlössern in Bayern. Schlossherrn Hubertus, seine Frau Eva-Maria und die beiden 14 und 15 Jahre alten Kinder stört das nicht: Sie leben hier wie schon etliche Familiengenerationen vor ihnen.

Esszimmer hat 100 Quadratmeter

„Der Vorteil ist, dass man keine Streitereien hat“, sagt Hubertus von Breidbach-Bürresheim im Hinblick auf die Schlossgespenster. Wenn er einmal seinen Schlüssel verlegt, kann er alles auf Adrian schieben. Der war der Sohn von Goswin Freiherr von Spirinck, der in der Ahnentafel des Fronberger Barons zehn Generationen vor ihm auftaucht. Aus dem Geschlecht der Spirincks entstammt denn auch Hubertus’ Ur-Ur-Großmutter Caroline von Spirinck. Ihr Bildnis hängt noch heute in Schloss Nymphenburg in der Schönheitengalerie von Ludwig I.

Während der 49-jährige Hubertus von Breidbach-Bürresheim durch das 100 Quadratmeter große Esszimmer im Erdgeschoss seines Schlosses schreitet, fallen ihm auf Schritt und Tritt Anekdoten zu seinen Vorfahren ein. Das Familiengeschirr im verglasten Wandschrank stammt von Emmerich Joseph, einst Kurfürst von Mainz. „Das benutzen wir jetzt höchstens mal zum 85. Geburtstag meiner Mutter. Schließlich muss das ja alles per Hand gespült werden.“ Hubertus’ Großmutter hatte noch Küchenpersonal, aber heute erledigt die Familie den Abwasch selbst. „Mein Urgroßvater hatte ja auch noch 100 Pferde. Ich habe nur noch ein Motorrad“, sagt Hubertus von Breidbach-Bürresheim, der für den Außendienst eines Pharma-Großhandels in Pfreimd tätig ist.

Schätze in der Bibliothek

Die Zeit bleibt eben nirgends stehen. Obwohl: Auf Schloss Fronberg fühlt man sich vor allem in den Räumlichkeiten des Erdgeschosses ins 19.Jahrhundert zurückversetzt. In der Bibliothek stehen uralte Periodika und ein Fernsprechbuch für ganz Bayern aus den Anfängen des Telefonzeitalters. An der Wand hängt eine Autogrammkarte von Ludwig II. An einer Art Schlüsselbrett hängen Waffen aus Ritterszeiten. Mächtige Geweihe zieren den Treppenaufgang in den zweiten Stock – die Breidbach-Bürresheims waren leidenschaftliche Jäger. Hubertus ist lieber im örtlichen Kirwaverein aktiv. Oben angekommen, steht ein Modell des Schlosses, das sein ganzes Ausmaß deutlich werden lässt: 40000 Kubikmeter Raum wurden hier umbaut, das ist in etwa so viel wie für 40Einfamilienhäuser.

Hubertus, seine beiden Brüder und seine Schwester hatten nie Streit um das Erbe: Keiner wollte Fronberg haben. „Als ich es übernommen habe, war es eine Ruine“, sagt Hubertus. „Ich würde mir nie ein Schloss kaufen“, sagt er. „Aber wenn man halt schon eins hat…“ Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Andere Leute haben einen Porsche, für den sie sich dann die Reifen nicht leisten können, und ich habe eben ein Schloss, das ich mir nicht leisten kann.“ Dass er Fronberg nun mit seiner Frau, seiner Tochter, seinem Sohn, seiner Mutter und drei Riesenschnauzern bewohnen kann, erfüllt ihn jedoch mit großer Freude. „Früher, mit 22,23, interessierte mich das alles null. Auch meine Kinder interessiert es jetzt überhaupt nicht.“

Doch irgendwann begann er in den alten Schmökern in der Bibliothek zu blättern; und seit mittlerweile 25 Jahren forscht er ständig zur Geschichte seiner Familie und des Schlosses – einschließlich aller darin hausenden Schlossgespenster.