Lena hatte ihr Wunderjahr, jetzt kommt die Bewährung - Man kann schon sagen, dass Lena die berühmteste Deutsche des zu Ende gehenden Jahres gewesen ist. Für acht Wochen war sie es. Stichwort „wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands“ (Merkel über Lena). Unser Mädchen aus Hannover: spöttisch, keck und unverstellt natürlich gewann sie den Eurovision Song Contest in Oslo.
Als Themensetzer die Nummer 1: Thilo Sarrazin - Kein anderer hat die politische Diskussion in Deutschland 2010 so tiefgreifend und nachhaltig verändert wie Thilo Sarrazin. „Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist“, lautet eine seiner Kernforderungen. Das kostete ihn zwar seinen Posten bei der Bundesbank. Doch als Buchautor ist sein Einfluss ungleich größer. Seine These, dass die Deutschen aussterben werden wie die Indianer, wenn sie ihr „Geburtenverhalten“ nicht umgehend ändern, stößt bei der Mehrheit der Meinungsführer zwar auf Widerspruch. Aber noch vor Monaten wäre eine solche Ansicht gar nicht diskussionswürdig gewesen. Dass jetzt zur besten Sendezeit darüber geredet wird, ist der Grund, warum Sarrazin den Titel „Mann des Jahres“ verdient haben könnte. Völlig unabhängig davon, was man von ihm hält.
Mesut Özil verzauberte „einig Fußball-Land - 2010 mit dem WM-Wintermärchen in Südafrika war sein Jahr - der 8. Oktober sein ganz spezieller Tag. Ein Foto mit dem nur mit einem Handtuch bedeckten Mesut Özil und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft war nur der Höhepunkt einer wahren Hysterie um den deutsch-türkischen Fußballer. Nach der erhitzten Spätsommer-Debatte um die polarisierenden Äußerungen des Thilo Sarrazin zum Thema Integration erfreut sich Deutschland noch besonders an Özil und seiner Nationalmannschaft als Symbol für ein „einig Fußball-Land“. Özil ist längst die Symbolfigur einer geglückten Einbürgerungsstrategie.
Vettel, der Weltmeister von nebenan - Ihm liegt die Formel 1 zu Füßen. Jüngster Weltmeister darf sich Sebastian Vettel seit dem denkwürdigen 14. November nennen. Als er mit tränenerstickter Stimme seinem Team dankte, kullerten auch vor den Fernsehgeräten die Tränen. Vettel begeistert, Vettel rührt an, Vettel, das ist der Weltmeister von nebenan.
Lady Gaga ist die „Pop-Königin“ des Jahres - Schrill, frech und äußerst erfolgreich: Spätestens 2010 hat sich Stefani Germanotta alias Lady Gaga zur weltweiten Stil- Ikone gemausert. Sie posiert gerne halbnackt, nur in Absperrband gehüllt oder mit Sturmgewehren vor der Brust. Bei Konzerten sprüht ihr BH Funken, tanzt sie auf Pfennigabsätzen Pogo oder killt Stofftiere auf der Bühne. Die Pop-Welt ist ganz gaga, Teenager weltweit singen Songs wie „Poker Face“, „Bad Romance“ oder „Alejandro“ mit. Lady Gaga ist zurzeit das Maß aller Dinge im Musik- und Mode-Kosmos und auch im Internet, wo Clips und Infos über sie wie wild angeklickt werden. Bei Facebook gefällt sie mehr als 20 Millionen Menschen.
„Über-Bingo“: Christoph Waltz, Filmstar des Jahres - Mit ihm haben sich in der Oscar-Nacht viele gefreut: Für seine Darstellung des zynischen SS-Offiziers Hans Landa in Tarantinos Weltkriegsmärchen „Inglourious Basterds“ bekam der Schauspieler Christoph Waltz den Oscar als bester Nebendarsteller. Seinen Triumph - immerhin über die Mit-Nominierten Matt Damon, Woody Harrelson, Christopher Plummer und Stanley Tucci - nannte er in seiner Dankesrede „Über-Bingo“. „Ich werde mich niemals genug bedanken können. Aber ich kann damit jetzt beginnen.“
Das Doppelpack des Jahres: Die Guttenbergs - In Ermangelung eines „echten“ Königshauses haben die Deutschen dieses Jahr Zuflucht bei den Guttenbergs gefunden. Er, Karl-Theodor, ein Freiherr, Verteidigungsminister und hochgehandelter Kanzler in spe. Sie, Stephanie, eine Bismarck-Enkelin, Kinderschützerin und schöne Blondine mit Glamour-Faktor. Zusammen bilden sie nicht nur für bunte Blätter das Traumgespann sondern auch für politische Analysten ein interessantes Paar.
Ganz oben trotz tiefen Falls: Margot Käßmann - Nach einem Fehltritt alle Spitzenämter aufgeben, aber trotzdem das Sagen behalten. Das gelingt nicht vielen. Das zurückliegende Jahr von Margot Käßmann hat gezeigt, dass ein tiefer Fall einem nicht das Rückgrat brechen muss. „Ich kann nicht mit der notwendigen Würde im Amt bleiben“, sagte die beliebte Theologin am 24. Februar nach einer Alkoholfahrt mit 1,54 Promille und wirft als Bischöfin von Hannover und Chefin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hin. Reinen Tisch machen statt herumlavieren - ihre beschädigte Glaubwürdigkeit gewinnt Käßmann (52) damit schnell zurück. Auf dem ökumenischen Kirchentag in München im Mai wird sie fast wie ein Popstar gefeiert.
Der Wettermoderator Jörg Kachelmann im Tief - Jörg Kachelmann wird am 20. März am Frankfurter Flughafen festgenommen. Er soll seine frühere Geliebte vergewaltigt haben, Kachelmann bestreitet die Vorwürfe. Mehr als vier Monate sitzt er in U-Haft, am 6. September beginnt der Prozess, der wohl noch bis März 2011 geht.
Verliebt, verheiratet, vereint: Robbie Williams - Wer es 2009 versucht hatte, der musste 2010 scheitern: Robbie Williams konnte in diesem Jahr wirklich niemand mehr entkommen. Da war zunächst mal sein Privatleben. Es gab viel Liebesgeflüster mit Freundin Ayda Field, es gab sogar eine Hochzeit mit Ayda Field und es gab viel Gemunkel über Kinder mit Ayda Field. Aber daneben gab es natürlich eine Robbie-Williams-Platte und viel wichtiger: Die Wiedervereinigung mit seiner ehemaligen Boyband Take That