Wie viele Neumarkter sie kennen, ist der 47 Jahre alten Leiterin des Rotkreuz-Kindergartens im Altenhof jetzt erst bewusstgeworden. Immer wieder werde sie auf der Straße auf ihren Einzug in den Stadtrat angesprochen. Dann äußerten Bürger auch, was sie sich wünschen: „Da kommen ganz gute Vorschläge, die auch machbar sind“. Die neue CSU-Stadträtin wird auch immer wieder mit Wünschen junger Neumarkter konfrontiert: „Sie wollen eine attraktivere Stadt und daher ein Ganzjahresbad und ein neues Kino“. Aus beruflichem Interesse heraus will Gärtner eine Lücke so bald wie möglich schließen: „Neumarkt hat zu wenig Kindergartenplätze für Drei- bis Sechsjährige“.
Nach 18 Jahren als Landrat hat es Albert Löhner (65) geschafft, mit dem viertbesten Ergebnis auf der CSU-Liste erstmals in den Neumarkter Stadtrat einzuziehen. „Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass die Projekte, die beschlossen worden sind, endlich realisiert werden.“ Dafür strebt er ein enges Zusammenspiel zwischen Stadtführung, Verwaltung und Stadtrat an. „Hier kann noch einiges optimiert werden.“ Konkret denkt Löhner an wesentlich konkretere Vorlagen, die die Verwaltung dem Stadtrat vorlegen sollte. Das helfe, ein Zerreden der Themen im Stadtrat zu vermeiden. Weil Landratsamt und Stadtverwaltung vergleichbar seien, wisse er, was er damit verlange.
„Neumarkt ist zurzeit eine Stadt, die unter ihren Möglichkeiten bleibt. Da ich viel herumkomme, fällt mir das besonders auf.“ Für den Chef des Blitzschutz-Unternehmens in der Regensburger Straße war diese Erkenntnis der Anlass, sich auf die Kandidatenliste der CSU setzen zu lassen. Schon bei früheren Wahlen sei er gebeten worden für den Stadtrat zu kandidieren, verriet der 50-Jährige. Gerne würde er dafür sorgen, dass Neumarkt eine Stadthalle bekommt – und zwar eine im Bereich des früheren Hotel Wunder. Dieses Vorhaben ist seiner Meinung nach viel zu früh beerdigt worden. Mit einer Stadthalle könnte Neumarkt viele attraktive Kongresse bekommen.
Der 26-Jährige ist künftig der jüngste Stadtrat. Der bei der Nürnberger Versicherungsgruppe angestellte Neumarkter Vorsitzende der Jungen Union will mit seiner beruflichen und politischen Karriere allen Mut machen, die eine Mittelschule besuchen. „Ich habe die Hauptschule absolviert und dann gemerkt, was man mit dem bayerischen Bildungssystem und eigenem Antrieb daraus machen kann: Da ist noch eine ganze Menge möglich.“ Aus eigenen Erfahrungen und vielen Gesprächen mit jungen Neumarktern weiß er zudem, wie wichtig es wäre, wenn Neumarkt Standort einer Fachhochschule werden würde. Auch an anderen Bildungs- und Schulthemen ist er enorm interessiert.
Zwei Tage nach ihrem 59. Geburtstag legte die Leiterin des BRK-Seniorenzentrums Woffenbach ihren Eid als Stadträtin ab. „Zeit meines Lebens war ich in der Seniorenarbeit tätig“ – das will sie nun in der Stadtpolitik fortsetzen. Politik könnte Bürger dazu motivieren, ihr Potenzial für „Hilfe zur Selbsthilfe“ einzusetzen.
Dabei könnten sich nicht nur Senioren um Senioren, sondern auch Jugendliche um Senioren kümmern – oder umgekehrt. Obwohl sie in einer Einrichtung Verantwortung trägt, setzt die Neu-Stadträtin auf Lösungen, bei denen geistig und körperlich rüstige Senioren auf neue Möglichkeiten des altersgerechten Zusammenwohnens zugreifen könnten.
Richard Graf? Ach so heißt der „Goofy“ mit Namen wirklich! So dürfte es vielen gegangen sein, als sie merkten, dass der Mitorganisator der Benefiz-Veranstaltung „Pöllinger Weiherfest“ für den Stadtrat antritt. Der 55-Jährige steht nicht nur zu seinem Spitznamen, sondern auch als Pöllinger zu seinem Stadtteil. In der Debatte um den Dorfplatz findet er es schade, dass die Stadt das Distler-Areal wieder mit Wohnhäusern bebauen will. Diese Meinung, teilten auch viele Pöllinger, sagte er. Und er will dem Unmut über die Vorschläge zur Innenstadt-Gestaltung Ausdruck verleihen: Anstatt mehr Bäume entlang der Marktstraße zu pflanzen, sollte möglichst die Zahl der Parkplätze erhalten werden.
Der freiberufliche Bauingenieur ist von Null auf 100, vom interessierten Quereinsteiger zum CSU-Stadtverbandsvorsitzenden durchgestartet: Und jetzt ist der 47-Jährige Neuling im Stadtrat. „Ich finde es gut, dass es diese Verzahnung zwischen Stadtrat und Parteifunktion gibt.“ Er wird ähnlich wie früher Helmut Jawurek zusammen mit Peter Ehrensberger und Lissy Walter Stellvertreter des neuen Fraktionschefs Markus Ochsenkühn sein. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen würde er sich gerne im Werksenat einbringen. Zudem freut er sich auf den Kultur- und Verwaltungssenat, denn hier werde der Haushalt vorberaten. Und als Klassik-Fan ist er eh oft im Reitstadel Gast.
Der Mesner vom Mariahilfberg: Wer sich unter dem Namen nichts vorstellen konnte, tat das spätestens, als dieser Dienst im Steckbrief des 45-Jährigen erwähnt wurde. Ein Aha-Effekt, dem Reinhard Brock die Wahl in den Stadtrat zu verdanken hat. Doch er will sich nicht darauf ausruhen: „Ich stehe für bodenständige Politik und will mich für die ‚kleinen Leute‘ einsetzen. Und auch für Handwerker, ehrenamtlich Tätige und die vielen, die in Vereinen Verantwortung übernehmen“, sagte der gelernte Schmied, der auch bei der Werkvolkkapelle und der Kolpingsfamilie aktiv ist. Schon vor der ersten Stadtratssitzung hat er Wünsche gehört: „Das Ganzjahresbad soll daher kein Schnellschuss werden“.
„Ich bin gebürtiger Neumarkter: Mir liegen die Entwicklung der Stadt und ihre Menschen am Herzen“, sagt Peter Ehrensberger (53). Der studierte Betriebswirtschaftler und praktizierende Rechtsanwalt ist es eigentlich gewohnt, zielführend zu denken und handeln. Und daher missfällt ihm, dass die Stadt Neumarkt manch unnötige Geldausgabe getätigt habe. Sein betriebswirtschaftliches Denken und seine Vorliebe für Kultur will Ehrensberger einbringen, wenn er speziell im Verwaltungs- und Kultursenat vertreten sein wird. Nicht zuletzt wegen seiner beiden Kinder, die unter anderem bei den „Schloßspielen“ auftreten, ist er mit dem kulturellen Angebot vertraut.
Mit seinen 35 Jahren wird der Polizei-kommissar zu den Jüngeren in dem neuen Gremium gehören. Er wünscht sich, bei den vielen Themen einen Konsens im Rahmen einer interfraktionellen Zusammenarbeit herstellen zu können. Das solle jedoch immer unter der Maxime geschehen, dass Profil und Ideenfindung von sich selbst und der Fraktion nicht vernachlässigt werden. Meier findet es aktuell „noch unpassend“, konkrete Ziele, die umgesetzt werden sollten, zu benennen. Denn erst möchte er sich intensiv und so schnell wie möglich in die Materie einarbeiten, um sich dann auch eine „adäquate Meinung bilden zu können“. Dabei will er sich von langjährigen Räten beraten lassen.
Die Hauptmotivation für den Chefarzt der Medizinischen Klinik I als künftiger Stadtrat ist das soziale Engagement. Er erhoffe sich, im Stadtrat überparteilich aufgeschlossene und aufgeweckte Persönlichkeiten zu finden, „die mit mir Menschen unterstützen, die sich aktuell nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden“, so der aktuelle Präsident des Rotary-Clubs Nürnberg-Neumarkt. Für ihn sei schon immer „das Gute der Feind des Besseren. Und somit trete ich an, um mit meiner Arbeitsleistung und meinem Engagement das Leben in Neumarkt noch attraktiver zu machen“. Er wolle bewusst keine medizinischen Themen bei seiner politischen Arbeit besetzen, „um frei von jeglicher Diskussion einer Vorteilsnahme agieren zu können“.
Jetzt ist auch Günther Stagats Gattin Gisela im Stadtrat vertreten. Die 53-Jährige freut sich noch immer, dass es dieses Mal geklappt hat. 2008 war sie zwar auch nach vorne gewählt worden, aber es klappte nicht. Sie führt ihren Erfolg auch auf die Bekanntheit durch ihren Beruf zurück: Als gerontopsychiatrische Fachkraft im Betreuungsteam der Caritas für an Demenz erkrankte Menschen weiß sie viel darüber, was eine Stadt an Rahmenbedingungen verbessern kann. Zudem hört sie gerne Neumarktern zu, wenn sie sich über die Stadt äußern. „Ich denke, dass ich weiß, was bodenständige Politik bedeutet“, sagt sie – um fast im gleichen Atemzug eines zu betonen: „Es wird nicht so sein, dass der Stadtrat nun unser Eheleben bestimmt“.
Mit gemischten Gefühlen startet die bisher im Kreisrat vertretene 59-Jährige in den Stadtrat: „Ich bin vorgewarnt: Der Umgangston dort soll bisher nicht so sachorientiert gewesen sein, wie das im Kreistag war“. Außerdem missfällt Sigrid Steinbauer-Erler, dass nun auch im Stadtrat – wie am vergangenen Freitag bei den Landrat-Stellvertretern passiert – CSU und SPD schon vorher die Bürgermeister-Positionen ausgekartet hätten. „Es gibt vier große Fraktionen, da sollte man eigentlich vier Positionen vergeben – und nicht mit Ruth Dorner die von den Bürgern als Stimmenkönigin gewählte, bisherige Bürgermeisterin ausschließen“, sagt sie. In die Stadtpolitik will sie ihre Erfahrungen als VdK-Bezirksgeschäftsführerin einbringen.